Nina Proll: Schauspielerinnen "haben es schwerer"
Von Gabriele Flossmann
Sexuellen Annäherungsversuchen von Männern steht sie positiv gegenüber und ist bereit, diese zunächst einmal als Kompliment zu verstehen. Mit diesem Facebook-Posting zur aktuellen Debatte über sexuelle Belästigungen zeigte sich einmal mehr: Nina Proll liebt die Kontroverse und scheut auch nicht vor einem entsprechenden Shitstorm zurück. Und damit es nicht zu Missverständnissen kommt, hält sie dazu im KURIER-Interview fest, dass sexy Kleidung aber keineswegs als Einladung zu verstehen sei und dass es sie überhaupt nerve, wenn Frauen nach ihrem Look beurteilt werden.
Mit "Anna Fucking Molnar", dem neuesten Film der "Vorstadtweiber"-Regisseurin Sabine Derflinger, gibt Proll – gemeinsam mit Ursula Wolschlager – ihr Debüt als Drehbuchautorin. In ihren (selbst)ironischen und bissigen Dialogen liefert sie originelle Wortmeldungen zum Thema "Und ewig lockt das Weib" und zur Frage "Zum Teufel mit den Männern".
An Nina Prolls Seite agiert ihr Ehemann, Gregor Bloeb, als sexbesessener Theaterdirektor. Und Murathan Muslu macht als Feuerwehrmann nicht nur mit seinem gut gebauten Körper auf Anna Molnar Eindruck. Auf jeden Fall geht es alles andere als politisch korrekt zu. Gedreht wurde auch während der letzten ROMY-Verleihung in der Wiener Hofburg.
KURIER: Sollte der Film nicht eher "Anna Fucking Schnitzler" heißen? Denn er erinnert viel mehr an Schnitzlers "Reigen" als an eines der Stücke von Ferenc Molnár.
Hatten Sie Bedenken, sich quasi eine Hauptrolle auf den Leib zu schreiben?
Wir Frauen warten in vielen Fällen darauf, ob uns irgendjemand erlaubt, etwas Außergewöhnliches zu tun. Oder wir denken: Ich mach dieses und jenes, wenn die Kinder groß sind. Das ist eine beliebte weibliche Ausrede. Oder: Mein Mann oder Partner ist eh so viel weg, da muss ich bei den Kindern bleiben. Was natürlich alles Quatsch ist! Und daher habe ich mich einmal selbst beim Schopf genommen und gesagt: Jetzt schreibst du einfach alles auf, was dir so in den Sinn kommt und dann ziehst du das Ganze auch durch!
Das Schreiben eines Drehbuchs ist eine eher einsame Beschäftigung. Die Schauspielerei ist dagegen eine Tätigkeit, mit der man sich dem Beifall, aber auch der Kritik vieler Menschen aussetzt. Sie haben beides probiert. Was liegt Ihnen mehr?
Ich muss zugeben, dass mich der Schauspielberuf von Anfang an fasziniert hat, weil ich gesehen werden will. Das hat sicher mit dem Wunsch nach Selbstbestätigung zu tun, aber auch mit dem Drang, große Emotionen aus mir hervorzuholen und mit möglichst vielen anderen Menschen zu teilen. Seit meiner Kindheit habe ich eine Unzahl an Gefühlen in mir aufgestaut und ich habe sicher die Schauspielerei als Ventil gebraucht, um sie zu verarbeiten. Dass man dafür bisweilen auch Kritik einstecken muss, gehört zum Geschäft. Und Kritik hat ja auch positive Seiten, wenn sie nicht verletzend ist.
Trotz Ihrer Liebe zur Schauspielerei bereiten Sie ja schon Ihr nächstes Drehbuch vor. Was wird das sein?
Gemeinsam mit Ursula Wolschlager arbeite ich tatsächlich schon wieder an zwei Drehbüchern. Eines wird eine Geschichte rund um mehrere Frauen sein, und das andere basiert auf einem Roman, in dem es um österreichische Innenpolitik geht. Mehr kann ich darüber noch nicht sagen. Auf jeden Fall aber möchte ich weiterhin Drehbücher schreiben, weil ich mir dann Rollen schreiben kann, die ich gerne spiele und die mir sonst nicht angeboten würden.
In Hollywood klagen Schauspielerinnen, dass die Rollenangebote weniger werden, wenn man über 40 ist. Wie sehen Sie die Situation in Österreich?
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