"Dschungelkind" Sabine Kuegler wurde sterbenskrank und suchte im Urwald nach Heilung
Die unglaublichsten Geschichten schreibt wohl das Leben selbst, so wie die von Sabine Kuegler (51). Geboren als Tochter zweier deutscher Missionare und Sprachforscher in Nepal, wuchs sie beim indigenen Stamm Fayu im tiefsten Dschungel Westneuguineas auf.
Erst mit 17 kehrte sie nach Europa zurück. Über ihre aufregende Kindheit und ihr schwieriges Leben zwischen diesen zwei völlig unterschiedlichen Kulturen hat sie 2005 den Bestseller „Dschungelkind“ (wurde 2011 sogar verfilmt) geschrieben.
„Der Unterschied ist, dass die Kultur im Dschungel mehr mit der Gemeinschaft zu tun hat. Man hat keine Identität, man ist Teil einer Gruppe, man hat keine Privatsphäre, weil nur als Gruppe kann man überleben. Im Westen hat das Überleben damit zu tun, dass man eine Identität haben muss, dass man Privatsphäre hat, dass man auch viel mehr Freiheiten hat, aber dafür ist man nicht so geschützt wie im Urwald. Also eigentlich genau das Gegenteil“, erzählt sie in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Sabine Kuegler
2012 erkrankte die vierfache Mutter schwer, galt als austherapiert und fasste den mutigen Entschluss zurück in den Dschungel zu kehren, um nach einem Heilmittel zu suchen. Fast fünf Jahre dauerte ihre Reise, bis sie auf einen Schamanen traf, der das richtige Heilmittel zusammenbraute.
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„Das Einzige, was mich vorangetrieben hat, war, dass ich meinen Kindern versprochen habe, ich komme wieder. Das war das, woran ich mich festgehalten habe. Sonst hätte ich gesagt: Okay, ich hatte ein schönes, buntes Leben und meine Zeit ist zu gehen. Aber daran habe ich mich festgehalten, über die Grenze hinaus, was ein Mensch eigentlich aushalten kann. Das war ja jahrelanges durch den Urwald Laufen, im Urwald schlafen, in Hütten schlafen. Und dann noch krank zu sein.“
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In dieser langen Zeit verlor sie sich wieder völlig in der Stammeskultur, wurde wieder eine von ihnen und wäre fast nicht mehr zurückgekehrt. „Ich hatte auch so Angst zurückzugehen. Ich war jahrelang in einer Kultur, die ich nicht verstand, wo ich Angst hatte und jetzt war ich wieder in einem Leben, das ich kannte. Ich bin ja immer wilder geworden. Ich bin immer tiefer in den Urwald hineingekommen“, erzählt sie.
Die Mutterliebe war aber dann doch stärker und mittlerweile findet sie sich auch in der westlichen Kultur viel besser zurecht. „Weil ich zum ersten Mal verstehe, warum ich anders bin.“
Kuegler hat auch ein viel intensiveres Gespür für Emotionen und ihre Umgebung, denn im Dschungel musste sie um zu überleben lernen, „die Natur zu hören, alles um mich herum zu analysieren“.
Von den Fayu könnten wir übrigens auch einiges lernen. „Der Grund, warum die Menschen dort zufriedener sind, ist der, weil ihr Leben auf Gesellschaft, Freundschaft und Familie basiert. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass man sich hier mehr auf das Miteinander fokussiert. Großzügig sein, nicht zu wertend, nicht immer zu kritisieren. Ein Lächeln kostet nichts, freundlich sein kostet nichts.“
Über ihre aufregende Reise zurück in den Dschungel hat sie jetzt das Buch „Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind“ (Westend Verlag) geschrieben.
Was für sie Heimat bedeutet, ob sie ihre Kinder je mit in den Dschungel genommen hat und warum Zeit immer noch ein bisschen ein Problem ist, sehen Sie im Video oben.
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