Wenn in zehn Jahren über die 81. Hahnenkammrennen gesprochen wird, an was werden sich die Ski-Fans dann wohl erinnern?
Im Idealfall daran, dass damals, in diesem verfluchten Corona-Winter 2021, das einzige Mal in der Geschichte dieser traditionellen Veranstaltung keine Zuschauer erlaubt waren. Mit dem Super-G-Sieg von Vincent Kriechmayr endete am Montag ein verlängertes Streif-Wochenende, das sich in dieser Form hoffentlich nie mehr wiederholen wird. Was fiel positiv auf, wer fiel unten durch?
Der KURIER zieht Bilanz.
Positiv
Vincent Kriechmayr
Die Riesen-Rückstände in den beiden Abfahrten (9. und 17.) hatten den Oberösterreicher frustriert und ratlos zurückgelassen. Kriechmayr zog seine Lehren aus den schlechten Rennen und gab im Super-G für sich die Devise aus: „Besser ich scheide aus, als ich schwinge im Ziel mit zwei Sekunden Rückstand ab.“ Der Mut zum Risiko machte sich bezahlt. Mit seinem ersten Sieg auf der Streif übernahm der 29-Jährige auch die Führung im Super-G-Weltcup.
Beat Feuz
Hurra, die Gams. Nach vier zweiten Plätzen durfte der 33-jährige Schweizer endlich die goldene Gams in den Händen halten, die jeder Hahnenkammsieger neben einer eigenen Gondel erhält. Seine beiden Trophäen stellte der Wahl-Tiroler für jedermann sichtbar ans Fenster seines Hotelzimmers.
Matthias Mayer
2, 3, 3 – der Kärntner ist ein Muster an Konstanz, wie die drei Podestplätze auf der Streif belegen. Im Super-G reichte es trotz eines kapitalen Fehlers für den dritten Rang hinter dem Schweizer Marco Odermatt. Für Doppel-Olympiasieger Mayer der Beleg, dass zwei Wochen vor dem WM-Super-G in Cortina „der Grundspeed passt. So kann’s weitergehen.“
Kitzbüheler Ski Club
Die Verantwortlichen vom Kitzbüheler Ski Club (KSC) sind Meister des Improvisierens und finden scheinbar für jedes Problem eine Lösung. Anderswo wäre der Super-G abgesagt worden, aber OK-Chef Michael Huber setzte sich dafür ein, das Rennen am Montag durchzuführen. Im Wissen, dass dadurch das finanzielle Loch noch größer ausfallen wird. Aber natürlich kannte Huber auch die Statistik: Montag-Rennen in Kitz’ endeten immer mit einem österreichischen Sieg.
Christof Innerhofer
Dem Südtiroler gebührt ebenfalls eine Gams: Für das gelungene Comeback nach einer Covid-Infektion. Erst am Mittwoch hatte der Routinier grünes Licht für einen Start bekommen, nachdem er zwei Wochen in Quarantäne war. Innerhofer meldete sich mit vierten Plätzen in Abfahrt und Super-G zurück.
Die zweite ÖSV-Garde
Österreichs Speedteam nimmt Fahrt auf, wie Christian Walders fünfter Platz im Super-G zeigt. Stefan Babinsky (7. im Super-G) und Daniel Hemetsberger (10. in der Abfahrt) fuhren ihre besten Weltcupergebnisse ein.
Negativ
Die Atmosphäre
Das triste Ambiente im Ziel erinnerte an ein Schul-Skirennen. Eine Hahnenkammabfahrt ohne Zuschauer und den obligaten Klangteppich aus Anfeuerungsrufen und Applaus ist wie eine Streif ohne Mausefalle und Steilhang.
Der Zielsprung
Schon nach dem ersten Training wiesen die Läufer auf den hohen Luftstand und die Gefahren des Zielsprungs hin. Es brauchte erst den wilden Sturz von Urs Kryenbühl, der sich schwere Verletzungen zuzog, damit der Sprung entschärft wurde.
Kjetil Jansrud
Der Vorjahressieger im Super-G blieb mit den Rängen 18 und 26 in der Abfahrt weit unter seinen Möglichkeiten, im Super-G kam der Norweger nicht ins Ziel. Als Jung-Papa scheint Jansrud, der in diesem Winter viele Teamkollegen durch Verletzungen verlor, nicht mehr Kopf und Kragen riskieren zu wollen.
TV-Nebengeräusche
Erinnern sie sich noch an die Vuvuzelas? Diese nervtötenden Tröten, die 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika in aller Fan-Munde waren? Ähnlich irritierend und lästig waren die Hintergrundgeräusche aus Glocken, Tröten und Klatschen, mit denen während der TV-Übertragung die Fahrten unterlegt wurden.
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