Andrea Bocelli spricht über den Unfall, der zu seiner Erblindung führte

Andrea Bocelli und Ehefrau Veronica Berti beim Toronto International Film Festival (TIFF)
Beim Toronto International Film Festival (TIFF) feierte die Musik-Doku "Andrea Bocelli: Because I Believe" Premiere.

Das 49. Toronto International Film Festival (TIFF) ist diese Woche mit der Premiere von David Gordon Greens "Nutcrackers" eröffnet worden. Ben Stiller spielt in dem Comedy-Drama einen Workaholic aus Chicago, der sich nach einer Tragödie plötzlich um ein Quartett schelmischer Waisenjungen sowie um eine Farm in Ohio kümmern muss. Nach der Eröffnung am Donnerstagabend (Ortszeit) werden bis zum 15. September mehr als 250 internationale Filmproduktionen gezeigt, darunter mehrere Musik-Dokus etwa über Elton John, Bruce Springsteen - und Andrea Bocelli.

In dem Film "Andrea Bocelli: Because I Believe", der am Samstag erstmals auf dem Festival gezeigt wurde, spricht der Musiker laut dem US-People-Magazin auch über einen großen Wendepunkt im Leben.

Als Bocelli zur Welt kam, war sein Sehvermögen durch einen angeborenen Grünen Star beeinträchtigt. Mit zwölf wurde der Bub aus der Toskana von einem Fußball im Gesicht getroffen. Wenig später war er blind. Trotzdem reitet er bis heute, fährt Ski und - mit Hilfe eines Sozius' - auch Motorrad.

"Ich erinnere mich sehr gut an die Welt"

"Als Kind galt ich als extrem kurzsichtig. Ich konnte alles sehen, aber nur aus der Nähe", schildert Bocelli in seiner Doku. "Ich erinnere mich sehr gut an die Welt, die ich sah. An die Farben, an alles. Wie könnte ich diese Erinnerungen vergessen?" Auch Bruder Alberto kommt laut People zu Wort. "Andrea wurde im Alter von dreieinhalb Jahren wegen eines angeborenen Glaukoms 13 Mal in Turin operiert", erklärt er. "Es war eine Tortur." Im Alter von sieben Jahren sei Bocelli in ein Internat für "Sehbehinderte" geschickt worden, da "keine örtliche Schule ihn aufnehmen wollte", so Alberto. "Er kam nur in den Ferien nach Hause. Wir haben ihn dann einmal im Monat besucht", erzählt er weiter. 

Der Unfall, der zu Bocellis Erblindung führte, passierte People zufolge im Internat. "Eines Tages, als ich (Fußball) spielte, war ich der Torwart. Keine Ahnung, warum, denn ich war zuvor noch nie Torwart gewesen", erinnert er sich. "Und ich würde auch nie wieder Torwart sein. Ein Ball traf mich mitten im Gesicht. Durch diesen Schlag erlitt ich eine Blutung, und der Rest ist Geschichte."

Die Zeiten, dass er klagte "Die Tragödie ist, dass die Leute nicht aufhören, um etwas Aufhebens zu machen, was sie als tragisch empfinden - aber ich nicht" sind vorbei, sagte er einmal. 

Fast zeitgleich mit der Erblindung gewann Bocelli seinen ersten Gesangswettbewerb, mit "O sole mio". Zudem lernte er Klavier, Flöte, Klarinette und Saxofon. Der Deutschen Presse-Agentur erzählte er einmal: "Mein Herz hat immer schon für die Musik geschlagen. Ich habe schon als Kind das Repertoire der Meistertenöre geliebt und gesungen." Sein Idol war der italienische Heldentenor Franco Corelli. Nach der Matura studierte er Jus und arbeitete als Rechtsanwalt.

Bis ihn 1992 der italienische Softrocker Zucchero entdeckte, der sich bei Luciano Pavarotti eine Absage eingehandelt hatte und nun auf der Suche nach einem anderen Tenor war. In den ersten Jahren der Karriere sang Bocelli hauptsächlich Pop. Später verlagerte er den Schwerpunkt auf Klassik, trat in bekannten Opernhäusern auf und auch bei Pavarotti&Friends. Die ganz große Anerkennung bekam er in der klassischen Fachwelt aber nie. Egal: Mit seinem Album "Sì" schaffte er es 2018 erstmals sogar auf Platz eins der US-Albumcharts. Fürs jüngere Publikum ging er mit Dua Lipa und Ed Sheeran ins Studio.

Mit seiner zweiten Ehefrau Veronica Berti lebt Bocelli seit vielen Jahren im noblen Badeort Forte dei Marmi an der Küste der Toskana. Die beiden haben eine Tochter. Mit dem jüngsten seiner beiden Söhne aus erster Ehe, Matteo, tritt Bocelli inzwischen gemeinsam auf.

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