Verfolgt man die Karriere von Marco Rossi, dann wird schnell klar, dass der Weg von Beginn an penibel genau geplant war. Das Ziel war von Anfang an die National Hockey League. Dieses ist nach dem NHL-Draft in der Nacht auf Mittwoch ganz nah. Der 19-jährige Vorarlberger wird in der Anfang Jänner beginnenden Saison mit großer Wahrscheinlichkeit bei Minnesota Wild in der besten Eishockey-Liga der Welt spielen. Nur eine Verletzung könnte ihn noch davon abhalten.
475.000 Kilometer im Auto
Mit drei Jahren stand Rossi erstmals auf dem Eis, mit sechs schoss er vor der Garage des Elternhauses schon so hart, dass er die Pferde des benachbarten Bauern traf. Mit 13 wechselte er nach Zürich, wo ihn die ZSC Lions, eine der besten Nachwuchsorganisationen in Europa, unter ihre Fittiche nahmen. Es begann die Zeit der Mühen.
Sein Vater, der ehemalige Feldkircher Profi Michael Rossi, chauffierte ihn täglich zum Training nach Zürich. 475.000 Kilometer, zwei Autos und der Job waren dahin. Hausübungen machte Marco im Auto und schon bald war klar, dass ihm Europa zu klein werden sollte.
Mit 17 Jahren wechselte der Spielmacher in die Ontario Hockey League, eine der großen Nachwuchsligen in Nordamerika. Er spielte bei Ottawa und lebte bei einer Gastfamilie. Fernab vom Papa, der ihn ab und an auch auf die Probe gestellt hatte. „Manchmal hat er mich gefragt, ob ich statt zum Training lieber zu Freunden fahren will.“ Marco wollte immer auf das Eis. Der Puck ist sein bester Freund.
Der Durchbruch
Nach dem ersten Jahr der Anpassung an Kanada folgte 2019/2020 die Durchbruch-Saison. Rossi sammelte in 56 Partien unvorstellbare 120 Scorerpunkte. Nur Corona stoppte den Siegeszug des Youngsters und seines Teams. Die NHL-Scouts beginnen die Gespräche mit ihm zu intensivieren. Im Sommer erzählt Rossi im KURIER-Interview, dass er beinahe täglich per Videotelefonie Interviews mit den Scouts führe. Denen geht es dann weniger um das Sportliche, das sehen sie selber. In diesen Gesprächen geht es um den Charakter.
Auch da wird schnell klar, dass Marco Rossi kein üblicher Teenager ist. Die Frage, ob er für einen Sieg mit seinem Team seine Mama schlagen würde, hat er natürlich verneint. Die Familie geht ihm über alles. Und er betont, dass er ihr enorm dankbar dafür ist, wie weit sie ihn gebracht hat.
Die Corona-Pause nutzte Rossi, um körperlich ein neues Niveau zu erreichen. Sieht man den 19-Jährigen in Shorts und T-Shirt, kann man sein Alter kaum glauben. Er ist eine Maschine, seine Muskeln sind mächtig und definiert. Sein privater Fitness-Coach Max Cavada hat heuer bereits 600 Stunden mit ihm gearbeitet.
Was jedoch die NHL-Fans am meisten schätzen werden: Rossi hat diesen viel zitierten Hockey-IQ, den man nicht trainieren kann. Er weiß, wann und wohin der Puck kommen muss, damit Chancen kreiert werden.
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