Kritik von Ex-ÖSV-Star Hirscher: "Als Skifahrer bist du verkauft"

SKI WELTCUP IN KITZBÜHEL: ABFAHRT DER MÄNNER:: HIERSCHER (AUT)
Der achtfache Gesamtweltcupsieger blickt kritisch auf seine aktive Ski-Zeit zurück: "Ich war Leibeigener von anderen."

Ex-Ski-Star Marcel Hirscher gehört dem Starterfeld des am heutigen Donnerstag beginnenden Erzbergrodeos an. "Es geht um das Erlebnis, um die Erfahrung mit dieser eigentlich unmöglich scheinenden Herausforderung. Für mich ist der Weg das Ziel und ich werde versuchen, so viel Spaß wie möglich am Rennen zu haben", sagte der Salzburger, der mit acht Gesamtweltcup-Siegen in Folge der diesbezüglich erfolgreichste Alpin-Athlet ist.

Hirscher ist seit längerer Zeit ein passionierter Motorrad-Geländefahrer und dabei auch extremen sportlichen Abenteuern nicht abgeneigt. Im vergangenen Jahr zog sich der 33-Jährige bei der Enduro-Rallye Romaniacs in Rumänien einen Beinbruch zu. Im Vorfeld des Events sprach er mit The Red Bulletin auch über seine Zeit als Skifahrer. Dabei fand er durchaus kritische Worte für den alpinen Skizirkus.

"Das Schlimmste für mich war, herauszufinden, wie einseitig mein Weg, wie vorgegeben mein Leben war. Null Spielraum für eigene Entscheidungen", meint Hirscher, "Als Skifahrer bist du verkauft. Das macht etwas mit dir. Ich war auf eine gewisse Art Leibeigener von anderen." Laut dem 33-Jährigen werde sich das aber ändern: "Ich bin über­zeugt, dass ich noch erleben werde, dass man mit Athleten nicht mehr so um­gehen kann wie zu meiner Zeit."

"Skizirkus ist wie Steinzeit"

Er habe sich während seiner aktiven Karriere "absolut an die Schmerzgrenzen des Systems heran­getastet." Im Rückblick könne er sich nicht mehr vorstellen, wie er das ausgehalten habe: "Das Team, mit dem ich unterwegs war, wurde mir vorgesetzt. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass ich es eigentlich selbst zusammenstellen sollte." Es gehe darum "die Suppe selbst auszulöffeln", so Hirscher.

Er selbst möchte nun als Unternehmer den Skisport "maßgeblich und nachhaltig verändern." Dazu gehöre auch "den Sport dort hinzu­treiben, wo er hingehört, Professionalität reinzubringen." Besonders geprägt habe Hirscher ein Besuch in der Formel-1-Fabrik von Red Bull Racing in Milton Keynes: "Da war ich drei Stunden lang sprachlos auf dem Flug nach Hause. Dagegen ist der Skizirkus Steinzeit."

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