Josephine Bloéb über die Situation der Künstler: "Wir müssen am längsten durchhalten"

In der „Soko-Donau“-Folge „Ausgetrickst“ spielt Josephine Bloéb die Kellnerin Vanessa Swirsky
Die Schauspielerin dreht derzeit eine neue Folge „Soko Donau“ und arbeitet an einem Shakespeare-Stück.

Sie kommt aus einer berühmten Schauspielerfamilie (Mama Ute Heidorn, Papa Gregor Bloéb und Onkel Tobias Moretti – sowie auch Stiefmutter Nina Proll), geht aber längst ihren ganz eigenen Weg.

Im Interview mit dem KURIER spricht Josephine Bloéb (28) über die derzeitigen Herausforderungen des Künstlerdaseins, die fehlende Wertschätzung von Seiten der Politik, die Projekte, an denen sie gerade arbeitet und ob ihr „gute“ oder „böse“ Rollen besser liegen.

„Ich beobachte mit großer Sorge, dass es bei so gut wie allen Theatern aufgrund der aktuellen Lage zu massiven finanziellen Engpässen kommt, an allen Ecken und Kanten muss Geld gespart werden. Besonders die nicht staatlich subventionierten Off-Theater können sich kaum noch über Wasser halten. Es gibt deswegen sehr viel weniger freie Stellen für alle Schauspielerinnen und Schauspieler. Mir ist es auch passiert, dass mir ein tolles Haus, mit dem ich wahnsinnig gern zusammengearbeitet hätte, absagen musste, weil es sich keine weiteren Gäste mehr leisten kann“, so Bloéb im KURIER-Interview.

„Es herrscht ein allgemeines Unwissen, weil keiner uns auch nur ansatzweise mitteilen kann, wie und wann Kultureinrichtungen wieder aufsperren dürfen. Wir müssen am längsten durchhalten, wir stehen hinten an und wir sind immer die Letzten, die erfahren, was nun unser Status quo ist“, meint sie.

„Wenn ich an die vielen leeren Kinos denke, die seit Monaten kein Publikum mehr gesehen haben, werde ich sehr wütend und bete dafür, dass dieser wichtige Teil unserer Szene nicht in Vergessenheit gerät.“

Soko-Donau-Dreh

Die gebürtige Tirolerin dreht derzeit in Bad Ischl für die Folge „Ausgetrickst“ der beliebten ORF-Serie „Soko Donau“. „Ich bin wirklich dankbar darüber, dass ich meinen Beruf ausüben darf, das war letztes Jahr großteils nicht so“, so die Schauspielerin.

„Während des ersten Lockdowns, im Frühling 2020, war ich für mehrere Monate arbeitslos ohne Einkommen und hatte, wie viele andere Künstler auch, die auf der Bühne stehen, quasi ,Spielverbot’. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen wird. Es gab immer wieder Tage, an denen ich dachte, dass ich nie wieder spielen kann“, erzählt sie.

„Momentan geht es bei mir zum Glück wieder bergauf, weil unter gewissen Voraussetzungen wieder gearbeitet wird.“

Josephine Bloéb könnte sich auch durchaus vorstellen, längerfristig eine Rolle in einer Serie zu übernehmen. „Es würde mir sicher Spaß bereiten, eine Figur über mehrere Staffeln zu kreieren und dann herauszufinden, in welche Richtung sie sich verändert und weiterentwickelt. Ich schaue selber privat mehr Serien als Filme an, manchmal auch bis spätnachts. Es wäre schon amüsant, die Zuschauer mit Cliffhangern und schlaflosen Nächten wach zu halten.“

Und da wäre es ihr egal, ob sie die Gute oder die Böse wäre, Hauptsache, sie kann „ihre“ Figur „lieb haben und deren Kern so wie eine Wissenschaftlerin erforschen“, wie sie sagt.

Authentische Rollen

„Ich entdecke bei einem typischen Bösewicht im Film oder auf der Bühne immer eine komödiantische Seite, über die ich lachen kann, genauso wie den lustigen Narren immer eine gewisse Verletzlichkeit, Traurigkeit oder Einsamkeit umgibt. Das macht eine Rolle für mich authentisch.“

Ihr persönliches liebstes Filmzitat stammt übrigens aus der britischen Dramedyserie „Fleabag“ (von und mit Phoebe Waller-Bridge in der Hauptrolle – eines ihrer großen Vorbilder). „I took half an hour trying to look nice and I ended up looking amazing (Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um gut auszusehen, und am Ende sah ich fantastisch aus). Das Zitat passt zu jedem Feiertag im Jahr.“

Shakespeare-Stück

Neben ihrem „Soko-Donau“-Engagement arbeitet sie derzeit auch im Stadttheater Klagenfurt an einem klassischen Shakespeare-Stück. Sie wird in „Was ihr wollt“ eine Hauptrolle, die Viola, übernehmen.

„Diese junge Dame überlebt einen Schiffbruch, hat Familie, Herkunft und ihre Identität verloren, tritt als Mann verkleidet mit einem neuen Namen in den Dienst eines Herzogs und verursacht ein riesiges Liebeschaos“, so Bloéb.

„Ich möchte sie unbedingt weiter kennenlernen und an ihr herumtüfteln – vorausgesetzt, wir dürfen das Stück bald aufführen.“

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