Natürlich könnte man jetzt alles dem ach so bösen Wind in die Schuhe schieben. Nichts leichter als das, zumal es im Skispringen bekanntermaßen immer von Bedeutung ist, ob einen der Wind verbläst oder Richtung Stockerl trägt. Aber Mario Stecher ist das als Argument zu billig, der Nordische Direktor will sich nicht auf die äußeren Bedingungen ausreden, dass zwei ÖSV-Skispringer in dieser Saison im zweiten Durchgang bislang regelmäßig einen Absturz fabrizieren und in der Ergebnisliste durchgereicht werden: Daniel Huber und Jan Hörl. Letzterer gewann am Freitagabend erstmals einen Qualifikationsbewerb im Weltcup.
„Mit fehlendem Windglück hat das weniger zu tun“, hält Stecher fest. In seinen Augen sei es eine reine Kopfsache, dass die beiden Salzburger im Training und in der Qualifikation ihre besten Sprünge präsentieren, im entscheidenden Moment ihr Potenzial dann aber nicht abrufen können und ihre teilweise hervorragenden Ausgangspositionen verspielen.
Jan Hörl war in den zwei Wettkämpfen in Nischnij Tagil von den Rängen 2 und 6 auf die Plätze 24 und 17 zurückgefallen, seinem Kollegen Daniel Huber ging’s ähnlich (von 5 auf 17 bzw. von 4 auf 11). Beide waren außerdem in der Qualifikation bereits in den Top 3 gelandet, hatten dann im Wettkampf aber nicht mehr an die Leistungen anschließen können.
„Sie setzen sich selbst viel zu sehr unter Druck“, meint Mario Stecher, „die wollen im Wettkampf dann immer noch eins drauflegen und zusetzen – und das geht dann im Skispringen meistens in die falsche Richtung.“
Alleinunterhalter Kraft
Für den Nordischen Direktor sind die zwei Springer in der Bringschuld, denn ein Coach habe nur wenig Einfluss auf das Kopfkino, wenn der Athlet einmal oben auf dem Zitterbalken sitzt. „Sie sind gefordert und müssen die mentale Stärke selbst entwickeln. Wir können ihnen nur gut zureden und sagen, dass sie Fehler machen dürfen. Dass sie grundsätzlich die Fähigkeiten haben, sieht man ja an den Sprüngen in der Qualifikation oder in ersten Durchgängen. Sie müssen nur auf ihre Stärken vertrauen.“
Und vielleicht Anleitung bei ihrem Teamkollegen Stefan Kraft nehmen, der die Gabe hat, sich durch nichts so leicht aus der Bahn werfen zu lassen und seit Jahren ein Muster an Konstanz ist. Der 28-jährige Salzburger war es dann auch, der für den bislang einzigen ÖSV-Podestplatz in diesem Winter verantwortlich zeichnet und zuletzt drei Mal der beste Österreicher war. „Der springt eben vorne mit, obwohl er beileibe noch nicht in Topform ist“, sagt Mario Stecher vor den Weltcupbewerben an diesem Wochenende in Wisla.
Hirner Vierte
Der Nordische Direktor verzichtete auf die Reise nach Polen und schaut stattdessen an diesem Wochenende lieber den Skispringerinnen und den Kombinierern in Lillehammer auf die Beine. Die norwegische Olympia-Stadt von 1994 war am Freitag Schauplatz des zweiten Weltcupbewerbs in der Geschichte der Nordischen Kombiniererinnen. Die 18-jährige Steirerin Lisa Hirner verpasste dabei als Vierte nur knapp das Siegespodest.
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