Julia Scheib nach dem Debakel im Riesentorlauf: "Es tut brutal weh"

Julia Scheib stürzte im zweiten Durchgang des WM-Riesentorlaufs
Der Riesentorlauf bleibt eine riesen Baustelle für die Österreicherinnen. Frust und Fatalismus reagierte bei den Athletinnen.

Wer immer in den nächsten Tagen zufällig Julia Scheib oder Stephanie Brunner über den Weg laufen sollte, der ist gut beraten, die beiden nicht auf den WM-Riesentorlauf anzusprechen. Es könnte sonst sein, dass man finstere Blicke erntet oder womöglich gar mit Verachtung gestraft wird.

Die Laune der österreichischen Riesentorlauf-Spezialistinnen pendelte nach dem Auftritt bei der Heim-Weltmeisterschaft zwischen Frust und Fatalismus. Julia Scheib beschrieb ihren Gemütszustand mit den Worten: „Es tut brutal weh.“ Stephanie Brunner klang wie jemand, der mit dem Skisport abgeschlossen hat. „Am besten alles vergessen und nicht an das Skifahren denken.“

Baustelle

Das Rennen am Zwölferkogel führte dem ÖSV wieder schonungslos vor, dass der Riesentorlauf eine Riesenbaustelle ist. Als Julia Scheib beim Saisonstart in Sölden mit Rang 3 die jahrelange Serie ohne Podestplatz beendete, schien die Talsohle endlich durchschritten, doch der WM-Riesentorlauf war wieder ein Rückfall in alte Negativ-Muster: Die beste Österreicherin abgeschlagen auf Platz 12 (Katharina Liensberger), die Hoffnungsträgerin mit Sturz out (Julia Scheib), eine andere Starterin mit fast fünf Sekunden Rückstand (Brunner). „Wir waren definitiv nicht dabei und chancenlos“, befand Roland Assinger, der Cheftrainer beim ÖSV-Frauenteam.

Der Kärntner vermisste bei seinen Läuferinnen Mut, Freude und Entschlossenheit, also sämtliche Eigenschaften, die es für positive Ergebnisse braucht. „Da muss man die Freiheit des Skifahrens sehen. Das war zu viel Zwangsjacke und zu wenig skiverrückt“, monierte Assinger nach dem Riesentorlauf.

Die Österreicherinnen hatten sich schon im ersten Durchgang aus dem Medaillenrennen genommen. Julia Scheib lag zur Halbzeit schon zweieinhalb Sekunden zurück und wusste nicht, wie ihr geschah. „Ich war ratlos im Ziel. Ich kann ausschließen, dass ich nervös war, aber ich habe meine Stärke einfach nicht ausspielen können.“

Im zweiten Durchgang wirkte die Steirerin angriffslustiger, fabrizierte im Zielhang aber einen Abflug. Julia Scheib klagte nach dem Sturz über Schmerzen im rechten Knie, konnte aber nach einer ersten Untersuchung Entwarnung geben. Das war aber auch schon das einzig Positive an einer missglückten Heim-WM, bei der die 26-Jährige zwei Mal nicht ins Ziel kam (Teambewerb, Riesentorlauf).

Die Schmerzen im Knie werden wohl schneller vergehen als ihr Frust. „Die Enttäuschung ist riesig“, gestand Julia Scheib. „Ich werde sicher einige Zeit brauchen, um das alles zu verdauen.“

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