Wehmut trotz WM-Jubel: Warum der Nordischen Kombination das Aus droht
Es hätte schon mit dem nordischen Teufel zugehen müssen, wären Österreichs Kombinierer im Teambewerb von Planica leer ausgegangen. Zu gering ist die internationale Leistungsdichte, zu groß die Dominanz der drei Top-Nationen. Insofern erfüllten Martin Fritz, Lukas Greiderer, Stefan Rettenegger und Johannes Lamparter mit dem dritten Platz hinter Norwegen und Deutschland nicht mehr als die Pflicht.
"Es war leider nicht mehr drinnen. Aber es ist schön, als Team mit der Bronzemedaille dazustehen", sagte Schlussläufer Lamparter, der gemeinsam mit dem Spitzenduo den letzten Kilometer in Angriff genommen hatte, den Konkurrenten aber nichts mehr entgegenzusetzen hatte. "Ich habe mich schon einmal mehr über eine Medaille gefreut", gestand Lamparter.
In diese dezente Freude über die Pflicht-Medaille dürfte sich bei dem einen oder anderen Kombinierer wohl auch ein wenig Wehmut gemischt haben. Denn der Teambewerb in dieser Form hat ausgedient und keine Zukunft.
Bei den Winterspielen 2026 in Mailand-Cortina werden in dieser Disziplin keine Medaillen mehr vergeben.
Reduziertes Starterfeld
Und es könnte für die Traditionssportart, die seit 1924 fixer Bestandteil Olympischer Spiele ist, noch weit schlimmer können. Tatsächlich droht der Nordischen Kombination sogar das endgültige Olympia-Aus. Für die Spiele 2026 wurde das Starterfeld bereits von 55 auf 36 Teilnehmer reduziert und es ist kein Geheimnis, dass die Kombinierer auf der Streichliste stehen, nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Frauen vorerst die Aufnahme zu den Spielen 2026 verweigert hatte. Über die Hintertür hoffen die Kombiniererinnen noch auf eine Olympia-Teilnahme.
Wenn die Frauen 2026 nicht olympisch sind, dann sind auch die Männer 2030 draußen.
"Die Entscheidung 2026 entscheidet auch die Zukunft der Kombination", weiß Lasse Ottesen, der FIS-Direktor der Nordischen Kombination. "Wenn die Damen 2026 nicht drinnen sind, dann sind auch die Herren 2030 draußen."
Fehlende Lobby
Seit der vorläufigen Entscheidung des IOC befinden sich die Nordischen Kombinierer auf einer Art Charmeoffensive und versuchen bei jeder Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Kein einfaches Unterfangen. Gewisse Kritikpunkte des IOC lassen sich nicht von heute auf morgen entkräften.
Die Nordische Kombination sei zu monoton, wurde moniert, vier Nationen (Deutschland, Norwegen, Österreich, Japan) würden seit Jahren die Medaillen unter sich ausmachen. Und auch das Zuschauerinteresse wäre zu niedrig. Diesbezüglich war auch der Teambewerb in Planica vor nahezu leeren Rängen wieder Munition für alle Kritiker der Kombination.
"Der Sport ist ein Hammer, aber uns fehlt die Lobby innerhalb der FIS", ärgert sich Mario Stecher, der Nordische Direktor beim ÖSV. "Die FIS hat so viele Sportarten bei Olympia, die könnte vor dem IOC ganz anders auftreten und sich für die Kombination stark machen."
Doch der neue FIS-Präsident Johan Eliasch macht erst gar kein Hehl daraus, was er von der Kombi hält. „Es ist lustig, dass ein Sport, der vom norwegischen Kronprinzen erfunden wurde, weil er norwegischer Champion werden wollte, eine Disziplin geworden ist.“
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