Zwickt’s mi: Venier und Truppe glänzen beim Comeback von Austria 3

Nur gut, dass das Sektspritzen keine Disziplin der neuen Team-Kombination ist. Sonst wäre das Erlebnis für Stephanie Venier und Katharina Truppe nicht so prickelnd gewesen.
In diesem neuen Format, in dem eine Abfahrerin und eine Slalomläuferin gemeinsame Sache machen, ist Teamwork das höchste Gut, aber bei der Feier der Bronzemedaille ließ Truppe ihre Kollegin sträflich im Stich.
Die Kärntnerin plagte sich mit der großen Sektflasche. Sie glitt ihr aus der Hand und plumpste in den Schnee, und als Truppe dann endlich den Korken knallen ließ, ging der Schuss nach hinten los. „Ich hatte den ganzen Sekt in den Augen. Das war ganz übel“, sprudelte es aus der 29-Jährigen heraus. „Gott sei Dank war bei ihr das Slalomfahren besser“, schmunzelte Stephanie Venier.
Truppe: "War unglaublich nervös"
Austria 3, wie Truppe und Venier laut Startliste genannt wurden, hatte leicht lachen nach der WM-Premiere der Team-Kombi, die sich den Skifans als mitreißender und kurzweiliger Bewerb präsentierte. Für die Läuferinnen selbst war die Spannung teilweise unerträglich. „Der ganze Tag war so nervenaufreibend“, gestand Truppe, „du weißt, da wartet unten jemand auf dich und du darfst keinen Fehler machen. Ich war unglaublich nervös.“
Auf der Piste ließ sich das Duo von der Anspannung allerdings wenig anmerken. Passend zum Namen, den sich die zwei lebensfrohen Kolleginnen für ihren ersten gemeinsamen Auftritt gegeben haben: „Wir sind das Team Immerlustig.“
Unter Stress und Druck strauchelten die Mitfavoritinnen
Super-G-Weltmeisterin Venier hatte den ersten Part mit Bravour erfüllt. Nach der Abfahrt lag Austria 3 zwar nur auf Rang sieben, war aber noch in Schlagdistanz zu den Medaillen. Teamkollegin Truppe schrie beim Zuschauen den Fernseher förmlich an: ,Verlier’ nicht zu viel, gib Gas!’ Ich hab der Stephi gesagt, sie soll den Elfmeter herlegen, damit ich dann nur mehr verwerten muss.“
Aufgelegt war diese Bronzemedaille dann aber keineswegs. Denn zur Halbzeit fanden sich vor den zwei Österreicherinnen fünf Teams, die laut Papierform höher einzuschätzen waren. Darunter auch Austria 1 mit Mirjam Puchner und Katharina Liensberger und Austria 2 (Cornelia Hütter/Katharina Huber).
Im Slalom wurde dann allerdings deutlich, welchem Stress und Druck die Sportler bei diesem neuen Format ausgesetzt sind. „Normalerweise bin ich ja nur für mich verantwortlich, das macht schon etwas mit einem“, sagt Truppe.
Nicht von ungefähr kamen etliche Mitfavoritinnen auf dem Weg zum Podium vom Kurs ab und strauchelten. Slalom-Spezialistin Katharina Liensberger, die von Partnerin Puchner mit Zwischenplatz drei ins Rennen geschickt wurde, verbremste ihren Lauf komplett und gab später zu: „Ich war einfach total angespannt.“
Der Deutschen Lena Dürr wiederum unterlief ein kapitaler Schnitzer, im Ziel wurde dann der Stock frustriert weggepfeffert – so einen Wutausbruch hat man von der erfahrenen Slalomspezialistin noch nie erlebt.
Riesige Emotionen nach extremer Zitterpartie
Diese große Bandbreite an Emotionen bestätigt die Verantwortlichen vom Weltverband FIS, diese Team-Kombi ins Leben gerufen zu haben. Nach der gelungenen Premiere waren sich alle einig. „Dieser Bewerb ist richtig cool. Und die Bronzemedaille hat auch einen sehr großen Wert, weil wir sie als Team gewonnen haben“, sagte Stephanie Venier.
Bei der nächsten Team-Kombi wäre es freilich keine schlechte Idee, im Zielraum einige Schüsseln mit Nüssen aufzustellen. Als Nervennahrung für die aufgewühlten Läuferinnen. Das Schlimmste sei das Warten und Zusehen, gaben Katharina Truppe und Stephanie Venier unisono zu.
Und die beiden mussten lange um ihre Bronzemedaille zittern. „Wir waren ja am Schleudersitz, das war eine extreme Zitterpartie“, meint Stephanie Venier. Als mit Paula Moltzan (USA) die Letzte an der Reihe war, dachte sich Katharina Truppe nur mehr: „Verlier’ Zeit, fahr’ langsamer. Ich glaube, der da oben hat es gut mit uns gemeint.“
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