ÖSV-Präsident Schröcksnadel: "Das macht eine Freude"

ÖSV-Präsident Schröcksnadel: "Das macht eine Freude"
Das ÖSV-Team hat den besten Start seit 2003 hingelegt. Verantwortlich ist auch eine Maßnahme von Präsident Schröcksnadel.

Es ist noch gar nicht lange her, dass Peter Schröcksnadel auf seine Skifahrerinnen gar nicht gut zu sprechen war und aus seiner Unzufriedenheit auch kein Hehl machte. Als er etwa vor der letzten WM in St.Moritz (2017) nach den Zielen und Hoffnungen gefragt wurde, hatte der ÖSV-Präsident unverhohlen gemeint. „Von den Damen erwarte ich mir nichts.“

Einige Wochen später war Peter Schröcksnadel dann sogar richtig aufgebracht, weil die ÖSV-Frauen erstmals seit der Saison 1997/’98 im Nationencup nicht mehr die Nummer eins waren. „Ich reagiere allergisch, wenn wir bei den Damen den Nationencup nicht mehr gewinnen“, polterte damals der Präsident und stellte unmissverständlich fest. „Für mich hat der Nationencup einen großen Wert. Wenn wir da nicht vorne liegen, dann sind wir nicht mehr die Skination Nummer eins. Da nutzt auch der Marcel Hirscher nichts.“

Große Freude

Aktuell dürfte der Blick auf die Weltcupwertungen den obersten Wedler der Skination milde stimmen. Denn gerade die einst so gescholtenen Damen können nach den Überseerennen ein äußerst positives Zwischenfazit ziehen. Dank Nicole Schmidhofers Doppelpack in den Abfahrten von Lake Louise haben die Österreicherin zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison bereits gleich viele Weltcupsiege eingefahren wie im gesamten vergangenen Winter. Und in der für Präsident Schröcksnadel so prestigeträchtigen Nationenwertung haben die ÖSV-Damen sogar fast doppelt so viele Punkte gesammelt wie der erste Verfolger Schweiz. „Wir sind seit Jahren nicht mehr so gut gestartet“, frohlockt deshalb Schröcksnadel im KURIER-Gespräch, „es macht mir eine große Freude, den Damen zuzusehen. Jetzt fragen sich plötzlich alle, wie wir das machen.“

Kleine Gruppen

Aus heiterem Himmel kommt dieses Hoch jedenfalls nicht. „Es hat sich schon abgezeichnet und war eigentlich zu erwarten, dass es aufwärts geht“, meint ÖSV-Direktor Hans Pum. Zum einen weil nach den Rücktritten der Routiniers Marlies Raich, Nicole Hosp, Elisabeth Görgl und Kathrin Zettel (gemeinsam 65 Siege und 217 Podestplätze im Weltcup) im Team in den vergangen zwei Jahren ein Generationswechsel vollzogen werden musste. Zum anderen auch weil sich langsam die Reformen bezahlt machen, die der ÖSV auf Geheiß von Peter Schröcksnadel 2017 eingeleitet hat. Eine Million Euro hatte der Präsident damals locker gemacht, um im größten Skiteam der Welt kleinere, effizientere und schlagkräftigere Trainingsgruppen einzuführen. „Man sieht jetzt deutlich, dass diese Maßnahmen greifen“, freut sich der Big Boss. „Aber es war auch die einzige Möglichkeit, um langfristig international wirklich konkurrenzfähig zu bleiben. Sonst hätten uns auf Dauer die vielen Ein-Mann-Teams im Weltcup überholt.“

Tatsächlich sind die Österreicher so gut wie noch lange nicht in eine Saison gestartet. Die vier Siege in Übersee durch Max Franz (Abfahrt in Lake Louise, Super-G in Beaver Creek) und Nici Schmidhofer bedeuten die erfolgreichste Nordamerika-Bilanz seit 2003. „Und das nimmt auch viel Druck von der Mannschaft“, weiß Peter Schröcksnadel. „Gerade der Abfahrtssieg von Franz.“

Zu gut sind dem Präsidenten noch die vergangenen Saisonen in Erinnerung, als die Österreicher dem ersten Saisonsieg in der Königsdisziplin meist lange hinterher gefahren waren und sich öffentlicher Kritik ausgesetzt sahen. Im letzten Winter war den ÖSV-Herren der erste Abfahrtssieg gar erst beim Weltcupfinale geglückt. „Deshalb ist es super, dass es nun so angefangen hat“, sagt Herren-Coach Andreas Puelacher.

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