Levi-Slalom geht an Höfl-Riesch

Das erste Slalom-Podest der Saison (v.l.n.r.): Tanja Poutiainen (Platz zwei), Maria Höfl-Riesch (Siegerin), Mikaela Shiffrin (Platz drei)
Alexandra Daum wird als 9. beste Österreicherin. Schild, Zettel und Kirchgasser scheiden aus.

Wie das so ist mit den erhofften Erfolgen – meistens kommt es dann ja doch ganz anders. Für die österreichische Slalom-Delegation brachte die Reise in den hohen Norden Europas jedenfalls einige Erkenntnisse, die nicht unbedingt in die Kategorie „erfreulich“ passen.

Marlies Schild, die österreichische Nummer 1, startete mit der Nummer 1, scheiterte auch im vierten Anlauf am Torlauf-Siegrekord von Vreni Schneider. Dass die Schweizerin daheim in Elm im Glarnerland eine kleine Voodoo-Puppe hat, die gehegt, gepflegt und mit Nadeln malträtiert wird, ist nur ein böses Gerücht – Tatsache ist aber, dass Marlies Schild, die Weltmeisterin, weiter auf den 34. Sieg in einem Weltcup-Slalom warten muss.

Ungeliebter Hang

Die 31-Jährige, die den eher flachen Hang im finnischen Levi ohnehin nicht sonderlich mag, kam nicht recht ins Fahren. Dass sie dann auch noch einen Fehler einbaute, der sie in die Liste der Ausgeschiedenen beförderte, zeigt, dass es mit den Rekorden doch nicht so einfach ist. „Ich hab’s probiert, es hat leider nicht funktioniert“, sagte Schild. „Die anderen in unserem Team sind ihr im Training nähergekommen“, erklärte Trainer Herbert Mandl; deswegen aber die 31-Jährige Salzburgerin abzuschreiben, wäre bösartig bis gemein.

Nähergekommen ist Schild etwa Michaela Kirchgasser, die schon zwei Slaloms im heurigen Kalenderjahr gewonnen hat, ausgeschieden ist die Filzmooserin am Samstag freilich auch; allerdings erst im zweiten Durchgang. Allzu viel von ihrem Können hatte sie bis dahin freilich nicht gezeigt, schon der erste Lauf war mit dem 25. Rang eher zum Vergessen. „Mit dem Slalom ist es halt so eine Sache“, seufzte die 27-Jährige, „du hast 120 Chancen zum Ausscheiden, 60 in jedem Lauf.“

Fort- und Rückschritte

Nicole Hosp nutzte keine davon; die Tirolerin war bei Halbzeit als Fünfte die beste Österreicherin und brachte immerhin 14 Weltcuppunkte nach Hause. Doch wo sie zunächst die Nicole Hosp von ganz früher gezeigt hatte, schlich sich im zweiten Lauf wieder jene Version der seit Dienstag 29-jährigen Tirolerin zurück, der Körperspannung und Aggressivität abhanden gekommen sind.

Bliebe noch der persönliche Tiefschlag der Kathrin Zettel: Eine Stange krachte auf den Helm der Niederösterreicherin, die Brille war verschoben, die Sicht weg, zwei Versuche, das Malheur zu beheben, endeten neben dem Kurs. Was bleibt? Der neunte Platz der Zillertalerin Alexandra Daum, die nun, mit 26 Jahren, scheinbar wirklich in die Erfolgsspur gefunden hat – in den letzten vier Slaloms war sie drei Mal in den Top 13 notiert.

Und außerdem bleibt natürlich die Vorfreude auf den nächsten Slalom in Aspen, wo es ja nur besser werden kann. Bis zum 25. November bleibt noch Zeit zum Auf­arbeiten, zum Auskurieren – und dann wird es wieder ernst mit der Rekordjagd von Marlies Schild. Zum letzten Mal?

Levi-Slalom geht an Höfl-Riesch

Levi-Slalom geht an Höfl-Riesch

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Endstand

      Zeit Rück
 1.  Maria Höfl-Riesch  (GER)        01:55,6  
 2.  Tanja Poutiainen  (FIN)         01:56,1 0,55
 3.  Mikaela Shiffrin  ( USA)         01:56,3 0,74
 4.  Tina Maze  (SLO)                01:56,5 0,96
 5.  Veronika Velez Zuzulova  (SVK)  01:56,8 1,24
 6.  Therese Borssen  (SWE)          01:56,9 1,32
 7.  Anna Swenn-Larsson  (SWE)       01:57,1 1,52
 8.  Maria Pietilä-Holmner  (SWE)    01:57,3 1,68
 9.  Alexandra Daum  (AUT)           01:57,7 2,15
10.  Marie-Michele Gagnon  (CAN)     01:57,8 2,18
11.  Christina Geiger  (GER)         01:57,8 2,25
  .  Wendy Holdener  (SUI)           01:57,8 2,25
13.  Sarka Zahrobska  (CZE)          01:58,0 2,44
14.  Erin Mielzynski  (CAN)          01:58,1 2,49
  .  Nina Löseth  (NOR)              01:58,1 2,49
16.  Chiara Costazza  (ITA)          01:58,2 2,59
17.  Nicole Hosp  (AUT)              01:58,2 2,61
18.  Sara Hector  (SWE)              01:58,3 2,69
19.  Irene Curtoni  (ITA)            01:58,4 2,82
20.  Barbara Wirth  (GER)            01:58,4 2,87
21.  Tessa Worley  (FRA)             01:58,5 2,96
22.  Nathalie Eklund  (SWE)          01:58,5 2,97
23.  Jessica Depauli  (AUT)          01:58,6 3,04
24.  Fanny Chmelar  (GER)            01:58,7 3,15
25.  Anne-Sophie Barthet  (FRA)      01:58,9 3,3
26.  Carmen Thalmann  (AUT)          01:59,2 3,62
27.  Sandrine Aubert  (FRA)          01:59,4 3,8
28.  Brittany Phelan  (CAN)          01:59,5 3,94
29.  Marusa Ferk  (SLO)              02:00,8 5,21

1. Lauf

         
1.  Tanja Poutiainen  (FIN)         01:00,2  
 2.  Maria Höfl-Riesch  (GER)        01:00,5 0,3
 3.  Mikaela Shiffrin  (USA)         01:00,8 0,54
 4.  Therese Borssen  (SWE)          01:00,8 0,6
 5.  Nicole Hosp  (AUT)              01:01,0 0,81
 6.  Alexandra Daum  (AUT)           1:01,11  0,87
 7.  Tina Maze  (SLO)                01:01,2 1
 8.  Maria Pietilä-Holmner  (SWE)    01:01,3 1,04
  .  Anna Swenn-Larsson  (SWE)       01:01,3 1,04
10.  Sarka Zahrobska  (CZE)          01:01,4 1,12
11.  Wendy Holdener  (SUI)           01:01,5 1,27
12.  Veronika Velez Zuzulova  (SVK)  01:01,7 1,45
13.  Nathalie Eklund  (SWE)          01:01,8 1,51
14.  Tessa Worley  (FRA)             01:01,8 1,57
15.  Carmen Thalmann  (AUT)          01:01,8 1,6
     Weiter:      
25.  Michaela Kirchgasser  (AUT)     01:02,2 1,97
27.  Jessica Depauli  (AUT)          01:02,3 2,03
39.  Bernadette Schild  (AUT)        1:03,06  2,82
57.  Eva-Maria Brem  (AUT)           01:05,1 4,86

2. Lauf

      Zeit Rück
 1.  Maria Höfl-Riesch  (GER)        55,04  
 2.  Veronika Velez Zuzulova  (SVK)  55,13 +0,09
 3.  Tina Maze  (SLO)                55,3 +0,26
 4.  Mikaela Shiffrin  (USA)         55,54 +0,5
 5.  Erin Mielzynski  (CAN)          55,65 +0,61
 6.  Christina Geiger  (GER)         55,7 +0,66
 7.  Marie-Michele Gagnon  (CAN)     55,72 +0,68
 8.  Anna Swenn-Larsson  (SWE)       55,82 +0,78
  .  Nina Löseth  (NOR)              55,82 +0,78
10.  Tanja Poutiainen  (FIN)         55,89 +0,85
11.  Maria Pietilä-Holmner  (SWE)    55,98 +0,94
12.  Therese Borssen  (SWE)          56,06 +1,02
13.  Sara Hector  (SWE)              56,08 +1,04
14.  Chiara Costazza  (ITA)          56,17 +1,13
15.  Wendy Holdener  (SUI)           56,32 +1,28
     Weiter:      
16.  Jessica Depauli  (AUT)          56,35 +1,31
19.  Alexandra Daum  (AUT)           56,62 +1,58
26.  Nicole Hosp  (AUT)              57,14 +2,1
27.  Carmen Thalmann (AUT)          57,36 +2,32

 

Mikaela Shiffrin fuhr in Levi zum zweiten Mal in ihrer Karriere aufs Siegespodest. Die 17-jährige Amerikanerin war in guter und prominenter Gesellschaft: Nur die deutsche Slalom-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, noch 27, und der finnische Evergreen Tanja Poutiainen, 32, waren noch schneller als das Riesentalent aus Vail im US-Bundesstaat Colorado. In Levi war Shiffrin auch Teamleaderin – Lindsey Vonn verzichtete auf den Slalom in Lappland.

KURIER: Mit dem dritten Platz im Slalom von Lienz ist im vergangenen Dezember Ihr Stern aufgegangen, doch danach folgte erst einmal ein Leistungsloch. War das alles zu viel?Mikaela Shiffrin: Mein ganzes Leben hat sich verändert. Auf einmal kennen dich alle im Skiweltcup, und sie reden mit dir, einfach so! In Lienz habe ich alles nur geschehen lassen. Relax and Ski. Auch danach war mein Training gut, ich hatte aber Probleme, ins Ziel zu kommen. Ich bin nervös geworden, ich hab’ meine Fähigkeiten in Frage gestellt. Erst Anfang März, in Åre, ist es wieder besser geworden (Platz 9, Anm.).

Dabei stehen die Skifahrer in den USA doch eher im medialen Abseits.Das stimmt, unseren Sport kennt bei uns kaum einer. Es ist eines meiner Ziele, das zu verändern. Die Leute kennen Lindsey Vonn und Julia Mancuso, manche kennen auch Bode Miller, aber mich kennen sie nicht, ich schaff’ es nicht in die Nachrichten. Aber es hat auch sein Gutes – so kann ich in Ruhe arbeiten.Eine der größten Veränderungen betrifft Ihren Helm – da steht seit Jänner Barilla drauf. Wie einst bei Bode Miller.Sie sind nach Lienz auf mich zugekommen, und da in einer Reihe mit Bode zu stehen, das ist eine große Ehre.

Sie stehen auch in einer Reihe mit einer gewissen Steffi Graf.Ja, die Tennisspielerin! Ich liebe Tennis, ich hab’ das immer mit meiner Mutter gespielt, das ist echt aufregend. Und die Firma hat in den USA ein paar coole Sachen mit mir vor, die sind ja bei uns noch gar nicht so bekannt. Mir taugt frisches Essen, ich mag so alberne Fertiggerichte sowieso nicht.Sie und die anderen Mitglieder des US-Ski-Teams haben das Europa-Quartier in Zwieselstein im Tiroler Ötztal. Wie steht’s denn um Ihre Deutschkenntnisse?Ich hab’ im letzten Winter schon ein bisserl was gelernt. Es ist echt eine schwierige Sprache, aber mir gefällt sie. Ich hab’ das Lernen danach unterbrochen und vor Kurzem wieder angefangen. „Wie heißt du?“, das war mein erster Satz, „ausgezeichnet“, excellent, kann ich auch. Das ist ein echter Zungenbrecher für Amerikaner, ich hab’ mir das abends im Bett tagelang immer 20-mal gesagt. Aber jetzt kann ich’s.Ausgezeichnet! Und wie läuft’s mit der Schule?Das ist nicht leichter geworden. Früher war ich ja das ganze Jahr in der Schule, jetzt immer nur mal eine Woche, so weit es das Training zulässt. Die Aufgaben bekomme ich zugeschickt. Aber meine Talente in den verschiedenen Fächern sind ausgeglichen, das hilft. Und ich mag die Naturwissenschaften; das wäre auch etwas für die Zeit nach der Karriere.

Levi-Slalom geht an Höfl-Riesch

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