Nach der x-ten Verletzung: Ein ÖSV-Olympiasieger lässt sich nicht in die Knie zwingen

In den letzten neun Monaten sind Daniel Huber viele Fragen durch den Kopf gegangen: „Will ich diesen Weg wirklich noch einmal gehen? Tu’ ich mir das echt an? Kann das Skispringen wieder funktionieren?“
Sinnfragen wie diese sind menschlich und mehr als nur berechtigt, wenn einem das widerfährt, was der Team-Olympiasieger von 2022 (Peking) durchmachen musste: Daniel Huber verpasste den ganzen Winter 2024/’25 wegen einer Knorpelfraktur im rechten Knie.
Es war beileibe nicht der erste Rückschlag für den 32-jährigen Salzburger. Kreuzbandriss, Gelenkblockade in der Hüfte, chronische Knieschmerzen – Hubers Verletzungshistorie reicht für mehrere Karrieren.

Daniel Huber gewann 2024 die kleine Kristallkugel für den Sieg im Skiflug-Weltcup
Loch im Knie
Bei der letzten großen OP im Herbst 2024 musste ein kleines Loch im rechten Knie repariert werden. Dabei kam ein neues Verfahren zur Anwendung.
„Mir ist eigener Knorpel entnommen worden, der wurde dann gehäckselt und mit Blutplasma angereichert. Und mit dieser Paste ist dann das Loch gefüllt worden“, erzählt Huber. „Im Idealfall härtet es aus.“
Dieses AutoCart-Verfahren hat schon vielen Patienten wieder auf die Beine geholfen. Aber bei Daniel Huber handelt es sich um einen Topathleten, der vor seiner Verletzung an der Weltspitze war und 2023/’24 den Skiflug-Weltcup gewann.
Und die Kräfte, die auf ein Skispringer-Knie bei der Landung wirken, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung.
Verständlich, dass Daniel Huber vor seiner Rückkehr auf die Sprungschanze großes Muffensausen hatte. „Ich hatte keine Ahnung, was mein Knie macht, wenn ich wieder das erste Mal lande. Ich hatte ungefähr gleich viel Adrenalin, wie vor meinem ersten Skifliegen“, berichtet der Routinier.

Daniel Huber (2.v.links) gewann mit Stefan Kraft, Jan Hörl und Manuel Fettner 2022 in Peking Olympia-Gold im Teamspringen
Olympia im Kopf
Mittlerweile sind die großen Zweifel verflogen. Die ersten zaghaften Sprünge im Sommer haben Daniel Huber gezeigt, dass sich all der Aufwand und die Strapazen der letzten Monate gelohnt haben.
„Ich bin echt zufrieden und es geht voran. Und das ist vor allem für den Kopf extrem wichtig“, berichtet der Salzburger. „Es ist richtig schön, wenn man spürt, dass das noch was werden kann mit dem Skispringen.“
Und genau das ist sein Antrieb. Daniel Huber will nach dem Rückschlag wieder dort landen, wo er schon einmal war. Ganz oben auf dem Podest.
„Ohne die Erfolge hätte ich nach der letzten Verletzung wahrscheinlich nicht weitergemacht“, gibt der Sieger von drei Weltcupbewerben zu. „Dieses Wissen, dass ich aus eigener Kraft gewinnen kann und nicht auf Windglück angewiesen bin, hilft extrem.“
Die ersten Wettkampfsprünge beim Sommer-Grand-Prix sollen der nächste Schritt auf dem Weg zurück sein, der für Stehaufmann Huber nur ein Ziel haben kann: „Die interne Konkurrenz wird zwar nicht weniger, aber ein Olympiastart würde mich reizen.“
Kommentare