Neues Motto
In diesen zwölf Monaten, die sie dem Verband vorsteht, hat die 59-Jährige schon einige Spuren hinterlassen. Manche sind bereits klar erkennbar, an anderen Reformen und Zukunftsprojekten wird im Hintergrund eifrig gearbeitet.
„Man kann von einem Paradigmenwechsel sprechen, der sich alleine schon aus dem Wechsel von einem Präsidenten auf eine Präsidentin ergibt“, sagt Christiane Gasser. Die Tirolerin leitet seit einigen Monaten die Marketing- und Kommunikationsabteilung und ist damit die erste Frau, die eine Führungsfunktion bekleidet.
Bei ihrem Amtsantritt hatte Präsidentin Roswitha Stadlober bereits angekündigt, dass der Skiverband „weiblicher werden“ müsse. Mit Gitti Köck gibt’s seit dem letzten Winter auch die erste ÖSV-Cheftrainerin (Snowboard).
Neues Image
Der Skiverband möchte sich Schritt für Schritt ein neues, ein zeitgemäßes Image verpassen. Er möchte sich von Langzeitpräsident Schröcksnadel emanzipieren und nicht mehr nur für Hochleistungssport stehen. „Der ÖSV muss die Breite der Gesellschaft ansprechen. Da geht es um Themen wie Werte, Haltungen und Erlebnis“, sagt Gasser. Dabei vergisst keiner der ÖSV-Führung, die Verdienste von Peter Schröcksnadel (81) zu würdigen. „Peter Schröcksnadel war maßgeblich für die Entwicklung des Skiverbandes verantwortlich. Der ÖSV war gleich Schröcksnadel“, sagt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer.
Doch so ein Führungsstil anno Schnee nach dem Motto „Der Verband bin ich“ ist im Jahr 2022 nicht mehr zeitgemäß. Bei der „stockkonservativen Sportbastion“, wie die Zeit den ÖSV nannte, sind die Hierarchien flacher geworden: An der Spitze steht das Trio Stadlober, Patrick Ortlieb (Finanzchef) und Generalsekretär Scherer. Im Sommer wurde innerhalb des Verbandes eine Strukturreform vollzogen. Unter Einbindung der gesamten Belegschaft. Dieser Gedankenaustausch ist gerade Stadlober ein Anliegen. „Ich throne nicht hoch oben. Ich bin eine Präsidentin zum Anfassen.“
Vorgänger Peter Schröcksnadel war zwar auch umgänglich und suchte den Kontakt zu den Athleten, Entscheidungen traf er allerdings oft im Alleingang bzw. mit seinem engsten Umfeld.
Neuer Stil
Das sei jetzt komplett anders, erklärt Bartl Gensbichler. Der Präsident des Salzburger Skiverbandes hat eine neue Gesprächskultur ausgemacht: „Man spielt sehr offen und diskutiert untereinander auch sehr offen. Die Roswitha ist eine Teamplayerin.“
Früher seien Landespräsidenten mitunter vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Wir erfragen jetzt alles, was im Verband passiert, und kriegen eine Antwort, wenn wir was wissen wollen. Früher hast du oft gehört: ,Das geht euch nichts an.‘ Das läuft jetzt anders ab. Die Bilanz der Präsidentin ist sehr positiv.“
Dabei wollte Roswitha Stadlober im Frühsommer 2021 ihr Amt als ÖSV-Vizepräsidentin eigentlich zur Verfügung stellen. Sie wurde nur deshalb Präsidentin, weil sich Karl Schmidhofer, der gewählte Nachfolger von Peter Schröcksnadel, schon nach wenigen Wochen aus privaten Gründen zurückzog.
„Manchmal ergeben sich Chancen, die man nur einmal bekommt“, sagte Stadlober vor einem Jahr. Es gab damals genug Leute, die ihr das Amt nicht zugetraut hatten.
Und heute? Heute vernimmt man allerorts, wie entschlossen die Präsidentin auftritt. Nicht zuletzt gegenüber dem Weltverband FIS, mit dem der ÖSV im juristischen Clinch liegt.
Wie meint doch gleich Bartl Gensbichler, der Salzburger Landespräsident: „Ich denke, viele haben die Roswitha einfach unterschätzt.“
Kommentare