Besuch im Ü-Wagen: So läuft die Liveübertragung bei der Ski-WM

Besuch im Ü-Wagen: So läuft die Liveübertragung bei der Ski-WM
Action auf der WM-Piste in Saalbach bedeutet auch Action im Übertragungswagen. Auf der Kommandobrücke herrscht ähnlich hohe Konzentration wie oben im Starthaus.

Zusammenfassung

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  • Die Liveübertragung der Ski-WM in Saalbach erfordert hohe Konzentration und präzise Koordination im Übertragungswagen unter Regisseur Michael Kögler.
  • Mit bis zu 56 Kameras und einem Team von 180 Personen wird die internationale Produktion vorbereitet und realisiert, um emotionale und packende Bilder zu liefern.
  • Erfahrung und das Erzählen einer Geschichte sind entscheidend für eine gelungene Liveübertragung, bei der Michael Kögler auf ein eingespieltes Team und innovative Perspektiven setzt.

„Geht scho’, Achtung mit der Drohne! Ready? Heb’ ab! Und ... live!“

Wenn die Übertragung der WM-Rennen in Saalbach beginnt, ist im Übertragungswagen von Regisseur Michael Kögler volle Konzentration angesagt. Die internationale Produktion unter der Regie des ORF sendet die Livebilder in alle Welt, in rund 50 Ländern wird übertragen.

Kögler sitzt in seinem Sessel im Übertragungswagen, er trägt ein Headset und hat Dutzende Bildschirme und einen Schmierzettel vor sich. Die Kollegen links und rechts von ihm arbeiten mit ihren Fingern auf Knöpfen, Hebeln und Tasten.

Und ... Action!

Ein Fingerschnippen mit der rechten Hand: „Achtung Team Radio in!“ Michael Kögler deutet mit dem Zeige- und Mittelfinger nach unten: „Geht scho’!“ Es geht los.

Action auf der WM-Piste in Saalbach bedeutet auch Action im Übertragungswagen vor dem Medienzentrum, rund 500 Meter vom Zielraum entfernt

Kögler selbst wirkt dabei ein bisschen wie ein Dirigent, wenn er die Live-Übertragung eines Skirennens leitet. Die rechte Hand oft ausgefahren, flache Hand, Zeigefinger, Fingerschnippen. Die Kollegen im Ü-Wagen, die für Regie-Assistenz, Bildtechnik, Ton und Zeitlupentempo zuständig sind, funktionieren wie ein Orchester.

ORF Live-Schnitt von Skirennen

Emotionen

Per Funk ist Kögler mit den rund 45 Kameraleuten an der Strecke verbunden. Die Anweisungen sind kurz, stakkatoartig, meistens ruhig. Während einer Fahrt gibt Kögler laufend Anweisungen. „Von dem Fehler brauch’ ich eine Zeitlupe“, sagt er schnell. „Im Ziel will ich ihre Reaktion sehen“, „halt’ auf die Eltern“, „geh’ näher ran“…

Bald naht die Entscheidung im Rennen. Es wird enger, die Bilder müssen emotionaler werden. „Dreiundfünfzig! Dreiundfünfzig!“, es wird lauter. „Die Reaktion auf 13 brauch’ ich auf jeden Fall!“ „Vier, geht scho’!“

Michael Kögler und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sprechen eine gemeinsame Sprache. Mit wenigen Worten und Handgesten müsse sich die Dutzenden Menschen im Wagen und an den Kameras verständigen können. Mit vielen arbeitet er seit Jahren zusammen. „Jeder weiß, dass hier keine Zeit für Höflichkeiten oder Erklärungen ist“, sagt Kögler nach der Übertragung. Kurze Sätze, manchmal nur Zahlen, das ist die Sprache, die hier gesprochen wird.

Zwei Jahre Vorbereitung

Auf bis zu 56 Kameras werden die Bilder eingefangen, die der TV-Konsument von der Ski-WM in Saalbach zu sehen bekommt, erzählt Produktionsleiter Martin Krischke. Produziert in Echtzeit von Kögler und seinem Team. Die Vorbereitung beginnt rund zwei Jahre vorher. Im Fall der WM 2025 hatte man schon beim Weltcupfinale im Vorjahr einen Testlauf. Rund 180 Menschen sorgen vor und während der WM dafür, dass für die Livebilder der TV-Produktion alles parat ist. 

Im Wagen selbst sitzen während des Rennens etwa 20 Menschen. Sie sind verantwortlich für Ton Bild Zeitlupe, Schrift, Regie.

Hundert Tonnen Equipment – von Kabeln über Kameras bis hin zu Tongeräten – sind auf der Piste installiert. Ein Hubschrauber für den Transport und zwei Race-Drohnen für Aufnahmen sind im Einsatz.

Eine Geschichte erzählen

Equipment und ein Plan sind die eine Sache. Was es aber unbedingt braucht, um eine gute Live-Übertragung zu garantieren, ist Wissen. Regisseur Kogler sieht einen Fehler im Rennen sofort, fordert augenblicklich eine Zeitlupe der Situation, die er in der nächsten Pause einblenden kann. „Auskennen muss man sich schon. Das kommt auch mit der Erfahrung“, sagt Kögler später. „Aber wichtig ist auch und vor allem, dass man die Geschichte im Kopf hat. Man muss während der Live-Übertragung eine Story erzählen können.“

Wenn Kögler privat eine Sport-Live-Übertragung verfolgt, erzählt man sich hier im Team, bleibt seine Hand nie still. Zu sehr sind diese Situationen mit seiner Arbeit verbunden. „Ich schaue auch privat alles“, sagt er. „Ich kann dabei immer was lernen.“ Auch nach all den Jahren hat der Nachfolger von Lucky Schmidtleitner und Fritz Melchert immer wieder neue Ideen für Bilder oder Schnitte.

Wenn in der Übertragung vom WM-Riesentorlauf der Frauen vor der Goldfahrt Federica Brignones deren Tiger-Helm von vorne zu sehen ist, dann ist das kein Zufall. „Genau dafür haben wir eine Kamera dort“, sagt Kögler. Als Brignone startet, wird die entsprechende Einstellung eingeblendet.

Besuch im Ü-Wagen: So läuft die Liveübertragung bei der Ski-WM

Federica Brignone bei der Medaillenfeier - im Hintergrund die Einstellung der Übertragung, in der ihr Helm zu sehen ist

Dem gelernten TV-Zuseher fällt auf, wenn es neue Perspektiven gibt. Viel mehr soll er nicht merken. Eine Zeitlupe kommt im logischen Moment auf den Bildschirm, eine Nahaufnahme der kopfschüttelnden Rennläuferin ebenso. Alles soll natürlich kommen. Dafür sorgt das Team hier im Wagen.

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