ÖSV-Senkrechtstarter Ortner: Besser als Skisprung-Legende Schlierenzauer
Bis letzten Samstag war Maximilian Ortner eines dieser vielen Ufos, die hierzulande über den Schanzen kreisen. Ein unbekanntes Flugobjekt, das für die breite Öffentlichkeit nur schwer zu sichten ist, weil die raren österreichischen Startplätze im Weltcup durch Siegspringer und Medaillengewinner blockiert sind.
Erst das Verletzungspech von Daniel Huber (Saisonende) öffnete Maximilian Ortner kurzfristig die Tür in den Weltcup. Und der Kärntner war mehr als nur ein Ersatzmann und Notnagel – der 22-Jährige sprang in Lillehammer auf Anhieb mitten in die Weltklasse und ist nach den Plätzen 3 und 8 schwuppdiwupp kein Ufo mehr.
In Österreich ist es so schwer, ins Team zu kommen. Wenn die Chance da ist, dann sollte man performen
„Es ist irgendwie alles von selbst gegangen“, erzählt Ortner, der zuvor erst einmal im Weltcup mitwirken durfte.
Beim zweiten Einsatz im Weltcup gleich eine Punktladung auf dem Podest – das hat nicht einmal Skisprungrekordmann Gregor Schlierenzauer geschafft. Dem Tiroler gelang seinerzeit erst im dritten Anlauf der Sprung auf das Stockerl, er feierte dann aber gleich den ersten seiner 53 Weltcupsiege.
Unglaubliche Erfolgsgeschichten wie jene von Maximilian Ortner gibt es einige in der Schanzenwelt. In keinem anderen Sport tauchen so viele Senkrechtstarter aus dem Nichts auf, um nicht selten nach einem Winter wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Wer erinnert sich nicht an den Flachlandadler Thomas Diethart, der 2014 aus heiterem Himmel zur Lichtgestalt wurde und die Tournee gewann.
Cooler Auftritt
Bei Maximilian Ortner hat der perfekte Einstand keinen Insider auf dem falschen Fuß erwischt. Der Kärntner hat im vergangenen Winter den Kontinentalcup gewonnen und steht bei den ÖSV-Trainern hoch im Kurs.
In jeder anderen Nation wäre einer wie er gesetzt, in Österreich herrscht aber seit einiger Zeit so ein Überangebot an Überfliegern, dass Ortner im Weltcup bislang am Boden bleiben musste.
„Als österreichischer Skispringer ist es so schwer, ins Team zu kommen. Wenn die Chance einmal da ist, dann sollte man performen“, sagt der 22-Jährige. Dass er diesem Druck dann in Lillehammer standhielt, beeindruckte auch Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Hut ab, wie cool er geblieben ist.“
Vor allem der achte Platz im zweiten Springen zeugt von Klasse und Nervenstärke. Ortner bewies, dass sein Sprung aufs Podest keine Eintagsfliege war. „Das zweite Springen war auch um einiges schwieriger.“
Wenn der Weltcup nun in Ruka fortgesetzt wird, geht Maximilian Ortner nicht mehr als Ufo durch. Er hat sich jetzt einen Namen gemacht und wird die Blicke auf sich ziehen. „Ich möchte nur cool springen“, sagt er.
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