Marco Schwarz: Innere Zufriedenheit sorgt für äußere Gelassenheit
Worauf freut sich ein Rennläufer, der gerade eine schwere Knieverletzung erlitten hat, wohl am meisten?
Auf die ersten Schritte ohne Krücken? Auf die nächste Ausfahrt auf den Brettl’n, die ihm die Welt bedeuten? Auf die Rückkehr in den Weltcup?
Marco Schwarz sehnt sich vor allem einmal nach dem eigenen Bett. Es ist schon eine Zeit lang her, dass der Kärntner daheim war, Anfang des Monats hatte er zwischen den Weltcuprennen in Garmisch und der Abreise zur WM in Åre noch auf einen kurzen Sprung in den eigenen vier Wänden vorbei geschaut. Seither war der 23-Jährige ständig auf Achse und dabei praktisch durchgehend unter Strom gestanden.
Ursachenforschung
Manche ÖSV-Trainer sehen gerade in diesem stressigen Februar eine Ursache für die folgenschwere Knieverletzung, die sich Schwarz am Freitag in der Super-Kombi in Bansko zugezogen hat. Andere glauben wiederum, dass der anspruchsvolle Zielsprung auf der bulgarischen Piste dafür verantwortlich war, dass der 23-Jährige nun zumindest eine sechsmonatige Skipause einlegen muss. „Das ist so die Faustregel“, erklärt Chirurg Christian Fink, der das gerissene Kreuzband und den beleidigten Meniskus im linken Knie wieder zusammen flickte.
Ganz unabhängig davon, was nun wirklich schuld am langen Krankenstand gewesen sein mag: Schwarz nimmt die erste schwere Verletzung seiner Karriere auffallend gelassen. Das mag auch daran liegen, dass der 23-Jährige einen äußerst pragmatischen Zugang zum Skisport und zum Leben überhaupt hat, diese äußerliche Ruhe hängt aber vor allem natürlich mit seiner inneren Zufriedenheit zusammen. „Ich habe in diesem Winter meine ersten Rennen gewonnen, dazu drei Medaillen bei der WM“, erzählt Schwarz. „Es war viel Gutes dabei, der Abschluss war halt dann leider nicht so, wie ich ihn mir gewünscht habe.“
Stressfaktor
Warum diese erfolgreichste Saison seiner Laufbahn nun so ein abruptes Ende nahm? Marco Schwarz führt seine Ursachenforschung einerseits zum Zielsprung in Bansko („ich war vielleicht in einer Stresssituation und auf den Sprung nicht ganz vorbereitet“), andererseits hat er sehr wohl auch die Nachwirkungen der anstrengenden letzten Wochen gespürt.
Als Allrounder und dreifacher Medaillengewinner waren vom Kärntner ganz besondere Steherqualitäten gefragt. Bei der WM in Åre musste Schwarz von allen Athleten die meisten Interviews geben und hatte notgedrungen auch einige Abend-Termine. Von Åre ging es für ihn dann direkt weiter zum Cityevent in Stockholm, „am nächsten Tag sind wir um halb vier in der Früh schon wieder weiter nach Bansko“, erzählt Marco Schwarz. „Mir haben wahrscheinlich zwei, drei Tage Regeneration gefehlt. Das war sicher nicht optimal.“
Herausforderung
Jetzt muss Schwarz zwangsläufig leiser treten. „Aber ich stelle mich dieser Herausforderung.“ Der Zeitpunkt seiner Verletzung ist, wenn man das bei einer Verletzung überhaupt jemals sagen darf, nicht ungünstig. Bei einem optimalen Heilungsverlauf wird der Kärntner lediglich den Saisonauftakt im Oktober in Sölden verpassen. „Mein Ziel ist es, stärker zurück zu kommen. Es gibt genug Beispiele, die gezeigt haben, dass das möglich ist.“
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