ÖSV-Chef-Mediziner: "Bitte tragt die Maske. Ihr müsst euch schützen"
Covid? Kaum ein Mensch redet mehr von Covid. Dabei ist die Problematik allgegenwärtig, wie Wolfgang Schobersberger glaubhaft versichert. Er ist der Chefmediziner des ÖSV und des ÖOC und geht davon aus, dass der Weltcup auch in diesem Winter nicht vor dem Coronavirus und dessen Folgen verschont bleiben wird.
Wie ist der Status quo vor dem Weltcupauftakt in Sölden?
Gleich vorweg: Die bisherigen Strategien und Konzepte waren definitiv in Ordnung. Deshalb ist der Weltcup auch so gut durch den letzten Winter gekommen. Meines Wissens musste keine einzige Veranstaltung covidbedingt abgesagt werden. Wir orientieren uns an den entsprechenden Anforderungen, die von den Behörden ausgegeben wurden. Den Weltcup in Sölden sehe ich einmal ganz unbeschwert.
Das klingt nach einem aber...
Allerdings muss man sehr wohl aufpassen, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird. Es geht nicht nur darum, dass es keine Covid-Fälle bei Athleten oder Betreuern gibt. Problematisch wird es, wenn generell viele Menschen erkranken, wie man es schon in anderen Berufsgruppen und Bereichen sieht.
Was meinen Sie konkret?
Wenn es zum Beispiel auf einmal satte Ausfallszahlen bei Pistenpräparierern oder anderen Helfern gibt, die für die Abwicklung einer Veranstaltung notwendig sind. Das wird ja in der Diskussion oft vergessen: Es geht nicht nur darum, das Wohl des Athleten abzusichern. Es geht darum, die Veranstaltung machbar zu machen. Und das wird schwierig, wenn zu viele Leute gleichzeitig erkranken und ausfallen.
Wie geht der ÖSV in den dritten Corona-Winter?
Es gibt intern regelmäßige Updates, und zwar für sämtliche ÖSV-Mitarbeiter. Wir geben Empfehlungen und Verhaltensregeln aus und klären auch auf, wie die Bestimmungen in anderen Ländern sind. Ein ganz heißes Thema ist zum Beispiel die USA, weil es dort andere Impfvorschriften gibt und die Astra-Impfung nicht anerkannt wird.
Welche Empfehlungen sprechen Sie konkret aus für die Athleten und Mitarbeiter?
Ein ganz wichtiger Punkt ist und bleibt das Tragen der Maske. Diesbezüglich gibt es zwar aktuell noch keine Vorgaben der Behörden, aber wir haben die Empfehlung ausgesprochen, dass unsere Leute in kritischen Bereichen wie zum Beispiel beim Buffet im Hotel Maske tragen sollen. Wir sagen: Bitte tragt die Maske.
Wir sagen auch: ,Bitte schaut darauf, dass nicht unbedingt zehn Leute in einem Bus zu einem Trainingskurs reisen. Seid nur in Kleingruppen unterwegs.' Das wird gebetsmühlenartig vorgebracht: Ihr müsst euch schützen, weil ihr auch eine Verantwortung gegenüber den anderen habt.
Was ist mit der Impfung? Sollten die ÖSV-Athleten und Betreuer die Corona-Impfung auffrischen?
Wir hatten schon letzten Winter eine sehr hohe Durchimpfungsrate beim Verband. Da berät das ÖSV-Ärzteteam die Athleten individuell, ob und wann der richtige Zeitpunkt für eine Impfung wäre.
Im Moment haben wir vor allem die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums bezüglich der Grippeimpfung weitergegeben. Da heißt es dezitiert, dass Leute, die viel reisen – und das tun unsere Athleten und Betreuer – sich gegen Grippe impfen lassen sollen. Das Ministerium rechnet übrigens heuer mit deutlich höheren Grippezahlen.
Nach knapp drei Jahren Covid-Pandemie. Haben Sie den Eindruck, dass bei den Athleten ein anderes Gesundheitsbewusstsein Einzug gehalten hat?
Das ist mit Sicherheit der Fall. Wie überall anders hatten auch wir beim ÖSV sehr viele Covidfälle. Und da hat auch jeder gesehen, wie rasch bzw. wie langsam die Athleten nach einer Infektion mitunter zurückgekommen sind. Das hatte schon den Effekt, dass die Sportler sagen: ,Ich will nicht Covid kriegen, ich will alles unternehmen, um verschont zu bleiben.’ Man kann erkennen, dass da ein hohes Maß an Verantwortung da ist und alle die Sache ernst nehmen.
Es geht ja schließlich um den Job und Geld und Ruhm.
Man sagt zwar oft gerne, das ist eh alles halb so wild. Aber für einen Athleten, der mitten in der Saison zwei Wochen wegen Covid ausfällt und danach Zeit braucht, wieder zurückzukommen, ist das schon tragisch, wenn er nur mehr 90 Prozent der Leistung bringt.
Das ist in den Köpfen der Athleten drinnen. Das Bewusstsein ist auch dadurch gestiegen, dass fast jeder von uns jemanden kennt, dem es nach einer Covidinfektion nicht gut gegangen ist.
Gibt es im ÖSV Athleten, die an Long-Covid leiden?
Ich kenne keinen Fall von Long-Covid im klassischen Sinn. Es gibt natürlich Athleten, die nach einer Infektion länger gebraucht haben, bis sie wieder voll leistungsfähig waren. Aber Horrormeldungen wie neurologische Ausfälle, akute Atemnot oder Probleme bei einfachen Tätigkeiten wie Stiegensteigen hatten wir glücklicherweise nicht.
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