252 Tage nach dem Horrorsturz: ÖSV-Star Nina Ortlieb fährt wieder Ski

Nina Ortlieb zog am Ötztaler Gletscher ihre ersten Schwünge nach der schweren Verletzung
Als Nina Ortlieb Ende Jänner in der Abfahrt von Garmisch im Fangnetz lag und vor Schmerzen schrie, schien das Karriereende besiegelt. Zum zweiten Mal innerhalb von 13 Monaten hatte sich die 29-Jährige den rechten Unterschenkel gebrochen.
3 Stunden operiert
Der Nagel, der ihr Schien- und Wadenbein zusammenhalten sollte, hatte sich bei diesem Sturz dermaßen verbogen, dass Nina Ortlieb noch in Garmisch in Narkose versetzt wurde und später drei Stunden operiert werden musste.

Nina Ortlieb verletzte sich in Garmisch schwer
Niemand glaubte zu diesem Zeitpunkt, dass die WM-Zweite von 2023 (Abfahrt) nach all ihren Verletzungen und insgesamt knapp 30 Operationen jemals wieder im Ski-Weltcup auftauchen würde.
Niemand außer Nina Ortlieb selbst.
Grünes Licht
252 Tage nach ihrem verheerenden Crash zog die Vorarlbergerin am Ötztaler Gletscher wieder ihre Schwünge. Anfang der Woche hatte Ortlieb erfolgreich die sogenannten Back-to-Action-Testungen absolviert, bei denen ihr geschundener Körper und vor allem ihr rechter Unterschenkel genauestens überprüft wurden.

Die Ärzte sehen keinerlei Bedenken und gaben der 29-Jährigen grünes Licht für ihr x-tes Comeback. Nina Ortlieb über . . .
- ihren rechten Unterschenkel
„Aus medizinischer Sicht hat es schon länger sehr gut ausgesehen. Der Knochen ist sehr gut zusammengewachsen. Das kann man auch am Röntgenbild gut erkennen, selbst ich als Laie. Diese Bilder geben einem ein gutes Gefühl. Ich bin heute deutlich weiter, als wir vor einem Jahr beim ersten Bruch jemals waren. Das war auch die Grundvoraussetzung für die medizinische Freigabe. Ein drittes Mal sollte man sich nicht an der gleichen Stelle den Knochen brechen.“
- die ersten Schwünge
„Das erste Gefühl war so, als ob ich nie verletzt gewesen wäre. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Erleichterung das ist. Da fällt schon viel Druck und Last und Unsicherheit ab. Man stellt sich ja doch permanent Fragen, ob das noch einmal was wird. Jetzt habe ich die Antwort, dass es passt und funktioniert.“
- die Unterschiede zu ihrem ersten Unterschenkelbruch
„Vor einem Jahr war alles viel schwieriger. Ich war extrem limitiert, die Heilung ist nur sehr langsam vorangegangen. Nach dem Skifahren konnte ich damals nicht mehr Gehen. Dass im letzten Jahr das Restrisiko groß war, haben alle gewusst. Heuer sind die Voraussetzungen ganz andere. Ich bin froh, dass ich die Chance noch einmal kriege.“

- die Lehren aus der Vergangenheit
„Wir haben uns genug Zeit in der Vorbereitung gelassen. Das macht sich positiv bemerkbar und hat man auch bei den Konditionstests erkennen können. So gute Werte hatte ich mein ganzes Leben noch nicht. Der Kraft-Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Bein beträgt 1 bis 2 Prozent. Letztes Jahr waren wir da bei 20 Prozent.“
- die nächsten Schritte
„Im Moment reden wir noch vom freien Skifahren, teilweise bin ich schon auf der Kante unterwegs. Von meinem Gefühl her wird es nicht mehr lange brauchen, bis ich wieder durch Tore fahre. Weil ich alles schmerzfrei machen kann. Am 12. November würde es dann mit dem Abfahrtsteam nach Copper Mountain zum Training gehen. Genau das wäre mein Plan. Der Flug ist jedenfalls gebucht.“
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