Ich habe ja das große Privileg, dass ich beim ORF das Erbe von Lucky Schmidtleitner und Fritz Melchert fortsetzen darf, die extrem innovativ waren. An einem sind wir alle drei in irgendeiner Form gescheitert: Nämlich die Steilheit und Geschwindigkeit in der Abfahrt darzustellen. Wobei ich den Vorteil der modernen Technik habe.
Was meinen Sie konkret?
Ich tu’ mich mit den Drohnen ein bisschen leichter, da kann man den Speed und die Steilheit besser erkennen. Das ist eine neue Dimension der Übertragung. Und ich kann Superzeitlupen einsetzen. So etwas wie bei der WM 1991 kann uns nicht passieren.
Was war damals?
1991 war es noch so, dass die Kamerabilder parallel nicht aufgezeichnet werden konnten, wenn eine Zeitlupe gezeigt wurde. Im Riesentorlauf ist Alberto Tomba hinter dem einzigen Heuschober gestürzt. Live im Fernsehen war dieser Sturz nie zu sehen.
Worum geht es Ihnen bei der Übertragung der Abfahrt?
Es geht darum, die große Faszination dieses Sports zu spüren. Die Abfahrer sind in meinen Augen die am meisten unterschätzten Athleten. Die fahren mit 150 km/h ohne Knautschzone und Schutz über die Piste. Und dann will ich die Emotionen rüberbringen, dafür muss man heute eine Geschichte erzählen.
War das früher anders?
Es wird für den Zuschauer fad, wenn man einfach nur einen Läufer nach dem anderen beim Runterfahren sieht. Der Blick backstage wird immer wichtiger, diese interne Kommunikation zwischen den Trainern und den Läufern, das wir von der Formel 1 kennen. Die Zuseher müssen das Gefühl haben, dass sie direkt dabei sind. Das, was ich in Bilder kleide, verpacken die Kommentatoren in Worte.
Welche Rolle spielt der Ton bei der Übertragung?
Der Ton ist extrem wichtig. Wenn du bei einem Gruselfilm den falschen Ton hast, dann ist der Grusel-Effekt weg. Du musst die Atmosphäre und die Energie und Power irgendwie herkriegen. Wir arbeiten mit riesigen Parabol-Spiegeln, mit denen wir die Läufer anvisieren, damit man das Geräusch beim Fahren übers Eis hört und das laute Aufklatschen nach Sprüngen. Zugleich arbeiten wir daran, dass wir den Ton bei den Kameradrohnen filtern und wegkriegen. Die Zuseher lieben die Drohnenbilder, manche stört aber das Surren.
Welche Innovationen schweben Ihnen noch vor?
Wir hatten zuletzt in Kitzbühel einen Testlauf, einige Abfahrer waren da mit speziellen Startnummern unterwegs, in denen kleine Mikrofone eingewebt sind. Dann bist du noch näher dran am Athleten und kannst ihre Reaktionen während der Fahrt hören. Manche reden mit sich, manche schimpfen, du hörst die Schnaufer. Man ist da aber von den Sportlern abhängig, ob die das haben wollen. Ich glaube, dass das über kurz oder lang kommen wird, weil es neue Einblicke gibt.
Abschließend: Was wünschen Sie sich für die Abfahrts-Übertragungen?
Das Allerwichtigste ist gutes Wetter. Bei schlechten Verhältnissen sind nicht nur die Bilder nicht so brillant, sondern du hast auch kürzere Startintervalle. Dann wird der Erzählrhythmus ganz ein anderer und die Übertragung wird etwas gehetzt.
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