Neujahrsspringen: Sieg und Gesamtführung für ÖSV-Adler Tschofenig
Sollte Daniel Tschofenig den Tourneesieg noch verspielen, dann wird er sich an den Neujahrstag erinnern. An seine verwackelte Landung nach dem zweiten Sprung in Garmisch, bei der er taumelte wie manche wenige Stunden zuvor auf dem Silvesterpfad. Für den Spannungsbogen dieser Tournee war das kleine Missgeschick des 22-jährigen Kärntners bei seiner Gala in Garmisch jedenfalls kein Ausrutscher. Ohne diesen Wackler wäre Daniel Tschofenig der Konkurrenz zur Halbzeit des Schanzen-Klassikers nämlich schon weit enteilt.
Ein Wettkampf hat dem Kärntner genügt, um Stefan Kraft und Jan Hörl zu überflügeln und sich in der Tournee-Wertung ein komfortables Punktepolster zu schaffen. Vor dem Neujahrsspringen war der 22-Jährige als Dritter noch elf Zähler hinter Oberstdorf-Sieger Kraft gelegen, nach dem Neujahrsspringen führt Tschofenig nun knapp acht Punkte vor Jan Hörl.
„Das war ein genialer Wettkampf. Als kleines Kind habe ich davon geträumt, einmal das blaue Trikot des Tourneeleaders zu tragen“, sagte der 22-Jährige nach seinem dritten Saisonsieg, mit dem er dem Deutschen Pius Paschke auch noch das Gelbe Trikot abluchste und nun im Gesamtweltcup voran liegt. Der mit Abstand Jüngste unter den Star-Springern präsentiert sich in dieser Saison am abgeklärtesten und souveränsten. Tschofenig wirkt dermaßen gefestigt, dass sich seine Trainer keine Sorgen machen müssen, dass er einmal Nerven zeigen könnte oder strauchelt, wie es seine Kollegen im ersten Durchgang in Garmisch gemacht haben. Jan Hörl (9.) und Stefan Kraft (14.) verspielten mit einem Sprung ihren Vorsprung, mit den Rängen 5 und 8 betrieb das Duo im Finale aber noch Schadensbegrenzung.
„Es war bei mir in diesem Winter noch kein Ausreißer nach unten dabei. Das war auch mein großes Ziel für diese Saison“, erklärt Tschofenig. Sein persönlicher Flugschreiber wirft imposante Daten aus: In zehn von zwölf Springen landete der Kärntner in den Top 4, die Positionen der letzten vier Bewerbe: 2., 1., 3. und 1.
Die Leistungsexplosion des 22-Jährigen kommt nicht von ungefähr. Tschofenig gilt seit jeher als hochveranlagt und wurde nicht von ungefähr bereits im Alter von 18 Jahren ins Nationalteam hochgezogen. Der erste Weltcupsieg in dieser Saison war wie ein Befreiungsschlag für den ehrgeizigen Kärntner, der sich zuvor oft selbst im Weg stand und immer wieder mit sich haderte. „Ich bin halt perfektionistisch veranlagt“, gibt Tschofenig zu. „Ich denke aber, dass ich inzwischen schon deutlich entspannter bin.“
Der 22-Jährige ist der erste österreichische Sieger beim Neujahrsspringen seit elf Jahren (Thomas Diethart). Auch sonst haben die meisten ÖSV-Adler mit dem ungeliebten Bakken in Garmisch-Partenkirchen ihren Frieden geschlossen. Michael Hayböck stellte mit 145 Metern sogar einen neuen Schanzenrekord auf und bejubelte den dritten Platz – der Routinier ist damit bei allen vier Tourneebewerben bereits auf dem Podest gelandet. „Ein super Start ins neue Jahr.“
Es ist zur Halbzeit keine gewagte These, dass der neue Tourneesieger deutsch sprechen wird. Der letzte ernsthafte Herausforderer der drei Österreicher Tschofenig, Hörl und Kraft ist der Schweizer Gregor Deschwanden, der allerdings auch schon 13,6 Zähler zurückliegt. Schwer vorstellbar, dass gleich alle drei Österreicher auf den Heimschanzen am Bergisel und in Bischofshofen straucheln. „Es läuft, die Jungs sind extrem gut unterwegs“, sagt Cheftrainer Andreas Widhölzl.
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