20 Monate Sperre: Rodel-Star Madeleine Egle verpasst Olympia

Am vergangenen Donnerstag wurde Madeleine Egle 27. Aber richtig zum Feiern war der Kunstbahnrodlerin nicht zumute. Denn sie wusste schon damals, was in dieser Woche auf sie zukommen würde:
Ein Nackenschlag für sie als Rodlerin, aber noch mehr als Mensch.
Madeleine Egle (*21.August 1998) ist mit Abstand die erfolgreichste österreichische Kunstbahnrodlerin in diesem Jahrtausend. Die Tirolerin feierte bisher 14 Weltcupsiege - so viele wie keine andere heimische Kunstbahnrodlerin.
2 Olympiamedaillen
Bei den Olympischen Spielen war sie Mitglied der österreichischen Teamstaffel, die 2018 Bronze und 2022 Silber gewann. Bei den Winterspielen 2018 war Egle Fahnenträgerin bei der Abschlusszeremonie.
4 WM-Medaillen
Mit dem Team holte die Tirolerin 2021 in Königssee WM-Gold. 2023 gab's es in der Team-Staffel Silber. 2024 gewann Egle Bronze im Einzel, dazu kommt noch eine Bronzemedaille in diesem Jahr im Mixed-Einzel.
3 EM-Goldmedaillen
Madeleine Egle ist dreifache Europameisterin. 2020 sicherte sie sich mit dem Team den Titel, 2024 gewann sie auf ihrer Hausbahn in Innsbruck Gold im Einzel und in der Teamstaffel
Am Montag wurde bekannt, dass Madeleine Egle wegen eines Vergehens gegen die Anti-Doping-Bestimmungen für 20 Monate gesperrt wird. Die Sperre startet rückwirkend mit 1.März 2025.
Damit darf die dreifache Europameisterin im Februar 2026 bei den Olympischen Winterspielen in Mailand-Cortina nicht an den Start gehen.

Der Grund für die Sperre: Madeleine Egle hatte im Jahr 2023 gleich drei Mal einen Dopingtest verpasst und war von den Kontrolloren nicht an dem Ort angetroffen worden, den sie im Doping-Meldesystem ADAMS angegeben hatte.
Das stellt einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Vorschriften dar, der laut den internationalen Bestimmungen mit einer Sperre von bis zu zwei Jahren sanktioniert wird.

Ja, ich habe Fehler gemacht, da meine im ADAMS hinterlegten Aufenthaltsinformationen im Detail nicht korrekt angegeben waren und als Missed Tests bewertet wurden. Das Kontrollsystem, so wichtig es auch ist, hat allerdings seine Tücken, auch was die App betrifft, bei der es immer wieder Schwierigkeiten mit dem Zugriff gab", erklärt Egle.
"Wie eine Schwerverbrecherin"
Das Verfahren zog sich über 20 Monate, die für Madeleine Egle zermürbend waren. "Ich hätte nie mit einer derart harten Bestrafung gerechnet, meine Karriere liegt gefühlt in Trümmern, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll", sagt die Tirolerin, die während ihrer ganzen Karriere keinen positiven Dopingtest abgegeben hatte.
"Es war schon während des Verfahrens eine psychisch ungemein schwere Zeit, vor allem die Hearings waren sehr belastend, ich habe mich phasenweise gefühlt wie eine Schwerverbrecherin."
Madeleine Egle lässt offen, ob sie ihre Karriere fortsetzen wird. Zumindest die seit dem letzten verpassten Dopingtest (20.12.2023) erzielten Erfolge und gewonnenen Medaillen, unter anderem der EM-Titel von 2024, werden nicht aberkannt.
"Ich kann einen Rücktritt nicht ausschließen. Ich empfinde eine 20-monatige Sperre verglichen mit dem, was des Dopings überführte Sportler:innen zuletzt an Strafen ausgefasst haben, als unverhältnismäßig und hochgradig unfair. Es macht den Anschein, dass hier in der Entscheidungsfindung und Beurteilung eine Linie fehlt."
Rodel-Verbandspräsident Markus Prock kann die Härte des Urteils nicht nachvollziehen: "Wir wissen, dass Madeleine Egle eine saubere Athletin ist. Sie hat Fehler gemacht, aber keine die das Urteil, auch wenn das Ausmaß final reduziert wurde, auch nur ansatzweise rechtfertigen. Strafe muss sein, keine Frage, aber in diesen Dimensionen, das ist ein Wahnsinn.
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