Anschuldigungen gegen Al-Fayed: 37 Frauen verklagen Harrods und Ritz

Mohamed Al-Fayed
Mutmaßlich betroffene Frauen kommen laut Anwälten aus Malaysia, Australien, Italien, Rumänien, den USA und Kanada.

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen den verstorbenen ägyptischen Unternehmer Mohamed Al-Fayed kommt auf das Londoner Luxuskaufhaus Harrods sowie das Pariser Nobelhotel Ritz eine Klagewelle wegen mutmaßlicher sexueller Gewalttaten ihres früheren Besitzers zu. Zivilklagen von mindestens 37 Frauen aus der ganzen Welt würden eingereicht, kündigten am Freitag die Anwälte Bruce Drummond und Maria Mulla in London an.

Das Anwaltsteam verglich die Dimension der nach ihren Angaben von Al-Fayed begangenen "systematischen" Gewalttaten mit den Anschuldigungen gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein und gegen den 2019 in der Haft verstorbenen US-Investor Jeffrey Epstein. Die betroffenen Frauen stammen nach diesen Angaben aus Malaysia, Australien, Italien, Rumänien, den USA und Kanada. Einige von ihnen waren demnach zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Al-Fayed war im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren gestorben.

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Am Donnerstag hatte der britische Sender BBC in einer Dokumentation mit dem Titel "Al Fayed: Predator at Harrods" (in etwa: "Al-Fayed: Der Sexualstraftäter bei Harrods") über die mutmaßlichen Vergewaltigungen, körperliche Gewalt und sexuellen Übergriffe durch Al-Fayed berichtet. Darin sagten fünf ehemalige Harrods-Angestellte aus, sie seien von dem Unternehmer vergewaltigt worden, fünf weitere berichteten von Vergewaltigungsversuchen, 13 weitere wurden nach eigenen Angaben von ihrem Chef sexuell belästigt. Ein früherer Harrods-Manager sagte der BBC, die sexuellen Übergriffe des Chefs seien in dem Unternehmen allgemein bekannt gewesen.

Den Anwälten der mutmaßlichen Opfer zufolge erstreckte sich der "systematische Missbrauch" über einen Zeitraum von 25 Jahren - "mit dem Wissen von Harrods". Al-Fayed sei "ein Monster" gewesen, das von einem "System" gedeckt worden sei, sagte der Anwalt Dean Armstrong. Der Kaufhausleitung warf er "eklatantes Versagen" vor. Bei den Klagen gehe es daher um "viel mehr" als finanzielle Entschädigung.

Die US-Frauenrechtsanwältin Gloria Allred sprach von einer "Stunde der Gerechtigkeit" für die betroffenen Frauen. Sie betonte, dass die Übergriffe nicht auf Harrods allein beschränkt gewesen seien. Sie hätten sich auch im Ritz und in der Pariser Residenz des Geschäftsmannes zugetragen. Al-Fayeds Übergriffe seien allgemein bekannt gewesen, aus Angst hätten die Opfer jahrelang geschwiegen.

Mohamed Al-Fayed war der Vater von Dodi Al-Fayed, der 1997 gemeinsam mit Diana, der geschiedenen Frau des damaligen britischen Thronfolgers Prinz Charles, bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen war. Im Jahr 2010 hatte Al-Fayed Harrods für geschätzt umgerechnet rund zwei Milliarden Euro an einen Investitionsfonds des Emirats Katar verkauft.

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