Weltmeister Raphael Haaser: "Man kann sich das Glück erarbeiten"

Bevor Riesentorlauf-Weltmeister Raphael Haaser hier in Saalbach seine Goldmedaille bei "ein paar Getränken" feiern wollte, sprach er mit österreichischen Journalisten über…
… die Bedingungen beim WM-Riesenslalom
Die Veranstalter haben auch heute wieder perfekte Bedingungen hinbekommen. Ich habe mich brutal wohl gefühlt, muss ich sagen. Sonst wäre die Leistung sicher nicht möglich gewesen. Es sind steile Tore, flache Passagen, viele Übergänge. Und die Piste war einfach gut, eine kompakte Kunstschneepiste, nicht brutal eisig.
… die Chancen, die er sich selbst ausgerechnet hat
Als Rennläufer geht man immer in ein Rennen, um zu gewinnen. Sonst wären wir nicht da. Natürlich bin ich jetzt nicht davon ausgegangen, dass ich dann heute mit der Goldmedaille heimspaziere. Aber ich habe schon gewusst, wenn ich zwei Läufe hinbringe, wie ich es drauf habe, dann kann schon etwas Brauchbares herausschauen.
… ehemalige Ski-Rennläufer, die für ihn Vorbilder waren
Klar, als Kind verfolgt man die Rennen alle. Man freut sich natürlich auch mit jedem aus dem eigenen Land, der erfolgreich ist. Es war bei mir auch nichts anderes, als damals Stephan Eberharter Kitzbühel gewonnen hat. Das hat mich schon sehr begeistert. Da habe ich mir gesagt, das möchte ich auch einmal schaffen. Aber man kann keinen Plan festlegen. Es gibt so viele unberechenbare Sachen im Leben, die man einfach nicht beeinflussen kann. Man kann nur jeden Tag sein Bestes geben.
… seine Verletzung (Kreuzbandüberdehnung)
Die erste Diagnose war es, sechs Wochen nicht Ski zu fahren. Und das ist sich rechnerisch genau ausgegangen. Wer weiß, wofür das gut war. Es gibt selten einen Schaden, der nicht auch ein Nutzen ist. Ich brauche das jetzt nicht noch einmal, aber es war auch mal spannend, das alles von der anderen Seite zu sehen, so blöd das vielleicht klingt. Die Verletzung hat mich vielleicht auch persönlich weitergebracht. Es war eine harte Zeit, ich habe viel investiert. Und ja, jetzt Gott sei Dank auch einiges davon geerntet.
… seine Pläne für die restliche Saison
Ich plane das volle Programm. Ich habe schon gesagt, dass ich die Abfahrt früher oder später auch dazu nehme.
… Vergleiche mit Rudi Nierlich, der 1991 bei der WM in Saalbach Gold gewonnen hat
Ich habe den Vergleich das eine oder andere Mal gehört. Und ich weiß auch, dass Rudi Nierlich ein sehr großes Talent nachgesagt wird. Und er einer von den Besten war, den es jemals gegeben hat. Das ist schon eine große Ehre für mich.
… über Sponsoren und den Grund, warum er lange ohne Helmsponsor fahren musste
Ich will mich ganz einfach nicht unter meinem Wert verkaufen. Ich glaube, das ist für einen Sportler das Schlimmste, was er tun kann. Wenn mir Peter (Schröcksnadel, Anm.) nicht geholfen hätte, würde ich wahrscheinlich jetzt noch mit dem Fragezeichen auf dem Helm herumfahren. Ich schulde ihm und seinem Team ein großes Dankeschön.
… über Peter Schröcksnadel
Sein Fanatismus für den Skisport ist beachtlich, und dass er das wirklich lebt. Jeder, der Peter kennt, weiß, dass er nicht blöd ist und dass er weiß, wie man Geschäfte macht. Er wird sich seinen Teil dabei gedacht haben.
… die Bezeichnung als „Held“ wegen seiner Goldmedaille
Bin ich das? Es hat auch keiner damit gerechnet, dass wir überhaupt so viele Medaillen machen. Weil uns relativ oft nachgesagt wird, dass wir eh nichts drauf haben. Von dem her freut es mich umso mehr für die ganze Mannschaft, sei es Damen und Herren, dass wir wieder einmal das Gegenteil bewiesen haben.
… seinen Glauben an Schicksal, auch wegen der guten Sicht bei seinem Lauf
Weiß ich nicht. Es gibt auf jeden Fall keine Zufälle meiner Meinung nach. Man kann sich Glück eben auch erarbeiten. Es ist immer noch ein Freiluftsport, da passiert sowas oft einmal. Es hat mich auch schon oft erwischt, dass ich nicht so gut davongekommen bin. Vielleicht war es heute ein bisschen glücklich, aber ich glaube, man muss das Glück erst einmal ausnutzen.
… den Stellenwert dieser Woche in Saalbach
Das wird ein bisschen länger als ein paar Tage dauern, das einordnen zu können. Es ist bis jetzt auf jeden Fall das Highlight in meiner Karriere. Und das auch noch bei einer Heim-WM, das ist ganz was Besonderes. Und das werde ich sicher nie vergessen.
… über seine mögliche Berufswahl, wäre er nicht Skirennläufer geworden
Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gearbeitet. Das kann ich nicht beantworten. Skifahren war einmal mein Hobby, ich habe das Hobby zum Beruf gemacht, jetzt ist es meine Arbeit. Ja. Aber ich glaube, man darf es nicht als Arbeit sehen, so wie überall, wo man gut sein will, man muss einfach eine Leidenschaft dafür haben und das gerne tun, und dann trägt es auch Früchte.
… das Heimkommen und worauf er sich am meisten freut
Dass ich keinen von euch mehr sehe.
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