Wie Rodel-Routinier Kindl in Cortina Olympia-Geschichte schreiben will

Wolfgang Kindl gehört zum Inventar im Eiskanal. Seit 2006 rodelt der Tiroler im Weltcup
Wolfgang Kindl ist ein harter Knochen. Muss er ja auch sein, wie hätte er sonst zwei Jahrzehnte im Rodelweltcup durchgehalten. Seit 2006 gehört der dreifache Weltmeister zum Inventar im Eiskanal und er hat in all diesen Jahren schon viele heftige Stürze und schwere Verletzungen mitgemacht.
Die stark verbogene große Zehe konnte ihn da selbstverständlich nicht aus der Bahn werfen.
„Ich bin letzte Woche gegen eine Stufe gerannt und danach ist meine Zehe 45 Grad weggestanden und war gebrochen“, erzählt Wolfgang Kindl lapidar.
Beim Rodeln braucht man die Zehen nicht
Der 37-Jährige griff kurzerhand zu einer unkonventionellen Lösung: „Ich habe einfach einen sehr engen Socken angezogen. Seither ist die Zehe wieder halbwegs gerade und es geht besser. Zum Glück braucht man beim Rodeln die Zehen nicht wirklich.“

Wolfgang Kindl ist dreifacher Weltmeister
Eiszeit
Es wäre gerade auch ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine Verletzungspause. Österreichs Kunstbahnrodler reisten am Montag nach Lillehammer, wo in den nächsten zehn Tagen die ersten Trainingsfahrten dieser neuen Saison auf dem Programm stehen.
Dieser Trainingskurs in Norwegen gibt Aufschluss, ob das Krafttraining im Sommer gefruchtet hat und ob die neu konzipierten Schlitten auch tatsächlich laufen. In einem Winter, in dem um Olympiamedaillen gerodelt wird, ist das noch einmal wichtiger.
Ambitioniertes Projekt
Wolfgang Kindl verfolgt für seine fünften Winterspiele ein ambitioniertes Projekt: Der 37-Jährige möchte im Einsitzer und im Doppelsitzer mit einer Medaille aus Cortina d’Ampezzo abreisen.

Seit 2023 bildet Wolfgang Kindl mit dem Vorarlberger Thomas Steu höchst erfolgreich einen Doppelsitzer
Zweispurig unterwegs
Seit der Saison 2023/’24 ist der Tiroler Routinier inzwischen zweispurig unterwegs und dieser mutige Schritt hat sich bisher bezahlt gemacht. Als Doppelsitzerrodler wurde Kindl zusammen mit Thomas Steu schon Europameister und gewann den Gesamtweltcup.
Zugleich profitiert der 37-Jährige auch im Einsitzer von den zusätzlichen Fahrten im Eiskanal. „Ich habe es mir schwieriger vorgestellt. Es war für mich der richtige Schritt“, sagt der einzige Rodler der Welt, der in zwei Disziplinen startet.
Im November machen die Rodler erstmals Bekanntschaft mit der neuen Olympia-Bahn in Cortina, wo zwei Testrennen stattfinden. Für die Österreicher beginnt da bereits die interne Qualifikation für die Olympischen Spiele, bei denen drei Einsitzer und zwei Doppelsitzer im Einsatz sein werden.
„In unserem Team ist es schon brutal schwer, sich zu qualifizieren“, weiß Kindl. „In jeder Disziplin muss einer, der Weltklasse ist, zuschauen.“
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