Bilanz nach dem Ski-Start: Viel Licht und ein bisschen Schneefall
Gewohntes Bild: Marco Odermatt war nicht zu schlagen.
Der Auftakt in die neue Weltcup-Saison machte Lust auf mehr. Wer rückte in Sölden ins Rampenlicht, wer stand im Abseits? Der KURIER zieht ein Fazit.
PLUS: Julia Scheib
Der erste österreichische Sieg in einem Weltcup-Riesentorlauf seit März 2016 könnte durchaus eine Initialzündung gewesen sein. Julia Scheib wäre nicht die erste Läuferin, die nach ihrem Premierenerfolg plötzlich richtig durchstartet. Die ehrgeizige Steirerin macht auch gar kein Hehl daraus, dass Sölden erst der Anfang gewesen ist. „Ich will irgendwann die kleine Kristallkugel im Riesentorlauf-Weltcup holen.“
PLUS: Marco Odermatt
175 Weltcuprennen, 46 Siege – das ist die beeindruckende Bilanz des 28-jährigen Schweizers, der auch in diesem Winter wieder der Mann ist, den es zu schlagen gilt. Odermatt freut sich, dass er Marco Schwarz wieder als Konkurrenten hat. „Schön, dass er wieder zurück ist. Das gibt heuer wieder ein spezielles Duell.“
PLUS: Junges Publikum
Da soll noch jemand behaupten, die junge Generation könne sich nicht mehr für den Skisport erwärmen. Der Weltcupauftakt lieferte den Gegenbeweis: Das Gros der 15.900 Fans am Samstag (Besucherrekord in Sölden für den Frauen-Riesentorlauf) und 15.300 am Sonntag war beim ersten Gletscherrennen 1993 noch nicht auf der Welt. Das jugendliche Publikum mag vielleicht aber auch vom legendären Après-Ski in Sölden angelockt worden sein, wo die Nacht beim Weltcup zum Tag wird.
PLUS: Internationalität
Zumindest beim Auftakt machte der Weltcup seinem Namen alle Ehre und präsentierte sich international wie schon lange nicht. Bei den Frauen landeten Läuferinnen aus 14 Nationen in den Punkterängen. Im Herren-Riesentorlauf waren immerhin 13 Skiländer im zweiten Durchgang vertreten, darunter Estland und Belgien.
PLUS: Martin Sprenger
Der neue Riesentorlauf-Coach der ÖSV-Frauen verfiel nach dem Ende der langen Durststrecke nicht in Ekstase, sondern ordnete den Erfolg nüchtern und sachlich ein. „Wenn Julia ausscheidet, dann würden alle von einem Debakel sprechen.“ Der Tiroler hat augenscheinlich Schwung in das Team gebracht. „Er ist ein Profi“, lobt denn auch Julia Scheib.
PLUS: Pistencrew & Waldner
Nicht an allen Weltcuporten wäre am Sonntag der Riesentorlauf durchgezogen worden. „Ich hatte vier Wettermodelle, die ganz unterschiedlich waren. Das Beste habe ich genommen“, meinte FIS-Renndirektor Markus Waldner nach dem Rennen. Er konnte sich dabei auch auf die Pistencrew in Sölden verlassen. Das riesige Team mit großem Idealismus und enormem Erfahrungsschatz bereitete dem scheidenden Langzeit-Rennleiter Rainer Gstrein, der seit dem ersten Rennen im Jahr 1993 in dieser Funktion tätig war, einen würdigen Abschied.
PLUS: mySkiAustria
In vielen Belangen mag der ÖSV Vorreiter sein, beim Mitgliederservice lebte der Verband noch in der digitalen Steinzeit. Mit der neuen Plattform mySkiAustria, die seit dem Wochenende online ist, rief der ÖSV nun endlich ein modernes Mitgliederportal ins Leben. So soll der Austausch mit den 1.100 österreichischen Skiklubs und den mehr als 130.000 ÖSV-Mitgliedern intensiviert werden.
MINUS: Italiens Frauenteam
Im vergangenen Winter gaben die Italienerinnen den Ton an und sicherten sich vor der Schweiz und Österreich auch den Nationencup. Diese Trophäe wird das Team nicht mehr verteidigen können. Mit Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone und Doppelweltmeisterin Marta Bassino sind zwei Leithammel verletzt, in Sölden schaffte es nur eine Italienerin in den zweiten Durchgang.
MINUS: ORF-Livereporter
Muss man wirklich den Angehörigen einer Siegerin im hochemotionalen Moment des Erfolgs so auf die Pelle rücken? Sagen Bilder nicht oft mehr als tausend Worte? Dieses Nachbohren, um live eine Wortspende vom Lebensgefährten von Julia Scheib zu ergattern, war penetrant bis peinlich.
MINUS: Lucas Braathen
Sölden ist eigentlich das Heimrennen für den Brasilianer aus Norwegen, der seine Trainingszelte im Ötztal aufgeschlagen hat. Heuer erlebte der „Lokalmatador“ aber ein schwarzes Wochenende. Erst kollidierte Braathen bei der Auffahrt auf den Gletscher mit einem Wildtier, dann rutschte er im ersten Durchgang aus dem Kurs.
MINUS: Manuel Feller
Vier Mal nicht für den 2. Durchgang qualifiziert, zwei Mal ausgeschieden, als Highlight ein 12. Platz – man kann dem Tiroler keine Neigung für den Steilhang in Sölden nachsagen. Seinen allerletzten Auftritt auf dem Rettenbachferner absolvierte Manuel Feller am Sonntag standesgemäß: Mit einem Ausfall. „Ich hab’ den gleichen Blödsinn gemacht wie im letzten Jahr“, erklärte der 33-jährige Routinier. „Mit Sölden kann ich mich einfach nicht anfreunden.“
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