Skispringen in Wisla: Russische Siegespremiere, ÖSV-Debakel

Daniel Huber wird beim Sieg des Russen Klimow als 18. bester ÖSV-Springer. Hayböck und Schlierenzauer verpassten das Finale.

Mit Mittelmaß hat sich Mario Stecher noch nie zufrieden gegeben. Nicht zuletzt deshalb wurde der Olympiasieger in der Nordischen Kombination im Jahr vor der Heim-WM in Seefeld zum neuen Nordischen Direktor bestellt. Und so verwundert es auch nicht, dass der Steirer seinen Skispringern eine klare Mission mit in den neuen Winter gegeben hat. „Wir müssen wieder auf Augenhöhe mit den Topnationen sein“, verlangt Stecher. „Wir dürfen nicht mehr abfallen.“

Insofern konnte der Chef der ÖSV-Nordischen mit dem ersten Bewerb in Wisla nicht zufrieden sein. Denn keine 24 Stunden nachdem den Österreichern im Teamspringen mit Rang drei ein kleiner Achtungserfolg gelungen war, folgte prompt die große Ernüchterung: Im Einzelspringen schaffte es kein ÖSV-Athlet unter die ersten 15.

Herantasten

Ganz aus heiterem Himmel kommt dieser schlechte Wettkampf freilich nicht. Der vergangene Winter, in dem den Österreichern das erste Mal seit der Saison 2000/’01 kein Weltcupsieg gelungen war, hat seine Spuren hinterlassen. „Das Selbstvertrauen ist angeschlagen“, weiß Mario Stecher, „ein einziger guter Sprung reicht da nicht, damit die Sicherheit zurückkommt. Das wird ein langsames Herantasten.“

Es ist auch kein Zufall, dass sich mit Daniel Huber (18.) in Wisla der unerfahrenste ÖSV-Springer noch am besten aus der Affäre gezogen hat. Die Technikänderung, die der neue Coach Andreas Felder den Springern verordnet hat, hat der Salzburger bereits im Sommer beherzigt und nicht von ungefähr den Grand Prix in Hinzenbach gewonnen. 

Vor allem die Springer, die in der Vergangenheit für die ÖSV-Erfolg verantwortlich waren, tun sich sichtlich noch schwer mit dem neuen Stil nach Vorbild der starken Deutschen und Polen.

Ein Stil, der langfristig für mehr Stabilität, Konstanz und damit Erfolg sorgen soll. „Man muss sich darauf einlassen“, fordert Trainer Felder, „das ist für einen erfahrenen Springer nicht einfach, aber es ist alternativlos.“

Aufholbedarf

In Wisla verpassten Michael Hayböck und Gregor Schlierenzauer den Sprung in den Finaldurchgang der besten 30. Der Rekordmann aus dem Stubaital (53 Weltcupsiege) kam im ersten Wettkampf gar nur auf den 48. Rang. Auch der amtierende Doppelweltmeister Stefan Kraft blieb als 21. hinter seinen Möglichkeiten, wie allen Österreichern fehlt dem 25-Jährigen noch die Leichtigkeit. „Da ist die Handbremse drin.“

Was in diesem Sport Lockerheit und Selbstbewusstsein ausmachen, das zeigte auf eindrucksvolle Weise Jewgeni Klimow. Der Russe schwebt seit Monaten in anderen Sphären und feierte nach dem Gesamtsieg beim Sommer-Grand-Prix nun als erster Springer seines Landes einen Erfolg im Weltcup.

Der Triumph des 24-Jährigen ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil der Russe nicht annähernd Trainingsmöglichkeiten vorfindet,wie sie zum Beispiel die Österreicher genießen: Klimow war bis 2014 noch Kombinierer. 

Skispringen in Wisla: Russische Siegespremiere, ÖSV-Debakel

Schlierzauer schaffte es nicht in den zweiten Durchgang. 

Weltcup-Skispringen in Wisla:

1.

Jewgenij Klimow (RUS)

263,4

(127,5/131,5)

2.

Stephan Leyhe (GER)

256,7

(124,5/130,5)

3.

Ryoyu Kobayashi (JPN)

255,6

(137,5/127,0)

4.

Kamil Stoch (POL)

255,3

(126,5/127,0)

5.

Timi Zajc (SLO)

253,4

(126,0/127,0)

6.

Piotr Zyla (POL)

251,3

(124,5/131,0)

7.

Antti Aalto (FIN)

251,0

(123,0/127,0)

8.

Dawid Kubacki (POL)

250,6

(124,0/128,0)

9.

Karl Geiger (GER)

249,5

(120,5/129,0)

10.

Johann Andre Forfang (NOR)

249,3

(122,5/128,0)

11.

Andreas Wellinger (GER)

248,8

(123,5/132,0)

12.

Viktor Polasek (CZE)

247,8

(127,0/127,0)

13.

David Siegel (GER)

243,7

(121,0/124,5)

14.

Anders Fannemel (NOR)

243,0

(123,5/127,5)

15.

Markus Eisenbichler (GER)

242,4

(124,5/123,0)

16.

Robert Johansson (NOR)

241,5

(122,5/125,0)

17.

Killian Peier (SUI)

241,2

(122,5/124,0)

18.

Daniel Huber (AUT)

240,0

(121,5/124,5)

19.

Junshiro Kobayashi (JPN)

239,9

(122,5/122,5)

20.

Anze Lanisek (SLO)

238,9

(124,5/121,0)

21.

Stefan Kraft (AUT)

237,8

(119,5/118,5)

22.

Richard Freitag (GER)

233,1

(120,0/122,5)

23.

Jakub Wolny (POL)

232,8

(121,0/120,5)

24.

Clemens Aigner (AUT)

231,0

(119,0/121,5)

25.

Roman Koudelka (CZE)

225,0

(119,0/119,5)

26.

Anze Semenic (SLO)

219,9

(123,0/116,5)

27.

Manuel Fettner (AUT)

218,6

(119,5/116,5)

28.

Alex Insam (ITA)

216,9

(119,5/120,0)

29.

Lukas Hlava (CZE)

212,0

(122,5/113,5)

.

Maciej Kot (POL)

212,0

(116,0/111,5)

U.a. für zweiten Durchgang nicht qualifiziert: Michael Hayböck (AUT/32.), Daniel Andre Tande (NOR/36.), Gregor Schlierenzauer (AUT/48.)

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