Kombi-Star Lamparter: "Es kann passieren, dass unsere Sportart ausstirbt"
Für die Winterspiele 2026 wurde das Starterfeld von 55 auf 36 Athleten reduziert. Doppelweltmeister Johannes Lamparter fürchtet um die Zukunft der Nordischen Kombination.
Wäre Johannes Lamparter heute 14, er würde sich ernsthaft die Sinnfrage stellen und vermutlich eine andere Laufbahn einschlagen. Als Spezialspringer, vielleicht auch als Langläufer, aber ein Nordischer Kombinierer würde wohl kaum mehr aus ihm werden. „Natürlich nimmst du die Sportart, die olympisch ist“, sagt der 20-jährige Doppelweltmeister in der Nordischen Kombination.
Und genau darauf scheint es nach den jüngsten Entwicklungen mit dem Sport des Tirolers hinauszulaufen. Ob die Nordische Kombination, die seit den ersten Winterspielen im Jahr 1924 fixer Programmpunkt ist, 2030 noch olympisch sein wird, muss mittlerweile jedenfalls ernsthaft bezweifelt werden.
Den Kombiniererinnen wurde die Teilnahme an den Winterspielen 2026 in Milano-Cortina verweigert. Zugleich bekamen die Herren die Rute ins Fenster gestellt. Ihr Sport sei zu wenig international und locke bei Olympia kaum Besucher an, monierte das Internationale Olympische Comité (IOC).
Dass die Nordische Kombination innerhalb der olympischen Familie kaum Ansehen genießt, zeigt eine erste drastische Maßnahme: Für die kommenden Spiele 2026 wurde das Starterfeld stark reduziert. Statt wie zuletzt in Peking 55 Athleten dürfen in dreieinhalb Jahren insgesamt nur mehr 36 Nordische Kombinierer antreten – das ist ein Minus von 33 Prozent.
Erlebt die Welt da gerade den schleichenden Tod einer Olympia-Sportart? Werden die Spiele 2026 womöglich der letzte Auftritt der Kombinierer bei Olympia sein?
„Im Moment sehen wir alle ein bisschen schwarz“, sagt Johannes Lamparter. „Es ist ein Schlag ins Gesicht, wenn man mitkriegt, wie die Kombination innerhalb des IOC gesehen wird. Jetzt kann es passieren, dass die Sportart ausstirbt.“
Keine Perspektive
Doppelweltmeister Johannes Lamparter steht mit seinem Pessimismus nicht alleine da. Teamkollege Lukas Greiderer gibt offen zu, dass er sich große Sorgen um die Zukunft der Nordischen Kombination macht. „So zerstört man eine Sportart. Ich habe das Glück, dass die Spiele 2026, wenn’s vielleicht das letzte Mal sein wird, mit meinem Karriereende zusammenfallen. Mir tun vor allem die jungen Athleten leid“, sagt der Olympia-Dritte von Peking.
Wie solle sich ein Nachwuchssportler angesichts dieser düsteren Aussichten noch für die Nordische Kombination begeistern können? Viele Kombinierer von übermorgen könnten deshalb bald schon den Absprung Richtung Spezialskispringen machen.
„Wenn ich heute 17 bin und Kombinierer – was habe ich da überhaupt noch für Perspektiven?“, fragt Lukas Greiderer und gibt die Antwort selbst. „Die Spiele 2026 werden sich nicht mehr ausgehen, und 2030 ist die Kombi dann vielleicht schon gar nicht mehr olympisch“, sagt der Absamer. Und Johannes Lamparter fürchtet: „Es werden dadurch einige Talente verloren gehen.“
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