Missbrauch in Skihauptschule Neustift: Pädagoge angeklagt

An der Skihauptschule Neustift und dem dazugehörigen Internat kam es zu Übergriffen
Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Heimleiter sind verjährt. Es gibt keine Anklagen bezüglich Skigymnasium Stams.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat in der Causa rund um Missbrauchsvorwürfe an der Skihauptschule Neustift in Tirol Anklage gegen einen Pädagogen erhoben. Der Mann soll von Anfang 1996 bis Frühsommer 1998 eine damals Elf- bis 13-Jährige im Zuge von Massagen intensiv im Brust- und Genitalbereich betastet haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Das Ermittlungsverfahren gegen einen ehemaligen Heimleiter wurde indes eingestellt. Allfällige Vorfälle in den 70er-Jahren wären jedenfalls verjährt und jüngere, strafrechtlich relevante Vorfälle konnten nicht festgestellt werden. Bezüglich der Vorwürfe am Skigymnasium Stams (z.B. "Pastern", Anm.), werden keine Anklagen erhoben, hieß es seitens der Anklagebehörde.

Hoher Beamter angeklagt

Dem nun angeklagten Pädagogen drohen im Falle einer Veruteilung wegen "Unzucht mit Unmündigen" (heute lautet das Delikt "sexueller Missbrauch von Unmüdigen") und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses ein bis zehn Jahre Haft. Laut Staatsanwaltschaft Innsbruck gilt in diesem Fall wegen der gesundheitlichen Schädigung des Opfers, das noch heute wegen der erlittenen psychischen Beeinträchtigung in medizinischer Behandlung ist, ein erhöhter Strafrahmen.

Beim Angeklagten handelt es sich um einen Pädagogen der über Jahrzehnte als Lehrer und Trainer an der Skihauptschule Neustift tätig war und dort bis zum Direktor aufsteigen konnte. 2014 ging es die Karrierleiter noch weiter hinauf.

Der heute 59-Jährige (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) wurde zu einem hohen Beamten im Bundesdienst ernannt. Der Wechsel des Dienstgebers verhinderte, wie berichtet, eine Suspendierung, als die Vorwürfe laut wurden. Seither versieht der Pädagoge aber Innendienst. Am Dienstag kommender Woche steht er vor Gericht.

Besonder brisant: Wie bereits berichtet, wurden dem Mann bereits in den 1990er-Jahren Übergriffe auf Mädchen vorgeworfen. Das belegt auch eine Aktennotiz. Die wurde erst publik, als Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader im Zuge des Skischulskandals alte Unterlagen durchforsten ließ.

Die Aktennotiz zu der Affäre fand sich allerdings in der Sport-, und nicht aber in der Bildungsabteilung - die für den Pädagogen zuständig gewesen wäre. Wie es dazu kommen konnte, bleibt unklar. "Dass Vorfälle vertuscht worden wären oder damalige Akten verschwunden seien, konnte nicht festgestellt werden", heißt es jedoch von Seiten der Staatsanwaltschaft.

Ein Ermittlungsverfahren wurde auch gegen einen ehemaligen Heimleiter der Skihauptschule Neustift geführt. Da sich die Übergriffe allerdings in den 1970er-Jahren ereignet haben sollen, wären diese laut Staatsanwaltschaft inzwischen aber verjährt. Jüngere Vorfälle habe man nicht feststellen können, weshalb das Ermittlungsverfahren eingestellt werden musste.

Rund um die von Ex-Skirennläuferin angestoßene Debatte um Missbrauch im Skisport, geriet auch das Skygymnasium Stams ins Scheinwerferlicht. Eine vom Land Tirol eingesetzte Expertengruppe zu Missbrauchsvorwürfen im Skinachwuchssport hat bereits Ende vergangenen Jahres Meldungen bestätigt, wonach es zu Übergriffen unter Schülern mit dem berüchtigten "Pastern" (Einschmieren und Schlagen des Gesäßes) außerhalb des Internats bzw. der Schule gekommen sei.

Keine Anklagen zu Vorfällen in Stams

"Wegen Straftaten durch und gegen ehemalige Schüler am Skigymansium Stams werden keine Anklagen erhoben", heißt es jedoch von Seiten der Anklagebehörde. Die meisten Fälle seien wegen Verjährung einzustellen gewesen. Soweit sie noch nicht verjährt sind, waren die damaligen Täter selbst erst 15 oder 16 Jahre alt. In Anwendung des Jugendgerichtsgesetzes wurde von einer Anklage abgesehen.

Dokumentiert sind unterschiedliche Vorfälle - wie zum Beispiel das "Pastern" Ende der 1980er-Jahre. Dabei wurde neu eintretenden Schülern Zahnpasta in den After gedrückt. In jüngerer Zeit ging es bei den Übergriffen laut Staatsanwaltschaft um kaltes Abduschen.

Kommentare