Wie Mikaela Shiffrin in Zagreb Lindsey Vonn überholen könnte
Nach dem kompletten Triumph mit drei Siegen am Semmering liegt US-Skistar Mikaela Shiffrin bei 80 Erfolgen nur noch zwei hinter Lindsey Vonn und sechs hinter Ingemar Stenmark zurück. Österreichs verunsichertes Team fährt beim "Snow Queen Trophy" genannten Slalom-Doppel am Mittwoch (12.30/16.30) und Donnerstag (15.00/18.00/beide live ORF 1) erneut um den Befreiungsschlag.
Ob die Rennen aufgrund der prekären Schneelage überhaupt - und falls ja unter fairen Bedingungen - stattfinden können, war am Dienstagabend angesichts wenig verheißungsvoller Bilder von der Strecke das große Gesprächsthema. "Wir haben Fotos gesehen, es schaut noch ziemlich bescheiden aus. Vom Originalstart wird es, glaube ich, nicht gehen. Es ist keine Verwunderung bei den Temperaturen. Mich wundert es trotzdem, dass wir da sind", meinte etwa Katharina Truppe und sprach von einer neuen Liga bezüglich einer schneearmen Weltcuppiste. "Ich bin gespannt, ob wir zum Start überhaupt mit Ski fahren können."
Sie hoffe aber auf die Durchführung und möglichst faire Verhältnisse. "Wir sind schon positiv gestimmt, dass es stattfindet. Solange es fair ist und halbwegs normal abläuft, ist es eh ok. Wenn wir starten, freue ich mich auf das Rennen. Ich hoffe, dass es so ist.". Auch Franziska Gritsch gab an, dass der Hang gar nicht gut aussehe, sie sei aber dennoch auf ein Rennen eingestellt: "Es ist eine zähe Situation, es ist extrem warm. Ich werde mich darauf einstellen und den Kampf annehmen."
Liensberger
Katharina Liensberger übte sich ebenso in Zweckoptimismus. "Es hat wirklich sehr wenig Schnee, aber ich bin trotzdem zuversichtlich, dass sie die Rennen so gut wie möglich herbekommen. Von den Fotos her schaut es schwierig aus, aber ich habe von den Trainern gehört, dass die Piste, von da wo es möglich ist, sehr gut beinander sein wird."
Abgesehen von den schwierigen Umständen sei Zagreb für sie ein besonderer Schauplatz. "Der Bärenberg ist etwas ganz Spezielles. Ich freue mich, weil ich gerne hier fahre, es ist ein sehr besonderes Rennen hier." Liensberger ist optimistisch, dass es besser laufen werde als zuletzt. "Ich habe gute Trainingstage gehabt. Ich hoffe, dass ich im Rennen einen Sprung vorwärts zeigen kann. Ich habe gute Erinnerungen an Zagreb, auch das Vertrauen, dass ich schnelle Schwünge habe. Das Wichtige ist, dass ich das im Rennen umsetze. Ich denke, ich kann auf den kleinen Details, die gut laufen, aufbauen."
Die Slalom-Weltmeisterin steht sinnbildlich für die aktuelle Krise der österreichischen Technikerinnen. Sie war in den fünf Rennen noch nicht besser als Achte, zuletzt verpasste sie nach einem schweren Patzer den zweiten Durchgang. In Zagreb schaffte es die Vorarlbergerin aber zuletzt dreimal hintereinander aufs Podest. Aktuell wertet man im ÖSV aber schon jede Platzierung in den Top Ten als Erfolg. Am Semmering war Truppe als 13. die beste Läuferin eines insgesamt verunsicherten Teams.
Im Trainerstab ist man dieser Tage bemüht, den medialen Fokus weg von der Platzierung auf einzelne sportliche Leistungen zu lenken. "Wir müssen die Athletin individuell dort abholen, wo sie ist", betonte Thomas Trinker, der Rennsportleiter Frauen im ÖSV. "Und dann müssen wir sie entwickeln. Die Winterzeit ist die beste Zeit dafür. Wir werden versuchen, das Ruder rumzureißen."
Dominatorin Shiffrin
Das Personal, das aktuell Spitzenplätze einfahren kann, ist jedoch auf wenige Köpfe beschränkt. "Im Slalom sind wir absolut sehr dünn aufgestellt", weiß auch Alpinchef Herbert Mandl. "Da braucht man nur im Europacup schauen, es sind einfach ganz wenige Athletinnen da, die mitfahren können." Eine davon ist Natalie Falch (18), die in FIS-Rennen zuletzt mit zwei Plätzen aufzeigte und in Zagreb ihr Weltcup-Debüt feiern wird.
Während es im ÖSV-Team am Semmering "gebrodelt" hat, wie es Truppe ausdrückte, heißt die Dominatorin zehn Monate nach ihren Dreifach-Umfaller bei den Olympischen Spielen wieder Shiffrin. "Ich vergesse Olympia nicht, ich erkenne es an, aber dann geht man vorwärts. Das Gleiche gilt für meine Siege oder Rekorde. Ich glaube nicht, dass es gut, gesund oder produktiv ist, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen", sagte Shiffrin zuletzt nach ihrem vierten Weltcup-Sieg en suite.
Wie fast überall fährt bei ihr auch auf dem Zagreber Hausberg eine beeindruckende Bilanz mit. Viermal wie sonst nur Marlies Raich stand sie dort schon auf dem obersten Treppchen. Zwar schnappte sich Petra Vlhova in den vergangenen vier Jahren (3x Zagreb, 1x Oslo/City Event) stets den erstmöglichen Sieg im neuen Jahr. Doch die Slowakin scheint mit Shiffrins Topform aktuell nicht konkurrieren zu können. Sie wartet als erste Verfolgerin im Gesamtweltcup mit 369 Punkten Rückstand weiter auf ihren ersten Saisonsieg.
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