WM-Tiefschlag für ÖSV-Star Manuel Feller: "Mir geht's beschissen"

Manuel Feller: Ein starker zweiter Durchgang war zu wenig
Falls sich Manuel Feller grün und blau geärgert haben sollte, dann war ihm das nicht wirklich anzumerken. Fast stoisch nahm er den vierten Platz im Slalom hin, da lag kein Hadern in seiner Stimme, er wirkte nach außen auch keineswegs frustriert. „Es ist einfach nur eine Leere da. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es tut extrem weh.“
Wer kann es Manuel Feller auch verdenken? Saalbach-Hinterglemm war seine Heim-WM. Sein Heimatort Fieberbrunn ist nur einen Bergkamm entfernt, unter den 23.000 Fans, die am Sonntag im Slalom abschließend für den Rekordbesuch dieser WM sorgten, waren Hunderte Freunde und Verwandte.
Hohe Erwartungen
Manuel Feller war der Lokalmatador, auf den diese WM ausgerichtet war. Man kann nur erahnen, welchem Druck der 32-jährige Tiroler in der Team-Kombi (Einfädler) und im Slalom (Rang 4) ausgesetzt gewesen sein muss. Und Feller hatte das alles sogar noch selbst befeuert, als er erklärte: „Für mich ist das die wichtigste Woche in meiner Karriere. Und wenn ich da leer ausgehe, dann ist das die größte Niederlage, die ich jemals gehabt habe.“
Der Slalom war dermaßen überladen mit Erwartungen und Emotionen, dass es fast nur schiefgehen konnte. Bereits im ersten Durchgang wirkte Feller gehemmt und passiv und war nicht mit dieser Leichtigkeit unterwegs, die ihn sonst auszeichnet und zum besten Slalomläufer der letzten Saison gemacht hat. „Das war bei Weitem zu wenig, ich habe das Tempo eher verwaltet und gedacht, dass ich mir mit einem soliden Lauf eine gute Ausgangsposition schaffen kann“, zeigte sich Feller selbstkritisch.
Frühe Erkenntnis
Im Grunde war dem 32-Jährigen schon zur Pause bewusst, dass ihm die ersehnte Medaille durch die Finger gleiten wird. Dafür war der Rückstand zur Spitze schon zu groß und dafür lagen vor allem zu viele Kapazunder vor ihm. „Vergeigt habe ich es im ersten Durchgang“, erklärt Manuel Feller.
Zumal der Publikumsliebling dabei nicht nur viel Zeit (1,28 Sekunden), sondern zugleich auch ein wenig die Zuversicht verloren hat. „Nach dem ersten Lauf war es schon so, als ob dir jemand den Stecker zieht“, gestand der erfahrene Tiroler.
Feller gelang im zweiten Durchgang noch der Sprung von Rang sechs auf den vierten Platz, er durfte sich noch einmal von den Fans hochleben lassen und die besondere Atmosphäre im Zielstadion aufsaugen – aber das alles konnte kein Trost sein, nachdem er sein großes Karriereziel um zehn Hundertstelsekunden verpasst hatte.
„Es ist ein riesiges Privileg, in seinem Heimatskigebiet eine WM bestreiten zu dürfen. Ich habe so viel Willenskraft in dieses Projekt gelegt und alles auf dieses Rennen und diesen Tag gesetzt. Das macht es so schwer und deshalb tut es auch so weh.“
Harter Tiefschlag
Es werden einige Wochen vergehen müssen, bis Manuel Feller diesen Tiefschlag verdaut haben wird. Irgendwann im Nachgang wird der Routinier zur Erkenntnis gelangen, welche Chance er liegengelassen hat. Schon in einer der ersten Analysen ging er mit sich hart ins Gericht.
„Ich wollte immer vermeiden, dass ich im Nachhinein auf meine Karriere zurückblicke und mir einmal vorwerfen muss, dass ich zu wenig attackiert habe“, erklärte der zweifache Familienvater. „Aber genau das war leider der Fall. Das ist definitiv die größte Niederlage meiner Karriere.“
Und das ausgerechnet in Saalbach-Hinterglemm, wo er vor einem Jahr mit dem Gewinn des Slalom-Weltcups den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte.
Schwierige Saison
Dieser vierte Platz passt auch irgendwie ins Bild dieses schwierigen WM-Winters. Manuel Feller ist nie richtig auf Touren gekommen, manchmal rebellierte sein Körper, dann patzte er selbst. In den neun Saison-Slaloms vor der WM kam er vier Mal nicht ins Ziel und stand nur einmal auf dem Stockerl.
Wie’s nun mit ihm weitergeht? Wie lange es wohl dauern wird, bis er diese Enttäuschung verarbeitet hat? „Normalerweise bin ich im Vergessen gut“, sagte Feller, „für mich fühlt sich das gerade ein bisschen wie das Saisonende an. Man muss schauen, wie lange ich noch Chancen habe bei einer WM. Jünger werde ich nicht.“
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