WM-Jubel der ÖSV-Adler: "Bin nervlich fast draufgegangen"
Österreichs Skisprung-Männer nehmen einen kompletten Medaillensatz von den Nordischen Weltmeisterschaften in Oberstdorf mit. Noch zu Beginn der Titelkämpfe hätte kaum jemand damit gerechnet, da es nur drei Einzel-Podestplätze im Saisonverlauf gegeben hatte. Der letzte Einzel-Sieg vor dem Saison-Höhepunkt war rund ein Jahr zurückgelegen, einzig zwei Weltcup-Teambewerbe machten Hoffnung. Und mit der Mannschaft gab es dann am Samstag auch den silbernen Abschluss.
Stefan Kraft komplettierte damit seinen Medaillensatz, hatte er doch davor schon mit Michael Hayböck als zweitem männlichem Teil des ÖSV-Quartetts Bronze im Mixed sowie Gold im Großschanzen-Einzel geholt. Platz zehn von der Normalschanze war damit längst vergessen. "Unglaublich, alle Medaillen abgeholt - Gold, Silber, Bronze - eine Wahnsinns-WM", sagte der Salzburger, und in Erinnerung an das Einzel bei dichtem Schneefall: "Es war keine Schneeschlacht, sondern eine Nervenschlacht."
Hohe Stellenwert
Der Teambewerb sei brutal spannend und eng gewesen. "Ich war echt mehr nervös als im Einzel, weil es um drei andere auch noch geht", meinte der 27-Jährige. Nach dem alles andere als optimalem Saisonverlauf mit Corona-Infektion und Rückenproblemen habe er sich gewünscht, in irgendeinem Bewerb eine Medaille mitzunehmen. Kraft: "Jetzt habe ich drei. Der Stellenwert dieser WM ist sehr, sehr hoch. Es zeigt, dass ich auch aus so einem kleinen Tief, wenn nicht alles so gut läuft, zuschlagen kann." Seine Konstanz sucht im aktuellen Sprungsport ihresgleichen - bei vier Titelkämpfen in Folge hat Kraft insgesamt zwölf Medaillen geholt.
Für die anderen war es im vierten WM-Bewerb die letzte Chance auf einen Podestplatz. Daniel Huber war am Vortag nach Halbzeitrang drei die Einzelmedaille entglitten. "Leer willst du aber nicht heimfahren", fühlte sich der Salzburger für die Enttäuschung entschädigt. "Sehr cool, dass wir im letzten Bewerb noch die Silberne holen. Es war doch auch ein Druck bis zum letzten Springer. Es war ein Fight von Anfang an, keiner wollte nachlassen. Es war richtig eng und richtig spannend."
Sieg von Kraft beflügelte
Tatsächlich war das Niveau der Konkurrenz ein sehr hohes, die Entscheidung eine sehr enge. "Ich bin nervlich fast draufgegangen unten als erster Springer, da zittert man mit", verriet Startspringer Philipp Aschenwald. Dem Tiroler waren die weitesten Sprünge des ÖSV-Quartetts gelungen. "Ein Kampf um jeden Punkt. Es sind acht Sprünge, die passen müssen", meinte er. "So knapp zusammen, das war selten der Fall. Den zweiten Platz haben wir uns hochverdient. Der Sieg vom Krafti hat uns sehr beflügelt."
Auch Jan Hörl hatte seinen Anteil am Erfolg, und das im Kampf um seine erste WM-Medaille. "Es ist ein Mega-Gefühl. Die ganze Arbeit und der Kampf, den ich die Saison über gehabt habe - als Team sind wir enger zusammengewachsen." ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl schätzte den Erfolg auch deshalb, da die mitfavorisierten Norweger leer ausgegangen waren. "Es kann auch schnell in die andere Richtung gehen. Mich freut es, weil wir diese Saison immer drangeblieben sind und weitergekämpft haben."
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