Man kann manchmal kaum glauben, dass Simon Eder ein herkömmliches Gewehr verwendet und nicht doch vielleicht eher eine Schrotflinte. So schnell wie der Salzburger am Schießstand die fünf Scheiben abräumt.
Mitunter schnallt er sich sein Gewehr schon wieder um, da haben die Konkurrenten neben ihm gerade einmal einen Schuss abgefeuert. Nicht von ungefähr lautet sein Spitzname in Biathlon-Kreisen Lucky Luke.
Der Mann, der schneller schießt als sein Schatten. Und der dabei auch noch besser trifft, als alle anderen.
Hohe Trefferquote
100 Schüsse hat Simon Eder bis zum heutigen Sprintbewerb in Hochfilzen (14.15 Uhr, live ORFeins) in dieser Saison im Wettkampf abgegeben. 95 davon landeten im Ziel. Am vergangenen Weltcup-Wochenende unterlief dem Saalfeldner in drei Rennen nur ein Fehler.
Eine Trefferquote von 95 Prozent ist dann selbst für einen ausgewiesenen Meisterschützen wie Simon Eder etwas Besonderes. Wobei er vor zwei Jahren sogar schon einmal noch häufiger ins Schwarze getroffen hatte. „Damals sind die ersten 67 Schuss alle reingegangen“, erinnert sich der 37-Jährige.
Aber nichts anderes ist sein Anspruch. Weil Simon Eder nie der Schnellste in der Loipe war, legte er früh sein Augenmerk auf das Schießen. In seinem Vater Alfred Eder, dem heimischen Biathlon-Pionier und zweifachen WM-Medaillengewinner, hatte er dafür auch den perfekten Lehrmeister.
KARRIERE
Simon Eder (*23.Februar 1983) ist der Sohn von Alfred Eder, der selbst ein Weltklassebiathlet war. Der Saalfeldner war 2002 Juniorenweltmeister und feierte 2006 sein Weltcupdebüt. Praktisch über die gesamte Karriere trainiert er unter Anleitung seines Vaters, der auch ÖSV-Chefcoach war.
ERFOLGE
Bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sammelte Eder mit der Staffel fünf Medaillen, 2016 holte er in Oslo WM-Bronze im Einzelbewerb über 20 Kilometer. Der Salzburger feierte drei Weltcupsiege im Einzel und vier mit der Staffel. In den Saisonen 2013/'14 und 2015/'16 wurde er im Gesamtweltcup Fünfter.
Brutaler Druck
Über die Jahre perfektionierte Simon Eder so die Schusstechnik und automatisierte seine Bewegungsabläufe am Schießstand bis ins kleinste Detail. Auf diese Art gewinnt der Salzburger gegenüber seinen Konkurrenten wertvolle Zeit.
Auf seine meisterhaften Schießeinlagen ist er aber auch angewiesen, wenn er in seinem fortgeschrittenen Alter noch konkurrenzfähig sein möchte. „Es ist für mich am Schießstand schon auch ein brutaler Druck“, erzählt der Routinier. Denn eine Strafrunde oder gar eine Strafminute kann er sich nicht leisten.
Wobei Simon Eder am ersten Weltcup-Wochenende in Hochfilzen für viele überraschend plötzlich auch in der Loipe zur Hochform auflief. Im Verfolgungsrennen, das der Österreicher als Achter beendete, war er auf dem letzten Kilometer gleich schnell wie Superstar Johannes-Thingnes Bø (NOR).„Ich fühle mich körperlich wieder wohl“, sagt Eder.
Olympia im Visier
Das war nicht immer so. In den vergangenen eineinhalb Jahren schlug sich Eder immer wieder mit gesundheitlichen Problemen herum. „2019 war’s nicht sicher, ob es bei mir weiter geht.“
Ein Rücktritt ist vorerst kein Thema mehr, vielmehr nimmt der nimmermüde Biathlet schon das nächste Ziel ins Visier. „Die Olympischen Spiele in Peking interessieren mich schon noch“, versichert Simon Eder. „Ich habe wieder Lunte gerochen.“
Kommentare