Stadlober: "Habe gedacht: 'Da bricht die Welt zusammen'"

Auch im Training ein Team: Vater und TV-Experte Alois Stadlober und Tochter Teresa
Am Sonntag musste Alois Stadlober kommentieren, wie sich seine Tochter über 30 km verirrte.

KURIER: Wie sehr haben Sie am Sonntag während der Übertragung gelitten?

Alois Stadlober: Man rechnet mit einem schlechten Ski, mit einem Sturz oder mit einem Stockbruch. Auch einmal mit einem schlechten Tag. Aber du rechnest nicht, dass sich wer verläuft.

Was waren Sie in dem Moment: Perplex, entsetzt, enttäuscht?

Du weißt ja gar nicht, wie du mit so eine Situation umgehen sollst.

Stadlober: "Habe gedacht: 'Da bricht die Welt zusammen'"
ABD0055_20180225 - PYEONGCHANG - SÜDKOREA: Teresa Stadlober (AUT, Mitte) am Sonntag, 25. Februar 2018, anl. des 30 km Massenstart-Bewerbs im Langlauf der Damen im Alpensia Cross-Country Skiing Centre in Pyeongchang. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Weil da der Vater in Ihnen durchkommt?

Ich hätte sicher mehr gehadert und mit dem Schicksal gerungen, wenn ich nicht in der Kommentatorkabine gesessen wäre. Mir war klar, dass ich das in meiner Rolle nüchtern sehen sollte. Dass ich da auf Sendung nicht herumjammern kann. Aber das war schwer. Diese Emotionen zu unterdrücken, und dann habe ich einfach immer wieder sagen müssen: ,Ein Wahnsinn.’

Wie war der Moment, als Sie Teresa nach dem Rennen begegnet sind?

Der war hart. Beim Interview hat sie das noch relativ locker genommen. Da habe ich sie lachen gesehen. Aber wie sie zu mir gekommen ist, hat sie dann geweint. Und ich mit. Ich bin in der Hinsicht sowieso sehr weich. Ich habe ihr dann gesagt, dass das jedem passieren kann. Du bist super, das kommt noch zurück. Dann bin ich der Papa, wenn dein Kind weint, dann bist du selbst auch völlig fertig.

Muss man so ein Missgeschick mit Humor nehmen?

Am Anfang war’s schon hart. Beim Kommentieren habe ich mir gedacht: Da bricht die Welt zusammen. Weil was du nicht hast, das hast du nicht. Wer weiß, was nächstes Jahr in Seefeld ist. Ist sie gesund? Hat sie wieder so einen super Ski? Die ganze Karriere kann durch so eine Medaille eine andere Richtung nehmen. Andere Sponsoren, andere Aufmerksamkeit. So ist das ein, zwei Tage eine Super-Geschichte, aber letzten Endes verpufft das. Es muss einfach wieder weiter gehen, es war ein Eigenfehler.

Stadlober: "Habe gedacht: 'Da bricht die Welt zusammen'"
ABD0063_20180225 - PYEONGCHANG - SÜDKOREA: Teresa Stadlober (AUT) am Sonntag, 25. Februar 2018, anl. des 30 km Massenstart-Bewerbs im Langlauf der Damen im Alpensia Cross-Country Skiing Centre in Pyeongchang. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Glauben Sie, dass der Punkt kommen wird, wo Sie über das alles lachen können?

Zum richtigen Zeitpunkt sicher. Wenn die Teresa gefestigt ist. Aber wenn sie grad schlecht drauf ist, dann kann ich ihr nicht damit kommen: ,Du bist eine Wahnsinnige, du brauchst eh nicht trainieren. Du kannst nicht bergabfahren, du weißt nicht einmal, wie die Strecke geht.’ Aber damit wird sie leben und umgehen müssen.

Was meinen Sie?

Diese Geschichte wird sie ihr ganzes Leben lang begleiten. Du kannst dir sicher sein, dass ihr die Trainer beim nächsten Weltcup in Lahti sagen werden. ,Teri, du weißt eh, da geht es rechts und nicht links.’ Aber das wird sie wegstecken.

Zumindest kennt man Ihre Tochter jetzt.

Mir wäre lieber gewesen, sie hätte diese Bekanntheit auf anderem Wege erreicht. Mit der olympischen Silbermedaille. Aber natürlich, es stimmt schon: Ich habe noch nie so viele Nachrichten erhalten wie nach diesem Rennen. Alle sagen: ,Bau sie auf, drück sie und super.’ Daran sieht man auch, dass der Ausdauersport die Leute fasziniert.

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