Austria oder Rapid? Gleichgültig wer gewinnt, ein Wiener Fußball-Original hat Grund zum Feiern. August Starek wird am Derby-Sonntag 80 Jahre alt. Den Gratulanten hat sich der Gustl per „Flucht in die Karibik“ entzogen. Irgendwo zwischen Barbados und Antigua wird er auf einem Kreuzfahrtschiff die Sonne genießen oder im Falle eines Landaufenthaltes mit Gattin und Handicap 18 den Golfschläger schwingen.
Obwohl topfit und schmähgeladen, sucht Starek schon seit Jahren nicht den Mittelpunkt. Ist im Gegensatz zu anderen ehemaligen Kickergrößen auch im TV so gut wie nie präsent. Weshalb jüngere Sport-Freunde vermutlich gar nicht wissen, ...
dass der Wechsel des Vorstadt-Lausers vom Simmeringer SC zu Rapid sofort zum Titelgewinn 1966 führte;
dass Starek daraufhin vom damaligen in ganz Deutschland als Peitschenknaller populär wie gefürchtet gewesenen Wiener Trainer Max Merkel nach Nürnberg geholt, dort besonders hart angefasst und mit dem 1. FC Meister 1968 wurde;
dass Starek dieses Kunststück im Folgejahr mit dem FC Bayern wiederholte, indem er als Mittelfeldstratege vor Libero Franz Beckenbauer alle 34 Saisonspiele bestritt und er danach ebenso wie ebenfalls von Simmering stammende spielstarke Außenverteidiger Peter Pumm den Meisterteller in die Höhe stemmen durfte.
Starek landete noch ein zweites Mal bei den Nürnbergern. „Irgendwie sind’s mir, auch weil’s die Ärmeren waren, noch sympathischer gewesen.“ Dementsprechend groß war seine Freude, als die Nürnberger sich noch ein halbes Jahrhundert später an Gustl Verdienste erinnerten und ihn Nürnbergs Oberbürgermeister 2024 ins Rathaus einlud, um den (Schla-)Wiener im Goldene Buch der Stadt zu verewigen.
Trotz seines außergewöhnlichen Könnens bestritt Starek nur 22 Länderspiele. Nicht zuletzt wegen eines Kreuzbandrisses. Selbst mit mir einem g’sunden Bein bereicherte er heimische Ligaspiele danach mehr als andere Kicker mit zwei. Aber sein Temperament wollte es, dass er für Kritiker vorübergehend mehr zum schwarzen (Un-)Gustl wurde. Als Rapid-Heimkehrer fasste Starek eine Zehn-Spiele-Sperre aus, weil er im ausverkauften alten Innsbrucker Tivoli, mit Schmährufen bedacht vom Publikum, die Hose gelüftet hatte. „Das war ein Riesenfehler von mir. Obwohl ich eh nur den Gummi von der Hos“n weg“zogen hab.“
Sieben Stationen als Spieler folgten nicht ganz so erfolgreiche acht als Trainer. Auch weil Rapid während Stareks Hütteldorfer Betreuer-Ära pleite war. Und er anderswo nie – wie von ihm beklagt – über eine für Titelgewinne nötigen Kader verfügt habe. So sorgte Starek als GAK-Trainer unter Moralapostel für Empörung, als er in Mikrofonnähe rief: „Wenn’s schon net kicken könnt’s“, haut’s wenigstens eine.“
Bei Admira, wo man ihm immerhin drei Jahre vertraute, hatte er ein goldenes Näschen , indem er dem 16-jährigen Dietmar Kühbauer zum Liga-Debüt verhalf.
Bei Austria bewies Starek zugleich Stolz und Courage, als er, nachdem über seinen Trainerkopf hinweg der Südamerikaner Enrique Baez engagiert worden war, den mächtigen Klubchef Joschi Walter anrief mit den Worten: „Ab morgen kannst deine Violetten selber trainieren.“ Darauf war er bei Austria nach nur vier Monaten Geschichte. Zu Herbert Prohaskas Bedauern „Denn Gustl war a guter Trainer.“
Knapp sechs Monate nach dem 80er vom gebürtigen Simmeringer Starek wird der gebürtige Simmeringer Prohaska 70 Jahre.
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