Entwarnung bei Hirscher: WM-Antritt nicht in Gefahr

Alpine Skiing World Cup - Men's Slalom
Aufatmen nach der Sorge um Marcel Hirscher: Der erkrankte Skistar wird für die Technik-Bewerbe fit sein.

Der Höhepunkt des Ruhetages bei der Ski-WM in Aare hätte die für 17.00 Uhr geplante große, internationale Pressekonferenz mit Superstar Marcel Hirscher (29) werden sollen. Um 14.32 Uhr kam Hektik im Pressezentrum auf, Pressesprecher Stefan Illek teilte die Erkrankung des zweifachen Titelverteidigers und Absage des einzigen Medientermins vor den Rennen mit. Das Antreten ist aber nicht in Gefahr.

"Es ist eine Erkältung und Halsweh. Fakt ist aber, wenn er sich zum Medientermin setzt und eine Stunde lang redet, wird das nicht besser. Nach Beratung mit dem Physio hat man gesagt, es ist gescheiter, er macht eine Pause, um Freitag voll fit zu sein. Es geht um viel. Das ist im Prinzip alles", sagte Illek. Hätte es nicht diesen Medientermin gegeben, hätte man überhaupt nicht über die Erkrankung informiert, es handle sich um eine reine Vorsichtmaßnahme.

Hirscher ließ sich in der Früh daheim noch behandeln und trat die Flugreise nach Östersund mit einer Stunde Verspätung an. Die Zeit im Flieger nützte er zum Schlafen, nach Ankunft in Schweden und Beratung mit dem Physiotherapeuten entschied man sich zur Absage des Medientermins.

Voller Fokus

"Wenn morgen Einfahren oder Hangfahren ist, dann wird er das auch machen", versicherte Illek. "Es ist nur so, dass es besser ist, dass es diese Pressekonferenz heute nicht gibt, zwei Tage vor der WM riskiert man nichts, der Tag morgen wird normal verlaufen." Hirscher bezog sein Appartement in Aare Fjällby, wo auch die Teamkollegen wohnen. Im Gegensatz zum Weltcupfinale vor einem Jahr sind die Zimmer renoviert worden und sehr schön.

Der Plan des siebenfachen Gesamtweltcupsiegers für Aare ist die Konzentration auf seine zwei Paradedisziplinen. Der 29-Jährige reiste dazu plangemäß erst am (heutigen) Mittwoch mit seinem Trainer Michael Pircher direkt von Salzburg nach Östersund an, von wo es weiter nach Aare ging. Hirscher trainierte zuletzt auf der Reiteralm und in Annaberg und machte von Montag bis Mittwoch Skipause.

Seine Serviceleute mit 25 bis 30 Paar Ski im Gepäck und Vater Ferdinand hatten sich am Montag mit Autos auf dem Weg in den Hohen Norden gemacht. Die hohe Anzahl Ski könnte wichtig sein, denn die Bedingungen am Rennhang könnten äußert schwierig werden. Am Mittwoch stürmte und regnete es, die Piste dürfte mit viel Salz behandelt werden. Für den Riesentorlauf am Freitag sind Plusgrade vorhergesagt.

Kein Trumpf im Ärmel

Wie fit Hirscher für die zwei Technik-Rennen ist, ist allerdings fraglich. Damit ist Österreichs in Sachen Medaillen bislang nicht allzu verwöhntes Team um ein Problem reicher. Denn mit drei Siegen, einem zweiten und einem sechsten Rang war Marcel Hirscher auch in der bisherigen Saison wieder der Erfolgsgarant im Riesenslalom.

Kein anderer Österreicher hat es aufs Podest geschafft. Der Tiroler Manuel Feller war in Alta Badia als Vierter zwar knapp dran, doch hat der Fieberbrunner zugleich auch drei Ausfälle und einen elften Rang in seiner Saisonbilanz stehen. 

Der Salzburger Roland Leitinger ist in seiner Comeback-Saison nach seinem Kreuzbandriss noch nicht auf Touren gekommen, er verpasste zwei Mal die Qualifikation für das Finale, schied in Saalbach aus und erreichte zwei Mal Rang 23.

Und Marco Schwarz schließlich muss hoffen, den Schwung aus seiner mit Bronze dekorierten Kombination von Åre mitnehmen zu können: Bei überhaupt nur zwei Starts im Riesenslalom hat der Kärntner in diesem Winter einen Ausfall und einen verpassten zweiten Durchgang vorzuweisen.

Déjà-vu

Vor zwei Jahren bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz war Hirscher nach dem Super-G (21.) erkrankt. Er hütete nach schlafloser Nacht wegen Gliederschmerzen und erhöhter Temperatur mit einer Wärmeflasche das Bett und musste das Abfahrtstraining für die Alpine Kombination auslassen.

Bereits am nächsten Tag trainierte er wieder Slalom, infolge gewann er noch Kombi-Silber, wurde mit dem Team Fünfter und ließ jeweils Gold in Riesentorlauf und Slalom folgen.

Marcel Hirschers Karriere:

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Marcel Hirscher wurde am 2. März 1989 in Hallein geboren, als erstes Kind von Ferdinand und Sylvia Hirscher.

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Von Kindesbeinen an wird Marcel von seinem Vater Ferdinand (re.), einem staatlich geprüften Ski- und Snowboardlehrer, betreut. Im Trainer-Team seines Sohnes gilt er als eine Art "Supervisor", der auch bei Video-Analysen dabei ist. Der um sieben Jahre jüngere Bruder Leon (Mi.) wollte in die Fußstapfen seines Bruders treten, eine schwere Hüftkrankheit bremste ihn aus. 

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Stets an seiner Seite: Mit Laura Moisl war Marcel zehn Jahre liiert, bis sich das Paar im vergangenen Sommer endlich dazu entschloss, eine Ehe zu schließen.

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Im Oktober bekamen sie einen Sohn. Seitdem habe der Ski-Star andere Prioritäten, sagte er kurz nach der Geburt.

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Bereits in der Jugend ließ der 173 cm große Fahrer sein Talent aufblitzen. Als 14-Jähriger wurde er dreifacher österreichischer Schülermeister, als 15-Jähriger kam er nach Erreichen des Alterslimits bei FIS-Rennen zum Einsatz.

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Bei der Junioren-WM 2007 gewann er die Goldmedaille im Riesenslalom und die Silbermedaille im Slalom.

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Sein Weltcup-Debüt feierte der in Annaberg/Salzburg lebende Ausnahmeathlet am 17. März 2007.

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In Lenzerheide kam er damals - zum Start war er als Juniorenweltmeister berechtigt - als Drittletzter auf Rang 24 mit einem Rückstand von 3,17 Sekunden auf Sieger Aksel Lund Svindal.

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Seinen Durchbruch im Weltcup erlebte Marcel Hirscher im olympischen Winter 2009/2010. In Val d'Isère carvte er in seiner Paradedisziplin Riesenslalom zu seinem ersten Weltcup-Sieg.

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Am 12. Dezember 2010 feierte Hirscher, wieder in Val-d’Isère, seinen ersten Slalom-Sieg im Weltcup.

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Im Jänner 2012 gelang ihm beim Schladminger Nachtslalom der erste Sieg auf österreichischem Boden. 

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Und der Höhenflug hielt an. 

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Es folgten 8 Gesamtsiege (2011/12, 2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16, 2016/17, 2017/18, 2018/19), die letzte große Kugel...

WELTCUP-FINALE IN SOLDEU: HIRSCHER (AUT)

... erhielt er beim Saison-Finale am 17. März in Soldeu (Andorra). 

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Hirscher ist zudem sechsmaliger Riesentorlauf-Weltcupsieger (2011/'12, 2014/'15, 2015/'16, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) und hat ebenso...

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... viele Slalom-Weltcupsiege (2012/'13, 2013/'14, 2014/'15, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) bislang verbuchen können.

Hirscher siegte mit Rekordvorsprung

Der Salzburger triumphierte im vergangenen Dezember in Alta Badia erstmals auch im Parallel-Riesentorlauf und egalisierte mit dem 62. Weltcupsieg die ÖSV-Bestmarke der österreichischen Jahrhundert-Sportlerin Annemarie Moser-Pröll. Inzwischen hält er bei 67.

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Nach dem Sieg in Saalbach ist er die alleinige Nummer eins. 

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Auch bei den Weltmeisterschaften hagelt es Medaillen für Hirscher. 2013 gewann er in Schladming bei seinem ersten Antreten, dem Mannschaftsbewerb, die Goldmedaille mit dem österreichischen Team. Im Riesenslalom gewann er seine erste WM-Einzelmedaille, eine silberne.

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Bei Olympia sammelte er drei Medaillen: Gold im Riesenslalom und Kombination (Pyeongchang) sowie Silber im Slalom von Sotschi. 

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Österreichs Sportler des Jahres wurde er fünf Mal - 2012, 2015, 2016, 2017 und 2018. 

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Im vergangenen Oktober wurde Hirscher zum vierten Mal von den Mitgliedern der Internationalen Ski-Journalisten-Vereinigung (AIJS) zum Alpinskisportler des Jahres gewählt. Damit schloss er zum bis dato allein führenden Schweizer Pirmin Zurbriggen auf.

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Im vergangenen Jahr wurde der Salzburger von der Zeitung L’Equipe zum "Champion der Champions 2018" bzw. zum Weltsportler des Jahres gekürt. Hirscher ist der erste Skifahrer überhaupt, der die prestigeträchtige Trophäe in Empfang nehmen durfte. Diese Ehre wurde vor ihm keinem Österreicher zuteil. 

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Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhielt Hirscher 2016. Den Orden überreichte ihm der damalige Bundeskanzler Werner Faymann. 

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