Kräne, Staus und ein verstaubtes Image: So zeigt sich der Olympia-Ort Cortina

Cortina ist 2026 einer der Schauplätze der Olympischen Winterspiele
In Cortina finden die Skirennen der Frauen und die Bewerbe im Eiskanal statt. Manches scheint sich nicht verändert zu haben, seit Toni Sailer 1956 dort drei Goldmedaillen gewann.

Die Olympischen Spiele haben sich gut versteckt in der Olympiastadt von 2026. Wer sie entdecken will, braucht gute Augen oder viel Geduld – im Idealfall beides.

Cortina d’Ampezzo hat sich weder die Olympischen Ringe auf die Fahnen geheftet, noch zeugen hier große Werbeplakate vom anstehenden Großereignis.

2.Winterspiele nach 1956

Man könnte fast zum Eindruck kommen, in Cortina wären sie nicht unbedingt Feuer und Flamme für das Sportfest, das zum zweiten Mal nach 1956 die malerische Gemeinde inmitten der Dolomiten beehrt.

Olympische Winterspiele 2026

Viele Hinweise finden sich jedenfalls nicht, dass hier in 138 Tagen die Ski-Rennen der Frauen, die Curling-Wettkämpfe und die Bob- und Rodelbewerbe der Winterspiele Milano-Cortina 2026 über die Bühne gehen.

Riesenbaustelle

Ohnehin stellt sich die Frage, wie olympiafit Cortina tatsächlich ist und wie der kleine Ort (5.500 Einwohner) diese enorme Herausforderung stemmen will.

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Im Moment gleicht Cortina einer Riesenbaustelle, gefühlt steht gerade jeder zweite Baukran Italiens hier herum. An jeder Ecke wird gebuddelt, gehämmert und gewerkelt. Es braucht eine neue Bobbahn, neue Seilbahnen, neue Hotels und neue Straßen, kurz: Cortina wird gerade runderneuert.

Und das ist auch dringend notwendig, denn die einst so mondäne Wintersportmetropole wirkt wie aus der Zeit gefallen.

Die Bar Sport am Corso d’Italia im Herzen der Fußgängerzone war schon ein Treffpunkt, als Toni Sailer bei den Winterspielen 1956 drei Goldmedaillen gewann.

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Toni Sailer gewann 1956 bei den Winterspielen in Cortina drei Goldmedaillen

Schon seit 1930 gibt es diese Bar und die dunkle Holzvertäfelung lässt vermuten, dass sie auch zu Toni Sailers Zeiten schon so ausgesehen hat. 

Ruf nach Modernisierung

„Wir brauchen Olympia gar nicht unbedingt als Werbung, weil man Cortina sowieso kennt“, sagt der junge Barkeeper, „aber wir brauchen diese Spiele, damit wir endlich aufschließen zu den anderen Wintersport-Destinationen.“

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Die Eishockey-Sammlung in der Bar Sport in Cortina

Ein Tal weiter in Alta Badia und Corvara reiht sich ein modernes Luxushotel an das nächste, im Grödnertal entstehen jeden Winter neue Refugien. 

Aber in Cortina, das einst der Treffpunkt von Reich und Schön war und Filmkulisse für James Bond (In tödlicher Mission), Der rosarote Panther oder Cliffhanger scheint die Zeit seit den Winterspielen 1956 stehen geblieben zu sein.

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass hier viele die Veränderung scheuen und gut damit leben, wie es ist. Während die echten Cortineser immer weniger werden, wächst die Anzahl der Wochenend-Besucher – auf die 5.500 Einwohner kommen mittlerweile rund 25.000 Zweitwohnsitze.

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Die Olympia-Medaillen von Milano-Cortina 2026

Verkehrschaos

Wenn die Teilzeit-Einwohner am Freitag in Cortina einfallen, dann geht’s auf den engen Straßen und Gassen zu wie in Rom. Dieses Problem wird sich auch bis zu den Spielen nicht aus dem Weg räumen lassen.

Der Verkehr war schon immer ein Horror in Cortina, wo gleich mehrere Passstraßen zusammentreffen und sich alles durch enge Gässchen staut.

Die meisten Sportler und Trainer waren daher gar nicht so unglücklich darüber, dass bei der Ski-WM 2021 in Cortina wegen der Covid-Pandemie keine Zuschauer zugelassen waren – und deshalb das obligate Verkehrschaos ausblieb.

Heimvorteil

Bei den Winterspielen wird es dann umso schwieriger mit der freien Fahrt. Zumal das Olympische Dorf auch noch weit außerhalb von Cortina errichtet wird und die Sportler bei der Rennvorbereitung viel Zeit im Auto verbringen werden.

Freilich nicht alle. Der Österreichische Skiverband macht einen großen Bogen um das Olympische Dorf. Das ÖSV-Frauenteam wurde vorsorglich in einem eigenen Hotel direkt in Pistennähe einquartiert.

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