Doppelte Freude: Die neuen Seriensiegerinnen aus dem Eiskanal

Selina Egle (vorne) und Lara Kipp sind die besten Frauen-Doppelsitzer der Welt und räumten im vergangenen Winter voll ab
Wenn eine Rodlerin wie Selina Egle nicht in den Eiskanal darf, dann ist sie leicht neben der Spur.
Wie alle Spitzensportler umtreibt auch sie die Sorge, sie könnte etwas verpassen und womöglich ins Hintertreffen geraten. „Mir fällt es schwer, die Füße still zu halten“, sagt die 22-jährige Tirolerin.
Doppelt bitter
In ihrem Fall ist es sogar doppelt bitter, denn wenn Selina Egle nicht rodelt, dann muss auch Lara Kipp eine Zwangspause einlegen.
Die zwei Tirolerinnen teilen sich einen Schlitten und bilden gerade das erfolgreichste Tandem im Doppelsitzerrodeln: Im vergangenen Winter räumten sie groß ab und gewannen WM-Gold, EM-Gold und den Gesamtweltcup.

Selina Egle (re.) und Lara Kipp gewannen 2024/'25 sieben von neun Rennen im Weltcup und holten WM- und EM-Gold
Ausgebremst
In der Vorbereitung auf den Olympia-Winter war Selina Egle zuletzt wochenlang auf Eis gelegt. Erst wurde die Steuerfrau vom Coronavirus ausgebremst, danach machte ihr eine hartnäckige Nebenhöhlenentzündung zu schaffen.
Während ihre österreichischen Teamkollegen in Lillehammer bereits ihre ersten Trainingsfahrten absolvierten, musste sich die 22-Jährige noch schonen.
Materialtests
Selina Egle reiste erst mit Verspätung und körperlich geschwächt nach Norwegen, um mit Lara Kipp zumindest einige Fahrten auf dem neuen Schlitten zu bestreiten. „Das war wichtig, damit wir beim Material wissen, ob die Richtung stimmt“, sagte die Tirolerin. „Aber die wenigen Läufe haben schon einiges an Kraft gekostet.“
Deshalb legt Selina Egle nun auch wieder den Schongang ein. In Hinblick auf die Winterspiele in Milano-Cortina, wo der Frauen-Doppelsitzer seine Olympiapremiere erleben wird, will sie ihrem Körper keine unnötigen Strapazen zumuten. Zu oft wurden Athleten schon für ihren Überehrgeiz bestraft. „Ich muss jetzt vor allem auf meinen Körper hören.

An den zwei Tirolerinnen führte im Frauen-Doppelsitzerrodeln im letzten Winter kein Weg vorbei
18 Olympiamedaillen seit 1992
Denn Österreichs Kunstbahnrodler haben im neuen Eiskanal in Cortina eine beeindruckende Erfolgsserie zu verteidigen:
Seit Albertville 1992 sind die heimischen Rodler noch von allen Winterspielen mit Medaillen heimgekommen. 18 Stück – drei davon in Gold durch Doris Neuner (1992) sowie Andreas und Wolfgang Linger (2006, 2010) – haben sich seither angesammelt.
Selina Egle und Lara Kipp sind als bestes Doppel der Welt Stand heute die größten Goldhoffnungen in einem ÖRV-Team, das auch nach der Dopingsperre von Madeleine Egle noch gespickt ist mit Siegläufern und anderen Eiseiligen.
Startklar
Dass sie in Lillehammer nur wenige Fahrten absolvieren konnten, sollten Selina Egle und Lara Kipp verkraften können. Viel wichtiger ist da schon, dass das Duo Ende Oktober gerüstet ist, wenn das erste Mal die neue Olympiabahn in Cortina befahren werden darf. Dort zählt in Hinblick auf die Medaillenjagd im Februar jeder Lauf.
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