KURIER: Wie unterscheidet sich die Premiere der neuen – dritten – Staffel von der ersten?
Luke Newton: Wir haben diesmal keine Angst, weil das Publikum der Serie irre positiv gegenübersteht.
Nicola Coughlan: Ja, mit der ersten Staffel waren wir mitten in der Covid-Pandemie und wussten überhaupt nicht, wie das aufgenommen wird. Und dann war es ein Riesenerfolg, aber wir konnten das fast nicht verdauen, denn wir waren alle so isoliert voneinander. Vor ein paar Tagen, bei der Premiere, saßen wir mit richtigen Fans im Kino und die Leute klatschten und kommentierten. Das war großartig, denn wir drehen die Serie ja in einem Warenhaus in West London und sind von der Welt abgeschnitten.
Penelope und Colin haben sich stark weiterentwickelt in der Geschichte. Gab es Elemente, die Ihnen besonders wichtig waren?
Luke Newton: Was wirklich gut gelungen ist, sind die intimen Momente, von denen wir wissen, dass sie die Lieblingsszenen der Fans sind. Die Fans haben jahrelang darauf gewartet, dass die beiden zusammenkommen. Bei der Premiere haben die Leute geschrien vor Freude.
Nicola Coughlan: Und das war nur die erste Folge! Diese Szenen waren harmlos im Vergleich zu dem, was noch kommt. Wenn die schon jetzt schreien, wie werden sie Folge vier aushalten?!
Die Anziehungskraft zwischen Penelope und Colin ist elektrisch ...
Nicola Coughlan: Ja, weil wir das Privileg hatten, diese Charaktere über die Spanne von zwei Staffeln zu spielen, sie zu leben uns die Backgroundstory vorstellen konnten. Das half, denn beim Fernsehen haben wir nicht den Luxus proben zu können. Wir müssen es einfach drehen und aufs Beste hoffen. Dazu kommt, dass beide Figuren Außenseiter sind, und damit können sich die Zuschauer identifizieren. Die beiden sind alles andere als cool, und wenn sie zueinanderfinden, ist das wirklich wunderbar.
Luke Newton: Die Chemie zwischen den beiden stimmte ja immer, aber jetzt sieht Colin sie in einem anderen Licht. Sie wurde immer niedergemacht, von der Gesellschaft, von ihrer eigenen Familie, die sie in eine gewisse Schublade stellte. Was Colin so zu ihr hinzieht, ist, dass sie größere Träume hat.
Wann haben Sie kapiert, wie sexy Ihre Charaktere in dieser Staffel sind?
Luke Newton: Bei den Kostümproben! Die verraten, wo die Geschichte hingehen wird, lange bevor du die Drehbücher kriegst.
Nicola Coughlan: Luke schickte mir Fotos von sich, und ich habe verstanden, wie sehr Colin sich verändert. Die Garderobieren, die Crew haben auf das gewartet, jetzt können sie uns endlich die wirklich guten Kostüme geben. Es ist wie die Szene in „Pretty Woman“, wenn sie endlich shoppen darf.
Ich würde Sie beide gern zurückführen, zu Ihrem ersten Drehtag 2019. Wie war das für Sie?
Luke Newton: Meine erste Szene war die, in der Eloise „Daphne!“ ruft, weil sie verspätet ist. Ich verstand da, dass Colin ein frecher Bub ist. Ich war komplett überwältigt, weil ich nie zuvor an einer so riesigen Produktion gearbeitet hatte. Und dann die Reaktion, als die Serie am Christtag 2020 rauskam. Damit hatte niemand gerechnet. Das war der Moment, in dem wir kapiert haben, dass unser Traum wahr geworden ist, und danach wurde es ein wilder Ritt zu Erfolg und Ruhm.
Nicola Coughlan: Mein erster Drehtag war eine Szene, die rausgeschnitten wurde. Wir drehten in der ersten Staffel sehr viel mehr als drin ist. Interessanterweise war es die Szene, mit der ich vorgesprochen hatte. Eine Textzeile war: „Das abscheuliche Fischbein und der Flügel unseres Korsetts.“
Was ist für Sie persönlich das Beste an „Bridgerton“?
Nicola Coughlan: Dass es so viele verschiedene Frauentypen gibt. Dass sie Fehler haben dürfen, denn alles andere wäre eindimensional und langweilig. Denken Sie an Lady Danbury und Violet Bridgerton. Keine ist perfekt. Und das macht es witzig. Ich vergleiche das immer mit „Breaking Bad“: Niemand hat je gesagt, lass uns Walter White sympathischer machen, damit die Zuschauer ihn mehr mögen. Das wäre dumm. Charaktere müssen echt sein, weil sie damit das Leben reflektieren.
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