Männer-Riesenslalom in Val-d'Isère: Odermatt siegt, Feller Zweiter

In einer eigenen Liga: Marco Odermatt
Der Schweizer fuhr bei schwierigen Bedingungen in einer eigenen Liga. Der Tiroler brauchte 1,40 Sekunden länger.

Manuel Feller hatte schon so eine Vorahnung: „Das wird a zache G’schicht werden“, sagte der Tiroler vor dem Start zum zweiten Riesenslalom des Winters, und nachdem es am Freitag auf die Face de Bellevarde geschneit hatte, war klar, dass der steile Hang in Val-d’Isère am Samstag abermals den Fahrern alles abverlangen würde.

Helmut Krug, der Schweizer Kurssetzer des ersten Laufs, entschied sich für eine schnelle Variante – nur mit einem Doppeltor vor der Ziellinie kam die Mindestzahl an Toren zustande. Für den Vorfahrer in der alpinen Basisdisziplin kein Problem: Marco Odermatt legte in 1:01,89 Minuten die Bestzeit auf die zweifach vereiste Piste und begab sich damit auf Kurs zum dritten Sieg in einem Weltcup-Riesenslalom in Serie. Nur einer konnte folgen: Manuel Feller.

Der Fieberbrunner brauchte 0,45 Sekunden länger als Odermatt, das bedeutete Platz zwei – mit großem Respektabstand auf die weitere Konkurrenz, der drittplatzierte Deutsche Alexander Schmid lag bereits 1,19 zurück. „Die Piste war besser als erwartet. Ich hab’ geschaut, dass die Skier nach unten zeigen und eine verhältnismäßig gute Balance gefunden“, sagte Feller. „Marco muss man sowieso in einer eigenen Liga rechnen, der denkt nicht viel nach und fährt einfach los. Ich muss mich immer konzentrieren, dass ich beim Tor weit genug vorfahre und den Außenski finde.“

Den Kurs für die Entscheidung steckte ÖSV-Trainer Mike Pircher, und dieses Mal waren einige Kurven mehr zu absolvieren. Marco Odermatt konnte das nicht in Schwierigkeiten bringen: Der Innerschweizer feierte nach zweimaliger Laufbestzeit seinen 13. Weltcupsieg, 1,40 Sekunden lag er am Ende vor Manuel Feller und 2,05 vor dem Slowenen Zan Kranjec, der vom elften auf den dritten Rang nach vorne stürmte. Im Gesamtweltcup liegt Odermatt mit 520 Punkten nun schon 140 Zähler vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde und 334 vor dem drittplatzierten Speedspezialisten Matthias Mayer.

„Die Platzierung passt, der erste Durchgang war sicher besser als der zweite", sagte Feller, der sich beim Aufstehen am Morgen noch nicht allzu fit gefühlt hatte und sich bei seinem Körper bedankte. „Aber mit 1,40 Rückstand darf man nicht zufrieden sein. Das ist einfach zu viel."

Herausforderung Face de Bellevarde

Riesenslalom-Spezialist Stefan Brennsteiner war in seinem ersten Saisonbewerb (Sölden hatte er wegen eines Meniskusrisses auslassen müssen) 2,42 Sekunden länger unterwegs als Marco Odermatt. „So richtig gutes Skifahren war es leider noch nicht, meine Skier haben zeitweise in alle Richtungen gezeigt“, sagte der Salzburger, der sich schon im zweiten Anlauf an der Face de Bellevarde deutlich verbesser zeigte und schließlich Siebenter wurde. „Es ist doch ein sehr fordernder Hang.“

Marco Schwarz brachte sich nach gutem Beginn mit einem Fehler in Schwierigkeiten und wurde bei Halbzeit mit 1,85 Sekunden Rückstand als Zehnter gestoppt. „Es war brutal zum Runterfahren, aber die Ausgangsposition passt einmal“, befand der Kärntner. Und wie sie passte: Mit einer ganz feinen Fahrt auf Platz acht (+2,63) zeigte der 27-Jährige aus Radenthein im Finale, dass ihm nicht mehr viel fehlt zu alter Klasse.

Der lange Weg zurück

In seinem Comebackrennen nach dem dritten Kreuzbandriss seiner Karriere zeigte der Salzburger Roland Leitinger als 20. einen sehr ordentlichen ersten Lauf, lag aber im Finale schon im Schnee und fiel noch auf Platz 27 (+6,39) zurück. „Es hat leider überhaupt nimmer funktioniert im zweiten Durchgang, ich konnte die Schwünge nicht mehr kurz halten. Es wartet noch viel Arbeit auf mich, denn wenn man ein Jahr lang nicht fährt, ist es nicht einfach." Der Vorarlberger Patrick Feurstein, vor einem Jahr 18. in Val-d'Isère, landete auf Platz 21 (+4,19).

Raphael Haaser verpasste mit 3,67 Sekunden Verspätung als 33. die Qualifikation für das Finale ebenso wie Lukas Feurstein (36./+3,99) und Dominik Raschner (45./+4,96).

Am Sonntag wird das Critérium de la Première Neige mit dem traditionellen Slalom komplettiert (9.30/12.30 Uhr, live ORF1).

1. Marco Odermatt (SUI) 2:03,62 1:01,89 1:01,73 2. Manuel Feller (AUT) 2:05,02 +1,40 1:02,34 1:02,68 3. Zan Kranjec (SLO) 2:05,67 +2,05 1:03,76 1:01,91 4. Atle Lie McGrath (NOR) 2:05,70 +2,08 1:03,21 1:02,49 5. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:05,88 +2,26 1:03,38 1:02,50 6. Alexander Schmid (GER) 2:05,93 +2,31 1:03,08 1:02,85 7. Stefan Brennsteiner (AUT) 2:06,04 +2,42 1:03,52 1:02,52 8. Marco Schwarz (AUT) 2:06,25 +2,63 1:03,74 1:02,51 9. Lucas Braathen (NOR) 2:06,29 +2,67 1:03,43 1:02,86 10. Loic Meillard (SUI) 2:06,57 +2,95 1:03,38 1:03,19 11. Alexis Pinturault (FRA) 2:06,67 +3,05 1:03,52 1:03,15 12. Filippo della Vite (ITA) 2:07,12 +3,50 1:04,59 1:02,53 13. Simon Maurberger (ITA) 2:07,20 +3,58 1:05,19 1:02,01 14. Thomas Tumler (SUI) 2:07,24 +3,62 1:05,18 1:02,06 15. Erik Read (CAN) 2:07,35 +3,73 1:04,89 1:02,46 16. River Radamus (USA) 2:07,45 +3,83 1:04,93 1:02,52 17. Fadri Janutin (SUI) 2:07,49 +3,87 1:04,48 1:03,01 18. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 2:07,62 +4,00 1:04,31 1:03,31 19. Brian McLaughlin (USA) 2:07,71 +4,09 1:04,09 1:03,62 Livio Simonet (SUI) 2:07,71 +4,09 1:04,37 1:03,34 21. Patrick Feurstein (AUT) 2:07,81 +4,19 1:04,89 1:02,92 Gino Caviezel (SUI) 2:07,81 +4,19 1:05,10 1:02,71 23. Mathieu Faivre (FRA) 2:08,12 +4,50 1:04,57 1:03,55 24. Giovanni Borsotti (ITA) 2:08,14 +4,52 1:04,70 1:03,44 25. Semyel Bissig (SUI) 2:08,27 +4,65 1:05,02 1:03,25 26. Trevor Philp (CAN) 2:08,45 +4,83 1:05,08 1:03,37 27. Roland Leitinger (AUT) 2:10,01 +6,39 1:04,70 1:05,31

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Luca de Aliprandini (ITA), Tommy Ford (USA), Rasmus Windingstad (NOR), Cyprien Sarrazin (FRA), Linus Straßer (GER)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Justin Murisier (SUI), Sam Maes (BEL), Fabian Wilkens Solheim (NOR)

esamtwertung (nach 6 Rennen):

1. Marco Odermatt (SUI) 520 2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 380 3. Matthias Mayer (AUT) 186 4. Vincent Kriechmayr (AUT) 152 5. Daniel Hemetsberger (AUT) 142 6. Zan Kranjec (SLO) 140 7. Alexis Pinturault (FRA) 117 8. Lucas Braathen (NOR) 115 9. Romed Baumann (GER) 112 10. James Crawford (CAN) 110 11. Atle Lie McGrath (NOR) 108 12. Henrik Kristoffersen (NOR) 105 13. Manuel Feller (AUT) 95 14. Matthieu Bailet (FRA) 93 15. Stefan Rogentin (SUI) 81 24. Marco Schwarz (AUT) 59 25. Raphael Haaser (AUT) 56 27. Otmar Striedinger (AUT) 43

Riesentorlauf Männer (2):

1. Marco Odermatt (SUI) 200 2. Zan Kranjec (SLO) 140 3. Henrik Kristoffersen (NOR) 105 4. Manuel Feller (AUT) 95 5. Lucas Braathen (NOR) 79 6. Alexander Schmid (GER) 72 7. Atle Lie McGrath (NOR) 63 8. Loic Meillard (SUI) 62 9. Marco Schwarz (AUT) 52 10. Rasmus Windingstad (NOR) 45 13. Stefan Brennsteiner (AUT) 36 24. Patrick Feurstein (AUT) 19 35. Vincent Kriechmayr (AUT) 4 Roland Leitinger (AUT) 4

Mannschaft Männer (6):

1. Schweiz 972 2. Österreich 821 3. Norwegen 800 4. Frankreich 430 5. Deutschland 407

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