Sieg in Gröden: Franz lässt ÖSV aufatmen

Max Franz hat sich diesen Schluck redlich verdient.
Einst hagelte es Kritik und Stürze, nun sorgte der 27-Jährige für den ersten Abfahrtssieg nach 651 Tagen.

Nach 651 Tagen ist das Warten auf einen österreichischen Abfahrtssieg beendet. Dank Max Franz, der sich im Gegensatz zu den Top-Piloten die Startnummer nicht hatte aussuchen dürfen. Der aber, als alle Favoriten im Ziel waren und Aksel Lund Svindal zum Sieg schon gratuliert wurde, mit Nummer 26 zur Nummer eins wurde.

Der um vier Hundertstelsekunden (= 1,18 Meter) vom Kärntner Polizeischüler geschlagene, stets faire Norweger Svindal brachte die österreichische Stimmungslage auf den Punkt: "Dieser Sieg tut vor allem den Österreichern gut, die oben am Berg sind, und die im Gegensatz zu Büroleuten wissen, wie viel Arbeit dahintersteckt."

Abgeschrieben

Gerade Max Franz war schon zum Platzfahrer abqualifiziert worden. Mit 27 heimste er nun seine erste Siegesprämie er. Er bekam 40.000 Euro brutto just dort, wo vor 25 Jahren der Stern seines Cousins aufgegangen war. Nur musste Werner Franz damals mit einer noch höheren Nummer ins Grödener Rennen gehen und trotzdem miterleben, wie ihn ein noch größerer Außenseiter (der Liechtensteiner Markus Foser) ausbremste.

Werner Franz ist seit heuer ÖSV-Abfahrtstrainer und chauffierte als solcher seinen 17 Jahre jüngeren Cousin von Val d’Isère heim, wo das ÖSV-Team deklassiert worden war. Trainer Franz aber baute den Rennläufer Franz während der achtstündigen Fahrt nach Weißbriach mit der Prognose auf, dass im "klassen Gröden" für Rot-Weiß-Rot und speziell für Max die Skiwelt wieder viel rosiger sein könne. Tatsächlich sollte Franz im ersten Training Drittschnellster sein (Bestzeit Matthias Mayer). Und der siebente Rang im Super-G verlieh ihm einen zusätzlichen Schub.

Irgendwie habe er am Morgen schon gespürt, "dass heute viel möglich ist", sagte Franz, nachdem die ersten Tränen am "glücklichsten Tag in meinem Leben" getrocknet waren. Glück der anderen Art hatte er als "Max, der Bruchpilot" oft genug gehabt.

Immer wieder musste die Ski-Familie Franz ("Meinem Papa und meinem Onkel verdanke ich die Karriere") zittern. Immer wieder musste Max Franz für seinen Mut auch büßen. Nicht zufällig ließ Franz seinen Raiffeisen-Sturzhelm mit einem Wildsau-Emblem verzieren.

Der Franz-Klub, der schon zu Zeiten seines Cousins in Gröden am zünftigsten gefeiert hatte, ließ diesmal bereits vor der Abfahrt optimistisch die Sau raus. Zu einem Zeitpunkt, als die ÖSV-Hoffnungen noch einem anderen Kärntner galten. Olympiasieger Mayer aber verpasste einen Spitzenplatz gestern schon bei der Einfahrt zur Ciaslat-Wiese. Wie Mayer und Hannes Reichelt hatte auch Atomic-Fahrer Franz (nach einem Streif-Sturz) viele Rennen der abgelaufenen und – weil das Sprunggelenk streikte – auch das Sommercamp in den chilenischen Anden versäumt.

Abgeblitzt

In Portillo hatte im Gegensatz zu Franz US-Altstar Bode Miller, 39, trainiert – für ein Comeback, aus dem vorerst nichts wird. Miller wollte, obwohl bei Head unter Vertrag, eine Starterlaubnis auf Bomber-Skiern erzwingen. Bei einem US-Gericht in Kalifornien ist Miller damit aber vorerst abgeblitzt.

1.

Max Franz (AUT)

1:56,60

2.

Aksel Lund Svindal (NOR)

1:56,64

+0,04

3.

Steven Nyman (USA)

1:57,01

+0,41

4.

Adrien Theaux (FRA)

1:57,04

+0,44

5.

Erik Guay (CAN)

1:57,16

+0,56

6.

Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

1:57,21

+0,61

7.

Travis Ganong (USA)

1:57,22

+0,62

8.

Bryce Bennett (USA)

1:57,23

+0,63

9.

Nils Mani (SUI)

1:57,25

+0,65

10.

Guillermo Fayed (FRA)

1:57,33

+0,73

11.

Romed Baumann (AUT)

1:57,34

+0,74

12.

Kjetil Jansrud (NOR)

1:57,35

+0,75

13.

Christof Innerhofer (ITA)

1:57,37

+0,77

14.

Beat Feuz (SUI)

1:57,47

+0,87

.

Patrick Küng (SUI)

1:57,47

+0,87

16.

Klaus Kröll (AUT)

1:57,48

+0,88

17.

Matthias Mayer (AUT)

1:57,53

+0,93

.

Hannes Reichelt (AUT)

1:57,53

+0,93

.

Manuel Osborne-Paradis (CAN)

1:57,53

+0,93

20.

Carlo Janka (SUI)

1:57,66

+1,06

21.

Johan Clarey (FRA)

1:57,78

+1,18

22.

Peter Fill (ITA)

1:57,83

+1,23

23.

Brice Roger (FRA)

1:57,85

+1,25

24.

Nicolas Raffort (FRA)

1:57,89

+1,29

25.

Dominik Paris (ITA)

1:57,91

+1,31

26.

Thomas Dressen (GER)

1:57,99

+1,39

27.

Vincent Kriechmayr (AUT)

1:58,00

+1,40

28.

Mauro Caviezel (SUI)

1:58,08

+1,48

29.

Jared Goldberg (USA)

1:58,09

+1,49

30.

Mattia Casse (ITA)

1:58,17

+1,57

Weiter:

36.

Christian Walder (AUT)

1:58,43

+1,83

44.

Frederic Berthold (AUT)

1:58,79

+2,19

49.

Otmar Striedinger (AUT)

1:59,18

+2,58

53.

Joachim Puchner (AUT)

2:00,05

+3,45

Ausgeschieden u.a.: Niklas Köck (AUT), Adrian Smiseth Sejersted (NOR)

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