King Küng im Hundertstel-Krimi

Warum sich Österreicher über einen Schweizer Sieg beim verkürzten Klassiker freuen.

Das Starthaus blieb verwaist. Der berüchtigte Guggi-Föhn verblies die Hoffnungen auf einen Abfahrts-Klassiker in Originallänge. Die Schlüsselstellen Hundschopf und Minschkante waren umsonst präpariert worden. Der Abfahrts-Marathon am Lauberhorn musste stark verkürzt werden. Und war dennoch alles andere als eine halbe Sache. Zudem redete keiner der 20.000 Schweizer Ski-Fans nach dem packenden Rennen von einer amputierten Strecke. Sondern nur von dem, der sie am schnellsten bezwungen hatte. Denn der heißt Patrick Küng, ist Schweizer und zugleich der, der das zweijährige Warten auf einen eidgenössischen Abfahrts-Erfolg beendete. Nur sechs Hundertstel trennten Küng vom seinem schärfsten Verfolger. Andernfalls hätte Hannes Reichelt die 13 Monate dauernde österreichische Sieglosigkeit in einer Abfahrt beendet. Reichelt wurde Zweiter und dem Ruf gerecht, ein Lauberhorn-Spezialist zu sein. Er lächelte zum dritten Mal vom Lauberhorn-Podium.

Brenn-Punkte

King Küng im Hundertstel-Krimi
Patrick Kueng of Switzerland celebrates after the men's World Cup downhill ski race in Wengen January 18, 2014. Kueng won the race ahead of Hannes Reichelt of Austria and Aksel Lund Svindal of Norway. REUTERS/Denis Balibouse (SWITZERLAND - Tags: SPORT SKIING)

Ursprünglich sei er enttäuscht gewesen über die Streckenverkürzung. Dann aber, gestand Reichelt, war er froh drüber. "Die Oberschenkel haben gebrannt. So wellig ist die Piste gewesen."Auch das österreichische Teamresultat kann sich sehen lassen. Vierter Max Franz (trotz Beinhautentzündung), Sechster Matthias Mayer, Achter der Tiroler Romed Baumann, der den Schock vom Vortag, als er in der Kombi-Abfahrt 50 Meter vor dem Ziel in aussichtsreicher Position einen Ski verloren hatte, gut verkraftete.Möglich, dass dieses Quartett den ÖSV auch in der Olympia-Abfahrt vertreten wird, zumal lädierte bzw. verdienstvolle Routiniers wie Klaus Kröll und Georg Streitberger nur noch am Samstag in Kitzbühel die Chance haben, sich mit einem Top-Platz aufzudrängen.Unabhängig von Aufstellungsspekulationen steht jetzt schon fest: Die Besucherzahl bei der Olympia-Abfahrt wird nicht annähernd so hoch, die Stimmung nicht annähernd so gut sein wie auf dem Lauberhorn.Tausende Fans standen schon im Morgengrauen bei der Wengenalp-Bahn in Lauterbrunnen Schlange. Viele blickten Stunden später und 1200 Meter höher, umgeben von Käsefondue-Duft, gebannt auf eine Video-Wall im alpinen Gelände.

Heiße Atmosphäre

Annemarie Moser schwärmte von einer einmaligen Atmosphäre. Die zu Österreichs Jahrhundertsportlerin gewählte Salzburgerin war bei ihrer Wengen-Premiere von Landsmann Rudi Huber eingeladen worden. Dieser konnte sich nach dem Erfolg von Küng, den Schweizer Medien schon nach dessen Super-G-Sieg in Beaver Creek zum „King Küng“ umgetauft hatten, der Gratulanten kaum erwehren. Denn Huber war im April unerwartet zum Sportdirektor des krisengeschütteltes Swiss-Ski-Teams bestellt worden. Dass Huber mit Walter Hlebayna und Walter Hubmann zwei Österreicher zum Herrenchef bzw. zum Abfahrtstrainer bestellte, löste speziell unter Trainern aus der französischen Schweiz wenig Begeisterung aus. Zumindest am Samstag verstummten Kritiker. Zumal auch Carlo Janka ins Spitzenfeld gerast wäre, hätte er nicht vor dem Ziel einen Ski verloren.

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SWITZERLAND ALPINE SKIING WORLD CUP
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Kueng of Switzerland reacts after his run during
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Reichelt of Austria reacts after his run during me
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Reichelt of Austria reacts after his run during me
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Svindal of Norway clears gate at the Silverhorn du
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Franz of Austria reacts after his run during men'
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SWITZERLAND ALPINE SKIING WORLD CUP

Herren-Abfahrt in Wengen
1. Patrick Küng (SUI) 1:32,66
2. Hannes Reichelt (AUT) 1:32,72 +0,06
3. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:32,73 +0,07
4. Max Franz (AUT) 1:32,90 +0,24
5. Bode Miller (USA) 1:33,01 +0,35
6. Matthias Mayer (AUT) 1:33,10 +0,44
7. Peter Fill (ITA) 1:33,20 +0,54
8. Romed Baumann (AUT) 1:33,26 +0,60
9. Johan Clarey (FRA) 1:33,28 +0,62
10. Beat Feuz (SUI) 1:33,40 +0,74
. Didier Defago (SUI) 1:33,40 +0,74
12. Jared Goldberg (USA) 1:33,43 +0,77
13. Kjetil Jansrud (NOR) 1:33,45 +0,79
14. Adrien Theaux (FRA) 1:33,50 +0,84
15. Werner Heel (ITA) 1:33,51 +0,85
16. Marco Sullivan (USA) 1:33,65 +0,99
17. Klaus Kröll (AUT) 1:33,68 +1,02
18. Brice Roger (FRA) 1:33,69 +1,03
19. Otmar Striedinger (AUT) 1:33,71 +1,05
20. Georg Streitberger (AUT) 1:33,77 +1,11
21. Christof Innerhofer (ITA) 1:33,80 +1,14
22. Markus Dürager (AUT) 1:33,85 +1,19
23. Florian Scheiber (AUT) 1:33,86 +1,20
24. Rok Perko (SLO) 1:33,87 +1,21
25. Silvano Varettoni (ITA) 1:33,96 +1,30
26. Dominik Paris (ITA) 1:33,99 +1,33
27. Sandro Viletta (SUI) 1:34,03 +1,37
28. Travis Ganong (USA) 1:34,10 +1,44
29. Guillermo Fayed (FRA) 1:34,12 +1,46
30. Martin Cater (SLO) 1:34,17 +1,51
Weiter:
40. Joachim Puchner (AUT) 1:34,40 +1,74

Ausgeschieden u.a.: Manuel Kramer (AUT), Erik Guay (CAN), Carlo Janka (SUI) Anmerkung: Start unterhalb der Minschkante wegen zu starken Windes im oberen Streckenteil

Gesamtweltcup
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 757
2. Marcel Hirscher (AUT) 675
3. Ted Ligety (USA) 433
4. Alexis Pinturault (FRA) 406
5. Hannes Reichelt (AUT) 376
6. Patrick Küng (SUI) 366
7. Felix Neureuther (GER) 311
8. Bode Miller (USA) 304
9. Peter Fill (ITA) 278
10. Erik Guay (CAN) 261
. Matthias Mayer (AUT) 261
12. Kjetil Jansrud (NOR) 259
13. Adrien Theaux (FRA) 257
14. Henrik Kristoffersen (NOR) 245
15. Manfred Mölgg (ITA) 233

Abfahrtsweltcup
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 360
2. Hannes Reichelt (AUT) 260
3. Patrick Küng (SUI) 221
4. Erik Guay (CAN) 207
5. Peter Fill (ITA) 160
6. Adrien Theaux (FRA) 153
7. Johan Clarey (FRA) 151
8. Max Franz (AUT) 135
9. Dominik Paris (ITA) 134
10. Kjetil Jansrud (NOR) 132
11. Bode Miller (USA) 125
12. Matthias Mayer (AUT) 123
13. Werner Heel (ITA) 116
14. Klaus Kröll (AUT) 115
15. Manuel Osborne-Paradis (CAN) 99

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