Nach Sturz-Serie: Im Skispringen schrillen die Alarmglocken

Eva Pinkelnig stürzte beim Sommer-Grand-Prix auf den neuen Olympiaschanzen in Predazzo und zog sich einen Kreuzbandriss zu
Zusammenfassung
- Drei Top-Skispringerinnen verletzten sich schwer bei der Generalprobe auf den neuen Olympiaschanzen in Predazzo.
- Kritik an Konstruktionsmängeln der Schanzen und zu engen Sprunganzügen, die zu höherem Tempo und Verletzungsrisiko führen.
- Die FIS beruft eine Krisensitzung ein und plant kurzfristige Materialänderungen zur Erhöhung der Sicherheit.
Der Winter hat noch nicht einmal begonnen, da beruft der Weltverband FIS bereits die erste Krisensitzung ein. Der akute und schmerzhafte Anlass: Bei der Generalprobe auf den neuen Olympiaschanzen in Predazzo gab es am vergangenen Wochenende gleich drei verletzte Stars zu beklagen.
Die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig, die Skisprunggesamtweltcupsiegerin von 2022/’23. Alexandria Loutitt (CAN), die Weltmeisterin von 2023 auf der Großschanze. Und Haruka Kasai (JPN), zweifache WM-Medaillengewinnerin in der Nordischen Kombination.

Eva Pinkelnig verpasst Olympia und wird die Karriere beenden
Am Boden zerstört
Alle drei zogen sich auf den neu konstruierten Olympia-Schanzen in Predazzo Kreuzbandrisse zu und verpassen damit die Winterspiele im Februar.
„Manchmal platzen Träume wie Seifenblasen“, schrieb Eva Pinkelnig in einer ersten Reaktion auf Instagram. Und Alexandria Loutitt, Freundin von Daniel Tschofenig, erklärte: „Ich bin am Boden zerstört, wenn ich daran denke, dass ich die Chance verpasse, Kanada auf höchstem Niveau zu repräsentieren.“
Kritik an den Schanzen
Dass sich gleich drei nordische Spitzensportler an einem Wettkampfwochenende so schwer am Knie verletzen, ist keineswegs nur eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Die folgenschweren Stürze zeigen vielmehr auf, dass die neuen Olympiaschanzen Konstruktionsmängel aufweisen. ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher fordert deshalb den Umbau der Anlage.

Florian Liegl (li.), der Nordische Direktor beim ÖSV, und Mario Stecher, der Sportdirektor beim Skiverband
Zu hoher Luftstand
Der Luftstand der Springer sei zu hoch, moniert Florian Liegl, der Nordische Chef beim Österreichischen Skiverband.
Bei der Landung wirken somit enorme Kräfte auf den Körper. Aus Sorge vor weiteren Verletzungen hatte Liegl das österreichische Frauenteam vom Bewerb auf der Großschanze zurückgezogen.
98 km/h im Anlauf
Ein weiteres Problem sind die neuen Sprunganzüge, die deutlich enger geschnitten sind als die Modelle des letzten Winters. Weil dadurch der Luftpolster kleiner ist, benötigen die Springer neuerdings eine deutlich höhere Anlaufgeschwindigkeit, um richtig ins Fliegen zu kommen.
„Wir sind am Sonntag im Super-Team-Bewerb bei den Herren mit 98 km/h gefahren. Das hatten wir sonst teilweise beim Skifliegen“, sagt Florian Liegl.
Höheres Tempo und höherer Luftstand ergeben ein höheres Verletzungsrisiko. Deshalb tagen am Mittwoch beim FIS-Herbstmeeting in Zürich die Verantwortlichen und werden kurzfristig eine Materialänderung beschließen.
Zumindest bei den Skispringerinnen werden die Anzüge wieder eine Spur weiter. „Es geht um die Sicherheit“, erklärt Florian Liegl.
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