Als Mirjam Puchner heuer vor dem ersten Schneetraining ihr rechtes Bein in den engen Skischuh zwängte, tat sie das erstmals seit Langem ohne Unbehagen und Sorge. In den vergangenen Jahren hatte ihr vor diesem Moment stets gegraut, weil das Anziehen immer mit starken Schmerzen verbunden war.
„Ständig habe ich mich gefragt: Wie wird es sich anfühlen? Spüre ich irgendwas? Wie reagiert das Gewebe?“, erzählt Mirjam Puchner. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schön es ist, wenn man wieder ohne Nachdenken in den Skischuh schlüpfen kann und alles genau so funktioniert, wie man es möchte.“
Ohne Schmerzen fährt es sich nun einmal leichter Ski, vor allem auch besser. Und wer könnte das besser wissen als Mirjam Puchner, die am vergangenen Wochenende in Lake Louise mit den Rängen 3, 8 (Abfahrt) und 3 (Super-G) einen Weltcup-Auftakt nach Maß hingelegt hat. „So bin ich noch nie in eine Saison gestartet“, sagt die 29-jährige, die auch den Grund für die beiden Podestplätze kennt. „Ich hatte heuer das erste Mal seit Langem keine Operation.“
Einzige Option
In den vergangenen Jahren hatten die Chirurgen viel Arbeit mit der Pongauerin. Dieser Leidensweg führte so weit, dass nur mehr ein ungewöhnlicher Eingriff das vorzeitige Karriereende verhindern konnte. „Die einzige Option war, dass wir das Wadenbein noch einmal durchschneiden. Ich hatte nur mehr diesen Ausweg“, erzählt Puchner.
Zu diesem drastischen Schritt sah sich die Siegerin zweier Weltcup-Abfahrten 2020 gezwungen, nachdem sie immer noch an den Spätfolgen eines Sturzes bei der WM 2017 in St. Moritz litt, bei dem sie sich den Unterschenkel gebrochen hatte.
Großes Potenzial
„Ich hatte dauernd Schmerzen und auch die Freude am Skifahren verloren“, erinnert sich Puchner mit Schaudern an diese Zeit zurück. „Nach der OP habe ich dann aber sofort gespürt, dass es ganz was anderes ist und es aufwärtsgeht.“
Mittlerweile ist Mirjam Puchner wieder beschwerdefrei und damit endlich in der Lage, ihr Potenzial abzurufen. Mit einer Größe von 1,80 Metern bringt sie die perfekten körperlichen Voraussetzungen für die Speedbewerbe mit. „Sie hat einen gewaltigen Grundspeed“, lobt der österreichische Cheftrainer Christian Mitter vor den beiden Super-G-Rennen in St. Moritz (Start jeweils 10.30 Uhr).
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