Warum in Konstanze Breitebners Krimi-Debüt just der Regisseur sterben muss

Konstanze Breitebner
Die Mimin und Drehbuchautorin gibt mit "Tod auf der Unterbühne" ihr Krimi-Debüt – und spricht über tyrannische Regisseure

Man kenn sie aus zahlreichen Theater- und TV-Produktionen und auch als versierte Drehbuchautorin hat sich Konstanze Breitebner (64) schon längst einen Namen gemacht. Ihr erstes Drehbuch „Paradies in den Bergern“ entstand 2004. Jetzt hat sie sich an ihren ersten Krimi gewagt – eine persönliche Liebeserklärung an das Theater, wie sie selbst sagt.

„Tod auf der Unterbühne“ spielt in einem Sommertheater in Niederösterreich („Das Theater kann man gut erkennen, weil da gibt es ja nur eines, die Arenabühne in der Rosenburg. Ich hab die Handlung dorthin verlegt, weil ich es so liebe, dort zu spielen, und so glücklich war dort und so liebe Kollegen hatte.“), wo man für Shakespeares „Sommernachtstraum“ probt. Und plötzlich liegt der tyrannische Regisseur tot auf der Unterbühne.

Machtmissbrauch

„Es war tatsächlich schwierig zu entscheiden, wer ermordet wird, bis ich mich an eine Theaterproduktion erinnert habe, wo ich den Namen verdrängt hab. Mit dem Regisseur bin ich wirklich angeeckt und es ist nicht lösbar gewesen. Egal, was ich gemacht hab, es war alles falsch. Und dann hab ich mir gedacht, in einem Roman gehe ich zum Äußersten und bringe ihn um“, erzählt sie lachend im KURIER-Talk. 

Die aktuelle MeToo-Kampagne findet also auch Niederschlag in Breitebners Krimi-Debüt. Und sie stellt sich auch die Frage, warum denn keiner eingeschritten ist. „Ich glaube, das ist so ein Mechanismus, auch in anderen Branchen, dass man schon zueinander stehen oder auch Konfliktlösungen anbieten könnte. Hätte sich jemand dazwischen gestellt damals, wäre ich nicht so verkrampft gewesen. Ich war furchtbar schlecht in der Produktion. Aber der Vorgang hat mich interessiert und den beschreibe ich in dem Buch, glaube ich, ganz gut. Diese emotionalen Gefängnisse, die da entstehen.“ 

Das ganze Interview:

KURIER Talk mit Konstanze Breitebner

Überhaupt gewährt sie in ihrem Werk tiefe Einblicke in die Theaterwelt.

„Für uns ist das selbstverständlich, aber für jemanden, der das nicht kennt, sind viele Rituale merkwürdig. Ich habe versucht, zu beschreiben, warum das so ist. Und das, was nach außen hin ,spinnad’ wirkt, einen Grund hat. Ich bin sehr abergläubisch und am Theater sind viele andere das auch, deshalb haben wir auch unsere Rituale. Da habe ich versucht, den Vorhang zu lüften und Einblick zu geben.“

Übrigens, Breitebner klopft immer vor dem ersten Auftritt auf den Bühnenboden, „damit er mich tragen möge. Dann gibt es so eine Atemübung, die ich mache. Ich muss voll in Maske und Kostüm sein. Ich darf auf keinen Fall die Zuschauer davor sehen und Gott behüte, wenn mir jemand über die rechte Schulter spuckt“, erzählt sie augenzwinkernd.

Große Freiheit

Das Schreiben des Krimis fand sie gegenüber dem Drehbuchschreiben als „große Freiheit, weil ich konnte doch eine schöne Strecke der Arbeit einfach losschreiben, verweilen, wo es mich interessiert, überspringen, wo ich nicht so gerne hinschaue und meine Figuren entwickeln lassen. Beim Drehbuch ist die Struktur viel, viel strikter und viel genauer vorgegeben. Und hier dürfen sie ein bisschen länger dialogisieren, wenn sie wollen, und im Drehbuch gibt’s dann drei Sätze und die müssen genau passen.“

Sollte ihr Buch verfilmt werden, könnte sie sich sehr gut Cornelius Obonya als „Puck“ und Nicholas Ofczarek als den Regisseur vorstellen. Und eine Idee für den nächsten Mord hat Breitebner auch schon, also stehen die Chancen gut, dass es auch bald einen zweiten Krimi von ihr geben wird. „Ich hoffe sehr, ja!“

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