Blutegel und Wunderheiler: Die Leiden eines Olympia-Helden
Lukas Greiderer schlug sich in den vergangenen Monaten mit einer hartnäckigen Entzündung im Knie herum
Als Lukas Greiderer im Oktober 2024 beim Krafttraining plötzlich ein Stechen im Knie spürte, hätte er nie gedacht, dass ihn dieser Schmerz ein Jahr lang verfolgen würde.
"Das war furchtbar"
Er begleitete den Nordischen Kombinierer auf Schritt und Tritt und raubte ihm beinahe den Nerv. „Ich konnte nicht Rad fahren, ich konnte nicht auf den Berg gehen. Ich bin in der Früh aus dem Bett gestiegen und hatte Knieweh. Das war furchtbar“, erzählt der Olympia-Dritte von Peking 2022.
Das ging so weit, dass Lukas Greiderer zwischenzeitlich sogar schon mit dem Gedanken spielte, alles hinzuschmeißen. „Irgendwann ist es bei mir nicht mehr um den Sport und meine Karriere gegangen, sondern darum, wie ich den Alltag bewältige“, sagt der Team-Weltmeister von Oberstdorf 2021.
Große Verzweiflung
Es gibt kaum einen Experten, den der 32-jährige Absamer in den letzten Monaten nicht aufgesucht hat. In seiner Verzweiflung ließ Greiderer seine hartnäckige Entzündung im Knie von Chiropraktikern, vegetativen Nerventrainern, Masseuren und selbsterklärten Wunderheilern behandeln.
„Ich habe wirklich alles gemacht, ich habe mir sogar einmal Blutegel aufs Knie aufgelegt.“
Die Lösung der langwierigen Knieprobleme war dann vergleichsweise simpel. Lukas Greiderer hat seinem beleidigten Bein einfach einmal für einen längeren Zeitraum Ruhe gegönnt und sich in Geduld geübt.
Und siehe da: In dieser Woche absolviert der 32-Jährige schon wieder die ersten Sprünge auf der Bergiselschanze.
Saftiger Muskelkater
„Ich hab’ echt eine irrsinnige Gaudi, die Knieschmerzen sind endgültig vorbei“, erzählt der Zollsportler. „Dafür habe ich jetzt einen saftigen Muskelkater.“
Nach der langen Zwangspause ist sein Körper die Belastungen beim Skispringen nicht mehr gewohnt. Für seine ersten Sprünge hätte sich der Tiroler auch noch keine guten Haltungsnoten verdient.
„Es ist schon einiges zum Aufholen, ich hab’ vielleicht 20 Mattensprünge in den Beinen. Normal kommst du im Sommer auf weit über 200 Sprünge.“
Klare Ansage
Der enorme Trainingsrückstand ist der Grund, weshalb Greiderer nicht im achtköpfigen ÖSV-Aufgebot für den Weltcupauftakt Ende November in Ruka (FIN) aufscheint. „Ich hätte dort auch nichts zu suchen, weil ich im Moment einfach noch nicht konkurrenzfähig bin.“
Lukas Greiderer setzt sich vorerst den Heimweltcup in der Ramsau (19./20. Dezember) zum Ziel. Mit der Rolle des Mitläufers will sich der Routinier dort aber nicht abfinden. „Mich interessieren nämlich keine achten Plätze mehr.“
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