Gregor Bloéb: "Meine große Liebe ist das Theater"
Fad wird ihm bestimmt nicht, schließlich hat Schauspieler Gregor Bloéb (55) kürzlich die künstlerische Leitung der Tiroler Volksschauspiele in Telfs übernommen und da möchte er "Die sieben Todsünden" auf die Bühne bringen.
"Wir haben die Todsünden neu erörtern lassen. Die Welt hat sich verändert, ist verrückt geworden, wir verstehen sie nicht mehr ganz. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Todsünden verändert haben", erzählt der gebürtige Tiroler in der Sendung "Herrlich ehrlich – Menschen hautnah". "Geiz ist irgendwie geil geworden und direkt sein ist sowieso eine Pflichtangelegenheit. Und Trägheit bis in die Depression, dass man sich dann gar nicht mehr bewegen kann. Sieben Autoren haben daran geschrieben."
Erotischer Reigen
Am 18. Februar wird er mit seiner Ehefrau Nina Proll und musikalischer Untermalung im Wiener Theater Akzent aus Schnitzlers Skandalstück, dem erotischen "Reigen" lesen. "Der Skandal besteht einfach darin, dass das Spiel der Sexualität zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen den Ständen und Hierarchien auf die Bühne gebracht wurde, ohne dass man den eigentlichen Akt sieht, sondern immer nur das Vorspiel und das Nachspiel. Und wir wissen aus Erfahrung, dass das oft unterschiedlich sein kann", so Bloéb.
Mit seiner Frau oder mit seinem Bruder Tobias Moretti zu arbeiten, macht für ihn nicht viel Unterschied als mit anderen Kolleginnen oder Kollegen. "Ab einer gewissen Qualität ist das vollkommen wurscht. Es ist mir ja auch auf der Bühne total egal, ob das ein Kollege ist, den ich mag oder nicht und ob ich mit dem danach gerne ein Bier trinke oder nicht", meint er. "Es muss einfach funktionieren und ab einem gewissen Level ist das wurscht, vergleichbar damit, dass du jeden guten Fußballer in eine andere Mannschaft hineinschmeißen kannst."
Dancing Stars
Apropos hineinschmeißen, 2006 wurde er auch quasi aufs Dancing-Stars-Parkett – er hat mit Michaela Heintzinger getanzt – geschmissen. Etwas, was er wirklich geliebt hat, wie er erzählt. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, da mitzumachen und mit den Besten zu arbeiten und auch eine sportliche Herausforderung."
Überhaupt würde er jedem Manager raten, einen Tanzkurs zu besuchen. "Es ist ein partnerschaftliches Führen. Das heißt ja nicht, ich bin jetzt der Stärkere, sondern ich gebe dir eine Möglichkeit, mit mir zu gehen. Wenn du dich anders entscheidest, muss ich dir sofort eine andere Möglichkeit bieten. Und für alle Führungspersönlichkeiten ist das eine sehr gute Übung. Jeder Supermanager sollte einen Tanzkurs machen. Führung hat nichts mit Druck und 'Du musst' zu tun, sondern damit, dass ich dich begleite."
Eben auch wie in einer Ehe. "Ich hab da die ganz einfache Regel: Alle Wünsche, die meine Frau hat, bemühe ich mich zu erfüllen. Und umgekehrt ist es genauso." Und nicht nur seine Frau, sondern auch das Theater ist seine große Liebe. "Es ist einfach der direkte, unmittelbare Kontakt. Beim Film ist man mehr abhängig von Regie, oder von einem Cutter. Du kannst die beste Szene der Welt spielen, wenn sie falsch aufgenommen oder geschnitten ist, kommst du wie ein Volldepp daher."
Im Herbst wird Bloéb übrigens die Eröffnungsoper "Der Barbier von Sevilla" in Salzburg inszenieren. Sehen Sie das Interview mit Gregor Bloéb in voller Länge hier:
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