Nach Sperre für Rodel-Star Egle: Wichtige Antworten zur fragwürdigen Causa

Madeleine Egle wurde für 20 Monate gesperrt
Die gesperrte Rodlerin Madeleine Egle gibt zu, Fehler gemacht zu haben. Der österreichische Rodelverband kritisiert den Weltverband.

"Ich habe mich phasenweise gefühlt wie eine Schwerverbrecherin", sagt Madeleine Egle. Die Kunstbahnrodlerin darf wegen eines Vergehens gegen die Anti-Doping-Bestimmungen nicht an den Olympischen Spielen 2026 in Mailand-Cortina teilnehmen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um diesen Dopingfall.

  • Warum wird Madeleine Egle gesperrt?

Die Kunstbahnrodlerin hat im Jahr 2023 drei Dopingtests verpasst. Dieses Vergehen zieht eine Strafe nach sich. Denn es gilt die Regel: Wer im Zeitraum von zwölf Monaten von den Dopingjägern drei Mal nicht am vorgesehenen Ort angetroffen wird, der wird gesperrt.

  • Wie funktioniert das Doping-Kontrollsystem? 

Seit 2019 nützt die Weltantidopingagentur WADA das sogenannte ADAMS-System. Alle Athleten der Welt müssen ihre Aufenthaltsdaten in diese Datenbank eintragen, damit sie für die  Dopingkontrollore erreichbar sind und für unangemeldete Tests angetroffen werden können.

OLYMPIA: ÖOC-MEDAILLENFEIER IN DER HOFBURG / EGLE

Die Sportler sind angehalten, für jeden Tag ein 60-minütiges Zeitfenster mit einem fixen Aufenthaltsort anzugeben. Das ADAMS-System kann leicht per Handy bedient werden. 

"Ich habe Fehler gemacht"

Im aktuellen Fall von Madeleine Egle war die Rodlerin drei Mal nicht an dem Ort, den sie angegeben hatte. „Ja, ich habe Fehler gemacht, da meine im ADAMS hinterlegten Aufenthaltsinformationen im Detail nicht korrekt angegeben waren und als Missed Tests bewertet wurden“, erklärt Egle.

  • Ist Madeleine Egle eine Dopingsünderin?

Nein. Von der 27-jährigen Tirolerin liegt keine positive Dopingprobe vor. Bei mehr als 50 Kontrollen während ihrer Karriere  war die Rodlerin nie positiv getestet worden. Darauf legt Egle auch wert. „Umso wichtiger ist mir in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass ich nie gedopt habe und alle Kontrollen in meiner Karriere negativ waren.“

  • Ist die Rodlerin ein Bauernopfer?

Keineswegs. Madeleine Egle gebührt sogar eine Sperre – allein schon wegen ihrer Nachlässigkeit. Nach zwei verpassten Tests sollte eine Athletin – aber auch der Rodelverband – alles unternehmen, um nicht zum dritten Mal in die Bredouille zu kommen.  „Keine Frage, ich muss mir den Vorwurf machen hier nachlässig und zu sorglos gehandelt zu haben“, sagt Egle.

RODELN: FIL WELTCUP AUFTAKT IGLS: EINSITZER FRAUEN: SWEENEY (USA)/EGLE (AUT)/TAUBITZ (GER)
  • Welche Konsequenzen warten auf Egle?

Einen kleinen sportlichen Erfolg konnte die 27-Jährige verbuchen. Ihre Ergebnisse, die sie seit dem letzten verpassten Dopingtest (22.12. 2023) erreicht hat, werden nicht annulliert. Das heißt: Egle muss auch keine Preisgelder zurückzahlen. Noch unklar ist, wie man beim Heeressportzentrum mit diesem Fall umgeht, dem Egle angehört.  Bei einem normalen Dopingfall verliert der betroffene Sportler den HSZ-Status.

Breezy Johnson gewann bei der Ski-WM 2025 zwei Goldmedaillen. Zuvor war sie 14 Monate gesperrt.

Breezy Johnson gewann bei der Ski-WM 2025 zwei Goldmedaillen. Zuvor war sie 14 Monate gesperrt.

  • Ist Egle ein Einzelfall

Es passiert immer wieder, dass Sportler Dopingtests verpassen.  So war etwa Breezy Johnson, die Doppelweltmeisterin von Saalbach-Hinterglemm (Abfahrt, Team-Kombi) wegen des gleichen Deliktes  14 Monate gesperrt. 

Erst im letzten Winter kehrte die US-Amerikanerin auf die Piste zurück. Dieser Tage erst wurde der ehemalige 100-Meter-Weltmeister Fred Kerley suspendiert, weil er drei Tests verpasst hat. Der spanische Topläufer Mohamed Katir wurde für zwei Jahre gesperrt.

  • Wie reagiert der österreichische Rodelverband?

Präsident Markus Prock hätte sich in dieser Angelegenheit mehr Unterstützung seitens des Weltverbandes FIL erwartet.  „Ich bin selber Mitglied der FIL-Exekutiv-Kommission und natürlich emotional befangen, aber wir haben hier aus meiner Sicht eine Sportlerin der internationalen Rodel-Familie schlichtweg im Stich gelassen", so Prock.

AUSSERORDENTLICHE ÖOC-HAUPTVERSAMMLUNG: PROCK

Rodel-Präsident Markus Prock

"Es ging nie darum eine Strafe zu umschiffen, sondern ein faires Urteil zu bewirken." Es herrscht mittlerweile Eiszeit.  „Wir müssen unsere Partnerschaft und Rolle innerhalb des Internationalen Rodelverbandes hinterfragen und werden intern erörtern welche Maßnahmen zu treffen sind.“

"Extrem enttäuscht"

 Cheftrainer Christian Eigentler, der früher selbst beim Weltverband tätig war, meint:  „Ich bin vor allem vom Verhalten der FIL extrem enttäuscht. Sie sagen zwar immer, dass wir eine große Rodel-Familie sind, aber davon sind wir weit entfernt.“

  • Kann das österreichische Team den Ausfall von Egle verkraften?

Mit Egle verliert das österreichische Frauen-Team die Leaderin und Erfolgsgarantin. Die 27-Jährige feierte in ihrer Karriere 14 Weltcupsiegerin und wäre für Cortina 2026 eine heiße Medaillenanwärterin gewesen. In ihrer Abwesenheit ruhen nun die Hoffnungen vor allem auf Lisa Schulte, die 2024 Weltmeisterin wurde.

  • Wird im Spitzensport beim Thema Doping mit zweierlei Maß gemessen?

Definitiv. Das ist aber nichts Neues. Tennis-Star Jannik Sinner, der 2024 eine positive Dopingprobe abgegeben hatte, kam etwa mit einer dreimonatigen Sperre davon.  „Ich empfinde eine 20-monatige Sperre verglichen mit dem, was des Dopings überführte Sportler:innen zuletzt an Strafen ausgefasst haben, als unverhältnismäßig und hochgradig unfair“, sagt Madeleine Egle.

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