Nur ein Duo war in Kvitfjell schneller als Matthias Mayer

Mustergültig: Matthias Mayer, Kärntner Olympiasieger mit Stil
Cameron Alexander und Niels Hintermann gewinnen in Norwegen ex aequo. Das Rennen um die kleine Kristallkugel spitzt sich zu.

Es spitzt sich zu im Abfahrtsweltcup: Zwei Rennen vor dem Saisonende trennen gerade einmal 28 Punkte die Top 3. Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde (am Freitag Fünter) liegt drei Punkte vor dem Schweizer Beat Feuz,  Matthias Mayer bleibt mit 28 Zählern Rückstand Dritter. Insgesamt sieben Männer haben noch Chancen auf die kleine Kugel.

So richtig warm ums Herz wurde es bei zehn Grad minus an einem norwegischen Wintertag aus dem Bilderbuch einem Schweizer: Niels Hintermann, 2017 Sieger der Lauberhorn-Kombination in Wengen, feierte seinen zweiten Erfolg im Weltcup. Das ist bemerkenswert, war der 26-Jährige doch schon oft als Flachländer verspottet worden, nachdem Hausen am Albis im Zürcher Unterland eben nicht hochalpin ist.

Zudem hat Hintermann schon einige schwere Verletzungen hinter sich und die Saison 2017/’18 komplett auslassen müssen. Im laufenden Winter aber ist er längst Teil der Weltelite, nachdem er in Gröden und Bormio bereits Dritter geworden war.

„Als ich 2017 am Lauberhorn gewonnen habe, waren externe Faktoren extrem hilfreich, Frau Holle hat so nachgeholfen, dass es zum Sieg gereicht hat. Aber ich war weder physisch noch technisch in der Nähe, um so etwas auf die Beine stellen zu können. Danach hatte ich einige Jahre zum Kopfzerbrechen, und die letzte Saison war wieder ein Tiefpunkt", sagte der 1,90-Meter-Hüne. „Aber in diesen Winter bin ich schon gut reingestartet, und das ist jetzt extrem schön so." Entsprechend fiel auch sein „Erlösungsschrei" (Hintermann) im Ziel aus.

Nur ein Duo war in Kvitfjell schneller als Matthias Mayer

So sehen Sieger aus: Cameron Alexander und Niels Hintermann

Geteilte Freude

Für eine Sensation sorgte dann der Mann mit Startnummer 39: Der Kanadier Cameron Alexander, am 10. Februar bereits Sieger der Europacup-Abfahrt in Kvitfjell, war exakt gleich schnell wie Hintermann und konnte sein Glück kaum fassen. „Ich weiß ja, wozu ich fähig bin, und diese Strecke gefällt mir sehr", sagte der 24-Jährige vom Whistler Mountain Ski Club, der sich im Dezember 2020 in Val d'Isère einen Kreuzbandriss und einen Schienbeinkopfbruch zugezogen hatte.

„Ich habe versucht, alles zu geben, was ich habe", sagte Alexander, „und es ist aufgegangen. Das bedeutet mir alles. Am Beginn der letzten Saison habe ich mich verletzt, und es war viel harte Arbeit, um wieder zurückzukommen. Und dieses Jahr hatte ich viele Höhen und Tiefen. Jetzt, am Saisonende, hier zu stehen, ist verrückt." Damit beendet er eine lange Durststrecke der kanadischen Abfahrer: Zuletzt wurde Erik Guay am 1. März 2014 gefeiert - in Kvitfjell.

Nur ein Duo war in Kvitfjell schneller als Matthias Mayer

So sieht ein Sieger aus: Niels Hintermann

Dritter Podestplatz für Mayer

Zwölf Hundertstelsekunden langsamer war Matthias Mayer, der seinen dritten Podestplatz in diesem Abfahrtswinter einfuhr und Hintermanns Teamkollegen Beat Feuz um sieben Hundertstel distanzierte. Daniel Danklmaier zeigte als Siebenter auf (+0,61), während sich Daniel Hemetsberger (+1,20) und Max Franz (+1,35) mit den Plätzen 22 und 27 begnügen mussten.  

„Niels hat schon am Donnerstag ein sehr gutes Training gezeigt, ich habe mir das dann auch am Video angeschaut. Ich hatte ihn ein bissl auf der Liste, und heute ist er einen gewaltigen Lauf gefahren, speziell im Mittelteil hat er uns abgezockt, Gratulation", lobte Matthias Mayer. „Das müssen wir analysieren. Es zählt jetzt jedes Rennen, darauf können wir uns freuen."

Einen neuen Tiefpunkt hat derweil Vincent Kriechmayr seiner Saison hinzugefügt. Der amtierende Weltmeister in Abfahrt und Super-G absolvierte den Olympiabakken ohne jedes Problem, und das war exakt das Problem des Oberösterreichers. 2,71 Sekunden Rückstand bedeuteten keine Weltcuppunkte, womit der 30-Jährige seine Platzierungen im Training (39 und 27) bestätigte.

Hochspannung am Samstag

Die Chance, es besser zu machen, bietet sich dem Gramastettner am Samstag (11.30 Uhr). Bereits um 10 Uhr sind die Frauen in Lenzerheide in der Schweiz mit einem Super-G beschäftigt, nicht dabei ist Cornelia Hütter nach ihrem schweren Sturz am vergangenen Sonntag – die Steirerin erholt sich von ihrer Gehirnerschütterung. 

Und auch Sofia Goggia verzichtet, für die Italienerin steht das Weltcup-Finale in Méribel und Courchevel im Fokus, wo es um die Abfahrtswertung geht. Apropos: Zwei Rennen vor Toresschluss ist bereits klar, dass eine Italienerin den Super-G-Weltcup gewinnt. Federica Brignone führt mit 477 Punkten vor Elena Curtoni (374) und Goggia (332), die viertplatzierte Tamara Tippler hält bei 259.

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